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Cornwall, Mitte des 18. Jahrhunderts: Eloises Verlobter Ryan kehrt von einer Reise in die Kolonien nicht mehr zurück – der grausame Pirat Dark Flynn hat ihn auf dem Gewissen. Eloise kann Ryans Tod nicht verwinden, dennoch willigt sie einige Jahre später schweren Herzens in die arrangierte Ehe mit einem reichen Plantagenbesitzer ein, um das Vermögen der Familie zu retten. Aber dann wird das Schiff, das sie zur Vermählung bringen soll, von ebenjenem Dark Flynn überfallen. Eloise brennt auf Rache – doch der Pirat verwirrt sie zusehends …

 

  Autor: Rebecca Michéle
Verlag: Droemer-Knaur
Erschienen: Februar 2010
ISBN: 978-3-426-50506-9
Seitenzahl: 368 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Die 16-jährige Eloise Gilbert und der gleichaltrige Ryan Mitchell lieben sich, aber ihre Eltern sind gegen eine Verbindung. Deshalb wird Ryan von seinem Vater auf eine längere Seereise in die Kolonien geschickt, von der er nicht mehr wiederkehrt. Stattdessen erreicht Eloise die Kunde, dass der berüchtigte Pirat Dark Flynn Ryans Schiff gekapert und ihn getötet hat.
Nach zehn Jahren hat Eloise ihre große Liebe noch immer nicht vergessen, lehnte bislang jeden Heiratsantrag ab. Eines Tages wird ihr von ihrem Vater eröffnet, dass er kurz vor dem Ruin steht und Eloise den reichen Plantagenbesitzer David Morgan ehelichen muss. Schweren Herzens willigt sie ein und findet sich bald gemeinsam mit ihrer Zofe Kate auf dem Weg nach Jamaika, wo sie ihren Verlobten heiraten soll. Unweit ihres Ziels jedoch wird das Schiff von Piraten angegriffen. Man überwältigt die Mannschaft und kidnappt Eloise mitsamt ihrer Zofe. Wenig später steht Eloise dem Anführer der Piraten gegenüber. Es ist kein Geringerer als Ryans Mörder, Dark Flynn! Während sie ihm ihren Hass ins maskierte Gesicht schleudert, kommt sie nicht umhin, seine wohlgestaltete Erscheinung zu registrieren. Auch scheint er sanftmütiger zu sein als bisher angenommen, und die Bewunderung, die seine Mannen ihm entgegenbringen, ist unübersehbar. Dies führt dazu, dass Eloise gegen ihren Willen Gefühle für den Freibeuter entwickelt, die nicht sein dürfen. Denn allzu bald wird ihr Verlobter sie auslösen …


Stil und Sprache
Bei der momentanen Flut der paranormalen Romances sind Piraten-Liebesromane selten geworden. Wenngleich ich selbst gerne Geschichten von Vampiren, Werwölfen und Co. lese, war ich freudig überrascht, als ich “Geliebter Freibeuter“ entdeckte. Noch dazu entspringt das Buch der Feder einer deutschen Autorin, die mir nicht unbekannt ist, da ich schon einmal einen sehr unterhaltsamen Liebesroman von ihr zu lesen das Vergnügen hatte. Und auch dieses Mal wurde ich nicht enttäuscht. Dass sich Rebecca Michéle gründlich auf ihr Buch vorbereitet hat, ist offenkundig, denn Begriffe wie Brigantine, Fockmast, Vorbramsegel oder Vorderkastell schüttelt man nicht so nebenbei aus dem Ärmel. Mit dem Einsatz eines allwissenden Erzählers entschied sie sich für eine nicht alltägliche Erzählform, die sie höchst routiniert anwendet. Mit flüssigem Schreibstil und bildhafter Sprache schafft sie es sehr gut Spannung aufzubauen, sowie ruhige und rasante Szenen miteinander zu verknüpfen. Manches ist zwar etwas vorhersehbar, andere Ereignisse wissen dagegen zu überraschen. Mehrere Handlungsstränge, die parallel laufen, werden am Ende miteinander verknüpft. Für eine Geschichte, die Mitte des 18. Jahrhunderts spielt, sind zudem die Dialoge nicht zu modern geraten. Gelungen sind auch die Beschreibungen Jamaikas und einer weiteren karibischen Insel, die die Umgebung vor dem geistigen Auge entstehen lassen.

