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Kategorie: Fantasy, Mystery, Vampire

Mit seinen „Elfen“-Romanen begeisterte Bernhard Hennen unzählige Fans. In „Nebenan“ führt er in ein faszinierendes Reich, das von Hexen, Werwölfen und anderen phantastischen Geschöpfen bevölkert wird. Durch ein Weltentor gelangen eines Tages finstere Übeltäter von „Nebenan“ in unsere Gegenwart: der geheimnisvolle König der Erlen und rabiate Trolle, die die Menschen in Angst und Schrecken versetzen. Nur eine Gruppe wagemutiger Helden stellt sich ihnen entgegen ... Ein fulminantes Fantasy-Abenteuer aus der Feder des deutschen Bestseller-Autors.

 

  Autor: Bernhard Hennen
Verlag: Piper
Erschienen: 12/2002
ISBN: 978-3492266499
Seitenzahl: 540 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Ein paar Studenten öffnen durch ein "missglücktes" Samhain-Ritual in der Eifel ein Tor nach "Nebenan", einer Parallelwelt, in der all die finsteren Märchen, Legenden und Mythen der Menschheit lebendig sind. Nun ist es an Dauerstudent Till und einigen durchgeknallten Heinzelmännchen, der Invasion obskurer Fabelwesen Herr zu werden, bevor sie Köln und die ganze Welt ins Chaos stürzen.
Zugegeben, anfangs war ich skeptisch was diesen Roman betrifft: Fantasy in Köln? Heinzelmännchen? So abstrus die Handlung im ersten Moment auch anmuten mag, es funktioniert! Bernhard Hennen hat diese außergewöhnliche Idee absolut liebenswürdig umgesetzt. Erst mit der Lektüre begonnen, wird der Leser dieses Buch so schnell nicht mehr aus der Hand legen!


Stil und Sprache
Bernhard Hennen bedient sich in „Nebenan“ eines flüssigen und gut verständlichen Sprachstils. Die Dialoge sprühen vor Wortwitz und tragen stark zur Charakterisierung der handelnden Figuren bei. So bedienen sich beispielsweise die Heinzelmännchen eines eher proletarischen Jargons, während die Bösewichte Erlkönig und Cagliostro einen etwas persiflierten aristokratischen Sprachstil pflegen.
Die Handlung des Romans ist linear und wartet immer wieder mit Perspektivwechseln auf, die dem Leser die verschiedenen Charaktere und ihre Motive näher bringen.


Figuren
Hennen verarbeitet in Nebenan so ziemlich alles, was die fantastische Literatur an Motiven zu bieten hat. Dies beginnt bei Grimms Märchenfiguren und endet bei den Ausgeburten der modernen Fantasy-Szene. Dabei spielt Hennen geschickt mit den allseits bekannten Stereotypen, lässt seine Charaktere  aber auch immer wieder etwas Unvorhergesehenes tun. So vermeidet er, dass diese zu tief ins Klischee abdriften. Auch die Kölner Chiceria, der katholische Klerus, Polizei und Politik bekommen so im Laufe der Handlung geschickt ihr Fett weg.
Die Charaktere, Gut wie Böse, wirken durchweg sympathisch und wachsen dem Leser schnell ans Herz. Meine ganz persönlichen Favoriten sind hierbei der überhebliche Erlkönig, der sich als Ökoterrorist versucht, der Hochstapler -äh- Magier Cagliostro, der Alt-Hippie-Ritter Oswald von Wolkenstein, sowie die aus Grimms „Hänsel und Gretel“ entlehnte Lebkuchenhaushexe Knusper.
Alle handelnden Charaktere werden übrigens am Anfang des Buches in einem „Dramatis Personae“ vorgestellt.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Buches ziert ein Heinzelmännchen vor dem Kölner Dom im Stil einer Computeranimation. Auch wenn dies inhaltlich sehr gut passt, gefällt mir diese Art von Design nicht. Das ganze erinnert mich zu sehr an Animationsfilme á la Shrek, was wahrscheinlich auch beabsichtigt ist. Außerdem habe ich mir die Heinzelmänner immer anders vorgestellt.
Der Aufmachung des Inhalts ist, mal abgesehen vom oben genannten „Dramatis Personae“ und den Heinzelmännchen-Applikationen am Beginn eines jeden Kapitels, nichts Besonderes.


Fazit
Auch wenn der Text des Backcovers nach Ausverkauf eines mittlerweile erfolgreichen Autors schreit, hat Hennen mit „Nebenan“ ein absolut kultverdächtiges Unikat im deutschsprachigen Fantasy-Genre geschaffen. Dabei braucht er sich nicht hinter internationalen Szenegrößen der humoristischen Fantasy, wie beispielsweise Terry Pratchett, zu verstecken.
„Nebenan“ ist einfach nur witzig, ohne dabei zu sehr in den Bereich des Klamauks abzudriften. Wegen des hohen Wiedererkennungswertes der Figuren ist der Roman auch für Nicht-Fantasy-Fans sehr zu empfehlen - alles was man braucht ist Humor und ein bisschen Fantasie. Volltreffer!


5 Sterne


Hinweise
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