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Kategorie: Fantasy, Mystery, Vampire

Bedrohliche Botschaften auf beschlagenen Spiegeln. Lauernde Angreifer in dunklen Schatten: Mais Halluzinationen werden ein wenig zu real – die letzte hätte sie beinahe getötet. Sie hat es in der Vergangenheit mit Dämonen und Vampiren aufgenommen, doch diese Art der schwarzen Magie ist mächtiger als alles, was sie bisher gesehen hat. Aber es gibt da jemanden, der versucht ihr zu helfen. Ein Dreamwalker, der jede Nacht kommt, um sie zu beruhigen – und ihre wildesten Träume zu erfüllen …

 

  Autor: Robin T. Popp
Verlag: Droemer-Knaur
Erschienen: Januar 2010
ISBN: 978-3-426-50393-5
Seitenzahl: 336 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Seit Mai Groves dem Hexenzirkel des Lichts, den vier Unsterblichenkriegern und weiteren magischen Geschöpfen in der Schlacht gegen den Ewigen geholfen hat, ist ihre Magie nahezu verschwunden. Zudem leidet die Waldnymphe unter Albträumen und Halluzinationen. Letztere sind schuld daran, dass sie ihren Job bei einer Zeitung verlor und sich nun als freie Journalistin verdingt. Momentan ist sie einer Story auf der Spur, die ein Knaller zu werden verspricht.
In ihren Träumen trifft Mai wiederholt auf einen gesichtslosen Fremden, der sie vor einer Bedrohung rettet, und schon bald hat sie ‘traumhaften‘ Sex mit ihm. Um ihre Halluzinationen in den Griff zu kriegen, sucht Mai Rat bei dem Geistwanderer Nick Blackhawk. Dieser ist in der Lage, seinen Geist vom Körper zu trennen und sich in die Traumdimension zu begeben. Nach anfänglichem Zaudern erklärt er sich bereit ihr zu helfen. Zusätzlich schließt er sich Mais Suche nach einer kürzlich verschwundenen Nachbarin an. Derweil kommen sich die beiden näher, doch Missverständnisse bedrohen die aufkeimende Liebe.
Unvermittelt überschlagen sich die Ereignisse. Abermals wird Mais Leben bedroht und plötzlich sind Spiegel nicht mehr nur Dinge, in denen man sich betrachtet. Und welche Rolle spielt eigentlich bei all dem der undurchsichtige Hausmeister Will, gegen dessen aufdringliche Avancen sich Mai unentwegt zur Wehr setzen muss? Mit tatkräftiger Unterstützung von Nick stellt sich Mai zahlreichen Herausforderungen.


Stil und Sprache
Im Gegensatz zu Robin T. Popps erstem Immortal-Serien-Beitrag “Geliebter der Nacht“, der einige handlungstechnische Parallelen zu Band 1 “Dunkle Leidenschaft“ aufwies, ließ sie sich im vorliegenden Buch etwas völlig Neues einfallen. Es spielt über weite Strecken in anderen Dimensionen und zeigt, dass die Autorin durchaus über großen Ideenreichtum verfügt. Mit Ausnahme von Darius, der ein paar kurze Auftritte hat, spielt die Geschichte fernab jeglicher Unsterblichenkrieger und zeigt auch dadurch ihre Andersartigkeit.
Popp besitzt einen mitreißenden und flüssigen Schreibstil. Während sie den Leser in bildhaft beschriebene Gefilde wie Traum- oder Wunschdimensionen entführt, setzt sie ihrer Fantasie keinerlei Grenzen. Eine stetig an- und absteigende Spannungskurve, mehrere Höhepunkte sowie ein Wendepunkt mit Aha-Effekt sorgen für angenehmen Nervenkitzel. Da die Autorin ein hohes Tempo vorlegt, werden jedoch einige Konflikte zu rasch gelöst, was mit wenigen zusätzlichen Zeilen hätte vermieden werden können.

Wenngleich es oftmals brutal und blutrünstig zur Sache geht und eine überwiegend düstere Atmosphäre herrscht, sorgt Popp mit einigen leicht humorigen Einlagen und verhaltenen Erotikszenen für etwas Auflockerung. Sie legt allerdings größeren Wert auf Krimielemente, denn auf Romantik, wodurch diese etwas zu kurz kommt.
Mehrere parallel laufende Handlungsstränge werden unvorhersehbar miteinander verknüpft und gemeinsam mit dem Hauptthema zu einem Ende geführt. Nicht alle Nebenhandlungen finden einen Abschluss, womit Raum für Spekulationen hinsichtlich weiterer Fortsetzungen bleibt.