Dramatisch und aufwühlend, romantisch und prickelnd, sowie nachdenklich und tiefsinnig ist der Plot sehr abwechslungsreich gestaltet. Michéle widmet einen Großteil der Anprangerung des zur damaligen Zeit praktizierten menschenverachtenden Sklavenhandels, womit sie für einen beeindruckenden Hintergrund sorgt. Leider wurde mein Lesevergnügen durch eine Unzahl von Rechtschreibfehlern getrübt. Alle paar Seiten war ich gezwungen, aufgrund vergessener oder unnötiger zusätzlicher Buchstaben bzw. Wörter, die betroffenen Sätze mehrmals zu lesen, um ihren Sinn verstehen zu können. Eine Tatsache, die weniger der Autorin, als vielmehr dem Lektorat anzukreiden ist.


Figuren
Eloise wuchs sehr behütet und von den Problemen außerhalb ihrer Heimat Cornwall abgeschottet auf. Die Abenteuer, die sie erlebt, lassen sie reifen, machen aus ihr eine patente und ernstzunehmende Heldin. Sie begegnet dem Mörder ihres Liebsten verständlicherweise zunächst hasserfüllt und kratzbürstig. Wie sie sich gegen ihren Willen allmählich in Dark Flynn verliebt und ihr diesbezügliches Verhalten sind nachvollziehbar erzählt. Auch wenn sich das Verhältnis zu ihm mit der Zeit ändert, verliert sie nicht ihre Pflichten aus den Augen. Es dauert zwar eine Weile, doch schließlich handelt sie beherzt und überaus mutig.
Dark Flynn, der stets eine Maske trägt, wirkt sehr lange geheimnisvoll, agiert eher im Hintergrund. Viele seiner Taten erfährt man zunächst über Dritte, und es dauert eine geraume Zeit, bis man ihn einzuschätzen vermag. Dann jedoch kommt er authentisch und sehr sympathisch daher.

Die meisten der Nebenfiguren sind dreidimensional gelungen und entwickeln sich im Lauf der Geschichte in teilweise unvorhersehbare Richtungen. So weiß Eloises Verlobter, David Morgan, genauso zu überraschen wie der raubeinige Seemann Cubert oder der jamaikanische Gouverneur Trelawny. Die erstaunlichste Entwicklung jedoch macht Eloises loyale Zofe Kate durch. Sie mutiert von einer zurückhaltenden Angestellten zu einer selbstbewussten Frau.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch präsentiert sich mit einem Cover, dem man auf den ersten Blick ansieht, welche Geschichte sich dahinter verbirgt. Ein spärlich bekleidetes, gut aussehendes Paar liegt sich in den Armen und wirft sich leidenschaftliche Blicke zu. Das Aussehen der beiden erinnert sehr an die Hauptfiguren, was mir immer gut gefällt. Im Hintergrund sind ein Segelschiff und die See zu erkennen, von einem romantischen Sonnenuntergang in orangefarbenes Licht getaucht. Die zwei Liebenden befinden sich auf einem historischen Schiff, wie man an der hölzernen Reling rechterhand sieht.

Der Text ist in einen Prolog, 24 Kapitel und einen Epilog eingeteilt.


Fazit
“Geliebter Freibeuter“ ist abwechslungsreiche Liebesromankost mit ernstem Hintergrund. Rebecca Michéle überzeugt mit gelungenen Figuren, flüssigem Schreibstil und beeindruckend angewandter Erzählform und versteht mit dem Piratenthema nostalgische Leseerinnerungen zu wecken. Eine Gesamtbewertung von 4,5 Sternen wäre durchaus angemessen, allerdings veranlasst mich die hohe Fehlerquote zu einem halben Stern Abzug.


4 Sterne


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