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Eine Kur? Ein paar Glas Wasser am Tag … Einundzwanzig Tage regelmäßiges, sorgenfreies Leben, ohne Bier, ohne Wein, ohne schwere Saucen …
Folterqualen für den beleibten Kommissar – aber auch ein geruhsames Leben, bis zu dem Tag, an dem die Frau in Lila ermordet wird.

 

  Autor: Georges Simenon
Verlag: Diogenes
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3-257-23867-9
Seitenzahl: 196 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Maigret genießt gerne, vor allem aber gutes Essen und guten Wein. Nach einem Besuch bei seinem alten Freund Pardon schickt dieser ihn auf eine Kur nach Vichy. Dort soll er ohne die erwähnten Genussmittel entspannen und entschlacken. Zusammen mit seiner Frau gewöhnt er sich schnell an den anderen Rhythmus. Sie gehen jeden Tag dieselben Strecken, beobachten die anderen Leute und leben in den Tag hinein. Doch was wäre Maigret ohne einen Mordfall. Die Dame in Lila, eine Frau, die den beiden schon öfters aufgefallen war, wurde in ihrem Haus erdrosselt aufgefunden. Ein ehemaliger Mitarbeiter Maigrets, Lecoeur, der nun in Clermont-Ferrand Kommissar ist, wurde mit dem Fall betraut. Da Maigret berufsbedingt eher zu den neugierigen Menschen zählt, zeigt er natürlich auch hier, während seiner Kur, steigendes Interesse für die Dame in Lila. Und für Lecoeur ist es eine Selbstverständlichkeit, seinen ehemaligen Chef, den er immer noch so nennt, quasi als Berater dabei zu haben. Gemeinsam versuchen die Beiden hinter das Geheimnis dieser Frau zu kommen, denn zweifelsfrei war dies kein Raubmord oder schlimmeres. Rein Intuitiv, denn es gibt nicht viele Personen, die die Tote kannten, versucht Maigret zu ergründen, wer sie war und warum es soweit kommen musste. Auch ihre Schwester scheint bei dem Drama eine Rolle zu spielen. Doch am Ende steht immer die Frage: Wer war der Mörder?


Stil und Sprache
Georges Simenon gilt als der Meister des knappen Wortes und der großen Atmosphäre. Auch diesmal erfüllt er diese Erwartung aufs Vortrefflichste. Er lässt seinen Star, Kommissar Maigret, während eines Kuraufenthaltes in Vichy einem Fall beiwohnen, aber diesmal eben nicht aktiv ermitteln. Es beginnt so ruhig, wie man sich eine Kur vorstellt. Lange Spaziergänge, mit immer den selben Zielen und den selben Personen, die sich begegnen. Schon in den ersten Kapiteln steckt die Grundaussage der Geschichte. Eine Dame, die den beiden Maigrets öfters aufgefallen ist, wird ermordet aufgefunden. Obwohl Maigret die Dame in Lila, wie er sie nennt, bekannt ist, kennt er sie in Wirklichkeit nicht. Und in der Anonymität des Kurortes, mit seinen ständig wechselnden Gästen, scheinen auch nur wenige andere sie zu kennen. Simenon lässt Maigret diesmal aber nicht aktiv eingreifen, ein ehemaliger Mitarbeiter Maigrets ist für den Fall zuständig und der Kommissar aus Paris ist nur der prominente Gast. Allein durch Beobachtungen und die Gespräche mit seinem Kollegen kommen die beiden hinter das Geheimnis der Toten. Wie gewohnt steigert Simenon die Spannung allmählich bis zum Höhepunkt. Er beginnt wie bei einem langsamen Spaziergang mit gemütlichen Rundumblicken und scheint aufs Ende zurennen zu wollen. Dabei nutzt er wieder seine liebevollen Beschreibungen der Orte, Personen und Szenen, um eine außergewöhnliche Atmosphäre zu schaffen. Das Bild der Kurgesellschaft in Vichy ist dabei in einer Lebendigkeit im Kopf des Lesers, dass man meinen könnte, man war schon dort und kennt die Gegend und die Leute. Und man muss es als Besonderheit hervorheben: dies alles sagt er in wenigen und einfachen, aber das Geschehen auf den Punkt bringenden Worten.


Figuren
Über Kommissar Maigret habe ich ja bereits einiges in den vorangegangenen Rezensionen geschrieben, doch trotzdem bleibt die Person mit jedem weiteren Band interessant. Jedes Mal lernt man neue Züge an dem sympathischen Franzosen kennen. Diesmal muss er mit sich selbst kämpfen. Quasi gegen seine Neugier, die er berufsbedingt besitzt. Er ist in Vichy nur Gast, auch wenn sein ehemaliger Mitarbeiter Lecoeur ihn Anfangs mehr einbinden möchte. Maigret kämpft mit sich, findet aber einen Weg, die Ermittlungen doch zu begleiten und hilft so mit seinem Scharfsinn bei der schnellen Aufklärung des Falles. Ein großes Lob gebührt hier seiner Frau. Sie erträgt Maigrets Liebe zu seinem Beruf und die damit verbundenen Einschränkungen mit stoischer Ruhe und Geduld. Sie kennt ihren Mann, weiß wie hin- und hergerissen er ist und lässt ihm entsprechenden Freiraum. Sie begibt sich sozusagen in den Hintergrund, das nenne ich wahre Liebe. Interessant ist auch, was Maigret bei seinen ehemaligen Kollegen und jungen Polizisten, die ihn eigentlich gar nicht kennen, für einen Stellenwert hat. Seine Meinung hat Gewicht, er genießt ein sehr hohes Ansehen bei seinen Kollegen und in der Öffentlichkeit.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch im Taschenbuch-Format kommt im typischen Diogenes-Stil daher. Ganz in Weiß und auf dem Cover mit einem in dünnem schwarzen Rahmen befindlichen Schwarz-Weiß-Bild, welches einen Herren mit Sonnenschirm an einer Strandpromenade auf einer Bank sitzend zeigt, bleibt auch Band 67 dem Seriengedanken treu. Aufgewertet wird das Buch durch farbige Karten von Paris und Frankreich in der Deckel-Innenseite und ein rotes Stofflesebändchen.


Fazit
Ein etwas anderer Maigret, bei dem er zwar nicht die Ermittlungen leitet, trotzdem aber im Mittelpunkt steht. Kuratmosphäre pur und ein weiteres Kleinod für die Büchersammlung.


5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 62: Maigret und das Gespenst
Band 63: Maigret verteidigt sich
Band 64: Maigret lässt sich Zeit
Band 65: Maigret und der Fall Nahour
Band 66: Maigret in Künstlerkreisen

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