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Der alte Mann und der Tod!

Vor 50 Jahren fielen die Helden, und die Superschurken teilten Amerika untereinander auf, um ein Reich des Schreckens zu errichten. Seit jener letzten Schlacht ist Logan ein gebrochener Mann. Er hat sich zurückgezogen und kümmert sich nur noch um seine Familie. Seine friedvolle Welt wird jedoch bedroht, woraufhin er sich mit dem blinden Bogenschützen Hawkeye auf die Reise seines Lebens begibt.

OLD MAN LOGAN verbindet das wilde und raue Endzeitszenario eines Mad Max-Films mit den Motiven des tragischen Clint-Eastwood-Westernhelden. Mark Millars (WANTED, CIVIL WAR) gewaltige Actionszenen und die adrenalingeladenen Inszenierungen Steve McNivens (CIVIL WAR) lassen einen nicht mehr los – bis bei Wolverines Suche nach Frieden auch der letzte Gegner zu Boden geht.

 

  Autor: Mark Millar
Illustration: Steve McNiven
Verlag: Panini Comics
Erschienen: 02/2010
ISBN: ohne Angabe
Seitenzahl: 212 Seiten
Altersgruppe: ab 16 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)


Die Grundidee der Handlung
Das Prinzip der Schlacht von Gut gegen Böse ist uralt – hier erreicht sie jedoch eine nie gekannte Dimension ...

Die Superhelden gibt es nicht mehr – vor 50 Jahren verbündeten sich die Superschurken und tilgten die einstigen Helden aus der Geschichte Amerikas, um über das aufgeteilte Land zu herrschen. Logan lebt zurückgezogen auf einer kleinen Farm und versorgt seine Familie, die Erlebnisse machten aus ihm einen Pazifisten - doch die eingeforderte Landpacht zwingt ihn, mit dem blinden Hawkeye auf eine Mission zu gehen. Eine Reise durch ein apokalyptisches und den Wünschen der Herrschenden umgestaltetes Amerika, in dem überall die Superschurken regieren und sich die wenigen Superhelden vergangener Tage verstecken müssen, um zu überleben, beginnt. Hierbei geht es mächtig zur Sache ...

Millar hat eine bedrückende, eine apokalyptische Story geschaffen, die es in sich hat. Dieses Werk sollte man gelesen haben.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Eine Situation, wie man sie sich als Fan amerikanischer Superhelden kaum vorstellen kann – die einst so stolze Nation liegt in Trümmern, doch man staunt auch bei den ersten Auftritten von Logan: der Mann, von dem man nach dem Ausbruch seiner Kräfte glaubte, er altere nicht, ist nun doch in die Jahre gekommen. Sein Haar ist graumeliert, sein Gesicht voller Grübchen und Falten. Ihn umgibt seine Familie, doch von dem einstigen Glanz des rauen Superhelden ist nun beim Oberhaupt der Familie nicht mehr viel übrig, die Vergangenheit, harte Landarbeit und schwere Sorgen zeichnen ihn. Und diesen Charakter hat Steve McNiven in hervorragenden, treffenden Bildern aufs Papier gebracht. Genau wie alle übrigen Figuren, die ihn umgeben und ihm begegnen, seien es nun seine Familienangehörigen oder die Hulk-Gang, die rücksichtslos auftritt und deren Visagen schlicht abstoßend, wenn auch zeichnerisch sehr überzeugend sind. Aber die Hulk-Gang ist nur der Anfang in dieser apokalyptischen Welt. Sämtliche Figuren sind überzeugend erstellt, die Portraits exzellent und bestechend in ihren Darstellungen und Ausführungen. Etwas fürs Auge bietet nicht zuletzt Hawkeyes Tochter Ashley in ihrem Spidy-Kostüm, in dem sie wirklich sexy daherkommt – im zweiten Teil ist der Zeichnung gleich eine volle Seite gewidmet. Die zeichnerische Qualität von Steve McNiven ist schlichtweg astrein und mit enormer Detailvielfalt authentisch, egal ob bei Figuren, Fahrzeugen Waffen oder Ausrüstungen, jede seiner Zeichnungen ist ein Spiegel seines Könnens. Die Handlungen indes sind actionreich und nicht selten brutal, auch bei den Portraits trifft man auf reichlich Blut. Während der Schlachten, z.B. gegen Kingpin, spritzt und fließt es in Strömen, Actionfans kommen hier voll auf ihre Kosten, für Zartbesaitete ist der Comicband dafür kaum geeignet. Solche Szenen betont der Grafiker dann noch, indem er die ohnehin häufig großformatigen Panels mit Leben – oder Tod – füllt. Aber auch abseits der Brutalität fehlt es nicht an Action – seien es die unglaublichen Manöver mit dem Spidermobil, reichlich splitterndes Glas oder Szenen anderer Art. In der rasanten Fahrt im Jeep ist der Bildhintergrund teilweise verwischt und sorgt für eine enorme Dynamik.

