Nach seinen Abenteuern in Indien segelt Richard Sharpe an Bord eines englischen Handelsschiffes zurück nach Europa. Schon nach kurzer Zeit auf See überschlagen sich die Ereignisse. Sharpe gerät in die Hände der Franzosen und wird kurz darauf von dem englischen Kapitän Chase befreit. Dieser jagt das französische Kriegsschiff Revenant, das brisante Dokumente an Bord hat. Sharpe schließt sich der Jagd an. Doch am Kap von Trafalgar hat sich die Kriegsflotte der Engländer unter Admiral Nelson gesammelt - die größte Seeschlacht der englischen Geschichte steht bevor, und Nelson braucht jeden Mann.
Autor: Bernard Cornwell Verlag: Luebbe Erschienen: 28. November 2009 ISBN: 978-3-404-16369-4 Seitenzahl: 402 Seiten |
Die Grundidee der Handlung
Sharpe wurde zu den 95th Rifles, einem Scharfschützenregiment, strafversetzt - wie er findet. Auf eigene Kosten muss er heim nach England reisen. Die Calliope scheint da eine gute Wahl zu sein, wie ihm auch Captain Chase in Bombay bestätigt. Dumm nur, dass Anthony Pohlmann und ein Lord William Hale nebst Gattin mit ihm segeln. Der Lady kann er nicht widerstehen, genauso wenig wie sie ihm. So versüßt die heimliche Liebe die langweiligen Tage auf See. Durch Verrat fällt die Calliope in die Hände des französischen Kriegsschiffes Revenant, das auf dem Weg nach Frankreich ist. Chase, der dieses Schiff mit seiner Pucelle verfolgt, befreit den Ostindienfahrer wieder und versucht Sharpe an Bord seines Kriegsschiffes zu pressen. Erst als klar ist, dass seine Lordschaft und Lady Grace ebenfalls mit der Pucelle die Heimreise fortsetzen, willigt Sharpe ein, das Schiff zu wechseln. So schafft er es mal wieder an einer berühmten Schlacht aus der Napoleonischen Zeit teilzunehmen. Glück oder Pech - wer vermag das zu entscheiden?
Stil und Sprache
Der Autor verzichtet im vorliegenden Band auf das bisher übliche dramatische Eingangsereignis. Er führt nur die handelnden Personen zusammen und verhindert damit, dass manche Geschehnisse auf See zu konstruiert wirken. Sprachlich ist er wieder voll auf der Höhe. Ich staune immer wieder, wie gut es ihm gelingt unterhaltend zu sein, aber nicht in einen banalen Erzählstil abzugleiten. Die Langeweile der ca. dreimonatigen Überfahrt führt er sehr eindringlich vor Augen. Und, obwohl eigentlich nichts passiert, liest man gerne weiter, gleitet durch die "Wellen der Handlung". Ja, bis dann der Überfall geschieht – jetzt wirds brenzlig und die Spannung wird auf diesem hohen Niveau gehalten, auch während der Verfolgung der Revenant durch ihr Schwesterschiff, die Pucelle. Man spürt regelrecht die Anspannung der Schiffsbesatzung und fiebert mit ihr. Wird die Pucelle den Franzosen einholen? Und noch zur rechten Zeit? An der Schlacht von Trafalgar meint man gar selbst teilzunehmen. Als Fan von Horatio Hornblower habe ich schon manche Schlachten auf See erlebt, aber diese hier stellt alles bisher gelesene in den Schatten. Wortgewaltig und ausgesprochen brutal berichtet der Autor davon, spart kein noch so grausiges Detail aus, und doch kann man sich dem Grauen nicht entziehen, muss geradezu zwanghaft weiter lesen bis zum bitteren Ende. Chapeau!
Figuren
In den drei vorhergehenden Büchern spielt neben Richard Sharpe immer auch Arthur Wellesly eine Hauptrolle, schließlich ist der Held Sharpe Teil seiner Armee, rettet ihm sogar das Leben. In diesem Roman muss Sharpe keine Helden neben sich dulden. Er trifft zwar auf einen alten Bekannten, Pohlmann, aber der ist nur eine Randfigur, ebenso wie alle anderen handelnden Personen. Sie sind dennoch voller Leben und gut charakterisiert. Mit einer Ausnahme und das ist ausgerechnet Sharpes Geliebte Lady Grace. Sie ist nicht nur blass und ätherisch von Angesicht, sondern bleibt auch als Person recht blass. Überhaupt ist diese Liebesgeschichte schwer einzuordnen - wurde sie eingefügt, um die Überfahrt zu beleben oder zu zeigen wie es sich so als Oberschichten-Lady um 1800 herum gelebt hat? Da die Geschichte dieses Mal mit einem Cliffhanger endet, lässt sich das jetzt noch nicht sagen.
Dieser Band hätte volle 5 Sterne verdient, wenn da nicht Sharpes zunehmend ambivalenter Charakter wäre. Ich habe durchaus nichts gegen Helden einzuwenden, die ihre eigenen Vorstellungen von Recht und Gesetz haben, solange die sich moralisch irgendwie rechtfertigen lassen, hier aber kann ich die Motive, die zum Tod zweier Menschen führen, zwar noch nachvollziehen, aber nicht mehr gutheißen. Bleibt nur zu hoffen, dass sich Sharpe wieder seiner Menschlichkeit besinnt, sonst würde es mir keinen Spaß mehr machen seine Abenteuer zu lesen. Eindeutiger Sympatieträger ist deshalb Captain Chase, der Kapitän der Pucelle. Im nächsten Band gibt es sicherlich noch mehr Abenteuer, an denen er beteiligt sein wird.
Aufmachung des Buches
Die Aufmachung des Taschenbuchs folgt dem bekannten Muster: Titel und Name des Autors in goldenen Lettern vor der hochdramatischen Darstellung der Schlacht von Trafalgar. Der Wiedererkennungswert ist daher gegeben. Die Karte im Inneren gibt eine gute Übersicht der an der Schlacht beteiligten Schiffe und der von Lord Nelson verfolgten Strategie. Ein Glossar der wichtigsten nautischen Begriffe wäre aus Sicht der "Landratten" allerdings wünschenswert gewesen. Die wie immer humorvollen und informativen historischen Anmerkungen schließen das Buch ab.
Fazit
Wie also dieses Buch bewerten, das alles hat, was eine gute Abenteuergeschichte benötigt? Trotz aller Kritik: Unbedingt lesen, die Schilderung der Schlacht von Trafalgar sucht ihresgleichen und sollte man nicht versäumen.
Hinweise
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Backlist:
Band 1: Sharpes Feuerprobe
Band 2: Sharpes Sieg
Band 3: Sharpes Festung