Wie alle bisher erschienenen Teile wird “Schwarzer Kuss der Nacht“ in der 3. Person Singular aus Sicht der Haupt- und einiger Nebenfiguren präsentiert. Dass Erzählerwechsel häufig nicht optisch gekennzeichnet sind, beispielsweise durch einen Absatz, fand ich etwas irritierend.


Figuren
Mai ist eine Waldnymphe. Die Angehörigen dieser Spezies führen einen lockeren Lebenswandel, denn sie brauchen Sex genauso dringend wie die Luft zum Atmen. Sie leben in großen Familienverbänden in Waldgebieten und meiden größere Häuseransammlungen. Schon seit Jahren grenzt sich Mai von ihnen ab, hat den Kontakt zu ihrer Verwandtschaft abgebrochen. Ihre Gründe bleiben jedoch im Dunkeln. Außerdem erfährt man nicht, wieso sie sich derart verbiegt, indem sie in einer Stadt wohnt und seit der großen Schlacht wie eine Nonne lebt, sodass sie schon unter Sex-Entzugserscheinungen leidet. Ansonsten sind ihre Handlungsweisen nachvollziehbar, und Mai wirkt mit all ihren Stärken und Schwächen dreidimensional.

Als menschliches Chamäleon ist es Nick möglich, die Gestalt von beinahe jedem Lebewesen anzunehmen. Außerdem besitzt er als Geistwanderer die Fähigkeit, seinen Geist vom Körper zu trennen. Nick ist ein faszinierender und glaubwürdiger Charakter. Dennoch hätte ich gerne erfahren, warum er es strikt ablehnt, die Nachfolge seines Vaters als Schamane ihres Volkes anzutreten. Darüber schweigt Popp sich leider aus.

Mais und Nicks Beziehung wird eine Zeit lang von Missverständnissen überschattet. Wieso sie sich ineinander verlieben, geht mangels Erklärung am Leser vorbei. Fast wie aus heiterem Himmel und unspektakulär gestehen sie sich gegenseitig ihre Liebe, wodurch die Romantik ein wenig auf der Strecke bleibt.

Die Lebensart von Nicks Volk lässt darauf schließen, dass sich die Autorin offensichtlich von den nordamerikanischen Ureinwohnern inspirieren ließ. Auch so einfallsreiche Namen wie Nick Blackhawk, Don Halfacre oder Dave Runningbear lassen diesen Schluss zu. Letzterer ist eine sehr sympathische, gut durchleuchtete Nebenfigur. Hausmeister Will und Mais Nachbarinnen Sarah und Jenna sind ebenfalls dreidimensional. Wohingegen einige andere Charaktere, wie beispielsweise Nicks Vater, etwas farblos bleiben. Sehr gelungen finde ich die unterschiedlichsten magischen Wesen, bei denen Popp ihrer Fantasie freien Lauf lässt, und gegen die Darius, der mit seiner Gefährtin Lexi einige Auftritte hat, mit seinen vielen wandelbaren Tattoos schon fast normal anmutet.


Aufmachung des Buches
Die äußere Gestaltung des mir vorliegenden Taschenbuches ist der der Vorgänger sehr ähnlich, wodurch eine Zuordnung zur Serie leicht fällt. Ebenso wie bei den Bänden 1 bis 6 sind im Hintergrund eine Skyline, am oberen und unteren Rand verschnörkelte Verzierungen und im oberen Drittel wabernder Nebel zu erkennen. Unterschiede stellen jeweils eine andere Hintergrundfarbe – beim aktuellen Band entschied man sich für dunkle Grüntöne – sowie im Vordergrund die Gesichter verschiedener Covermodels dar. Hier lässt die eindrucksvoll betonte Augenpartie des abgelichteten Mannes unweigerlich an Magie denken. Der Betrachter erhält den Eindruck, als wären diese mystischen Augen in der Lage, bis auf den Grund seiner Seele zu blicken. Ich könnte mir vorstellen, dass Nick genau so ausschaut, kurz bevor er seinen Geist vom Körper trennt. Somit sind eine beeindruckende Veranschaulichung dieser Figur und zugleich ein guter Bezug zum Inhalt herzustellen gelungen.
Zusätzlich positiv hervorheben möchte ich den angenehm hohen Schriftgrad im Innenteil, der erheblich zu einem entspannten Lesen beiträgt.


Fazit
“Schwarzer Kuss der Nacht“ ist eine etwas andere Mystik-Geschichte, die von Anfang bis Ende zu fesseln vermag und Potenzial für interessante Fortsetzungen birgt. Der gelegentliche Mangel an Tiefe und Romantik wäre mit wenigen zusätzlichen Seiten zu vermeiden gewesen.


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Dunkle Leidenschaft
Band 2: Geliebter der Nacht
Band 3: Schwarze Glut
Band 4: Schatten der Lust
Band 5: Dunkle Gefährtin
Band 6: Gebieterin der Finsternis