Rücken die Figuren in die Bildhintergründe oder reicht ihre Bedeutung über Statisten nicht hinaus, ist die Darstellung erwartungsgemäß weniger fein aufgelöst, Personengruppen in den Tiefen des Bildes z.T. nur als konturierte Flächen gezeichnet. Fast jedes seiner Bilder stattet der Grafiker mit den passenden und aufwendig erstellten Hintergründen aus. Die oft verwendeten durchlässigen Schattierungen sind netzartig gerastert und verleihen damit dem Zeichenstil von McNiven einen ganz eigenen Charakter. Dafür verwendet er nur wenig tiefe Schatten, wie man sie aus vielen anderen amerikanischen Werken kennt, man merkt den Ergebnissen an, dass sie es nicht nötig hatten, in tiefe Schwärzen getaucht zu werden. Nichtsdestotrotz fallen die Kontraste zwar hoch, aber gut dosiert aus, verleihen den Grafiken Tiefe und Dreidimensionalität, an der nicht wenige Zeichner scheitern. Bei der Farbgestaltung wurde auf natürlich wirkende, nicht zu knallige, in den passenden Szenen aber intensivere Farben zurückgegriffen, während sich Erinnerungen Logans an die Ereignisse vor 50 Jahren mit zurückhaltend-pastellartigen Tönen von der übrigen Farbpalette distanziert.

Schimpf- und Fluchwörter werden nicht ausgeschrieben, sondern durch eine Abfolge von Zeichen ersetzt, bei denen der Leser aber sofort weiß, was gemeint ist. In der Schriftgestaltung gibt es keine Besonderheiten.


Aufmachung des Comics

Die mir vorliegende Fassung von „Old man Logan“ hat das von Panini bekannte Format zwischen A4 und A5 und eine Softbroschur. Das Cover zeigt neben Logan mit ausgefahrenen Klingen und Hawkeye noch das Spidermobil, drei Angehörige der Hulk-Gang sowie – im Hintergrund – Logans Familie. Die Farbtöne des Sonnenunterganges passen gut zu den üblichen, aus Film und Fernsehen bekannten Vorstellungen zu apokalyptischen Zeiten. Das Papier, auf dem der Comic gedruckt wurde, ist griffig und passt mit dem seidenmatten Look zur Farbwahl des Grafikers. Es ist dick genug, um den Comic bei Kunstlicht ohne Einschränkungen lesen zu können, bei Tageslicht können die Inhalte beim Umblättern schonmal durchscheinen.


Fazit
So was haben Fans der Marvel-Welt noch nicht zu sehen bekommen – ein traumatisierter Logan, der seine Vergangenheit verdrängte und zum Pazifisten wurde, ein blinder Hawkeye, eine Reise quer durch einen Staat, der nie mehr sein wird, was er einst war. Die Story aus der Feder Mark Millars ist raffiniert und fesselnd, dabei actionreich und nicht zu tiefgründig, aber auch blutig und brutal – nichts für Zartbesaitete. Umgesetzt vom Illustrator Steve McNiven in atemberaubenden und astreinen Bildern, die ein Genuss für den Leser sind.


5 Sterne


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