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Kategorie: Ab 12 Jahre

"Becky, hast du dir eigentlich mal überlegt, dass Lucian vielleicht...kein...Mensch ist?" Ich senkte den Kopf. "Nein" flüsterte ich. Aber was ich dachte, war: Ja.

Immer wieder taucht er in Rebeccas Umgebung auf, der geheimnisvolle Junge Lucian, der keine Vergangenheit hat und keine Erinnerungen. Sein einziger Halt ist Rebecca, von der er jede Nacht träumt. Und auch Rebecca spürt vom ersten Moment an eine Anziehung, die sie sich nicht erklären kann. So verzweifelt die beiden es auch versuchen, sie kommen nicht voneinander los. Aber bevor sie noch erfahren können, was ihr gemeinsames Geheimnis ist, werden sie getrennt. Mit Folgen, die für beide grausam sind. Denn das, was sie verbindet, ist weit mehr als Liebe.

 

Lucian  Autor: Isabel Abedi
Verlag: Arena
Erschienen: 09/2009
ISBN: 978-3401062037
Seitenzahl: 553 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Rebecca ist ein ganz normaler Teenager, sie lebt mit ihrer Mutter und deren Freundin in Hamburg. Dass ihr etwas fehlt, merkt sie nicht, bis sie eines Nachts einen Jungen vor ihrem Haus stehen sieht. In den folgenden Tagen taucht Lucian immer wieder in ihrer Nähe auf und beide spüren, dass der andere ihn wie magisch anzieht. Aber alle in Rebeccas Umgebung versuchen zu verhindern, dass sie Lucian näher kennenlernt. Ihre Freunde halten ihn für einen durchgeknallten Stalker, ihr Exfreund ist rasend eifersüchtig und ihre Mutter verschweigt auch etwas. Ehe sie genau herausfinden kann, um was es hier eigentlich geht, eskaliert die Situation und Rebecca wird zu ihrem Vater nach Los Angeles „abgeschoben“. Dort setzen sich die geheimnisvollen Ereignisse fort und Rebecca muss alles daransetzen, das Geheimnis zu ergründen, das sie und Lucian für immer verbindet.


Stil und Sprache

Isabel Abedi hat sich hier eine wunderschöne Liebesgeschichte ausgedacht und diese jugendgerecht umgesetzt. Vor dem Hintergrund eines normalen Teenageralltags mit allen Höhen und Tiefen versteht sie es, geschickt einige paranormale Elemente so einzubauen, dass sie weder aufgesetzt noch überhaupt ausgedacht wirken, nein, es könnte eigentlich wirklich so sein … und alles ganz ohne die zur Zeit allgegenwärtigen Vampire! Eine kluge Idee, die hier natürlich nicht verraten werden soll, das muss sich schon jeder selbst erlesen.

Trotz des Umfangs des Buches passiert auch eigentlich gar nicht so viel, trotzdem gibt es einen Spannungsbogen, dem man sich schwer entziehen kann. Auch als Erwachsener kann man mit Rebecca mitfühlen, sich durch ihr manchmal hochgradig kompliziertes Teenagerleben arbeiten und lange auf die Auflösung des Rätsels um Lucians Existenz warten. Denn sein Geheimnis wird wirklich erst gegen Ende gelüftet, ohne dass einem als Leser das Warten jedoch langweilig wird. Sehr liebevoll geht Isabel Abedi mit den Details um, baut ihre Handlung auf und treibt sie auf den spektakulären Höhepunkt am Ende zu. Dabei nutzt sie viele schöne Metaphern und bildhafte Vergleiche, gleichzeitig bleibt sie in ihrer Ausdrucksweise modern und jugendlich.

Einziges (kleines) Manko in meinen Augen: Das Ende der Geschichte geht mir etwas zu schnell, da wird kurz abgehandelt, was eigentlich mehr Raum benötigen würde, hier wäre etwas mehr Liebe zum Detail schön gewesen.


Figuren

Rebecca ist die Hauptperson und sie berichtet aus der Ich-Perspektive. Sie ist ein echtes Durchschnittsmädchen, nicht überirdisch schön oder mit speziellen Talenten gesegnet wie so manche andere Heldin. Allein diese Tatsache macht sie sympathisch, ebenso wie ihr Umgang mit Freundin Suse und ihrer sonstigen Umgebung. Sie hasst ihren Englischlehrer, findet Suses Angebeteten furchtbar und liebt ihre Mutter sowie ihre „Stiefmutter“ Spatz trotz aller Streitereien abgöttisch. Wie auch alle anderen Figuren hat sie ein echtes Eigenleben entwickelt, ist jetzt schon eine runde Persönlichkeit voller liebenswerter Charakterzüge. Man merkt deutlich, dass Isabel Abedi sich mit ihr auseinandergesetzt hat, ebenso wie mit den zahlreichen Nebenakteuren wie etwa dem Englischlehrer Tyger oder Rebeccas kleiner Stiefschwester Val. Sie alle werden vor dem inneren Auge des Lesers lebendig und erfüllen auch die Geschichte mit Leben.
Einzig Lucian verschließt sich dem Leser ein wenig, hat er doch keine Erinnerungen, keine Vergangenheit und somit auch zumindest zu Beginn wenig Persönlichkeit. Er muss erst herausfinden, wer er ist und was er mag und was nicht. Dabei ist schon allein die Schilderung seiner speziellen Essensvorlieben, die er so nach und nach herausfindet, ein Schmunzeln wert und macht auch ihn unschlagbar sympathisch.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch hat einen anthrazitfarbenen Schutzumschlag, darauf ist in großer weißer, leicht in rosa übergehender Schrift nur der Titel zu sehen, außerdem eine weiße Feder. Der Name der Autorin ist in rot und wesentlich kleiner gedruckt. Das Cover passt sich stilistisch den bisherigen Büchern der Autorin an und hat damit einen hohen Wiedererkennungswert. Ein Lesebändchen vervollständigt die hochwertige Ausstattung.


Fazit

Eine wunderbar gefühlvolle Geschichte über Liebe und Freundschaft, Vertrauen und Erwachsenwerden - keineswegs nur für Jugendliche geeignet - mit einer tollen, ungewöhnlichen Grundidee. Das Ganze ist mitreißend und federleicht erzählt, dazu noch rundum gelungen aufgemacht, einfach ein echtes Lesevergnügen. Nur aufgrund des minimal schwächelnden Endes keine volle Punktzahl von mir.


4 5 Sterne


Hinweise
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