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Ein stürmischer Oktoberabend: In seinem Wochenendhaus am Starnberger See wird ein pensionierter Kinderarzt tot aufgefunden. An eine Heizung gefesselt, ist er langsam verdurstet – ein qualvoller Tod, der sofort die Frage nach dem Motiv aufwirft. Erste Spuren deuten auf Raubmord hin. Doch als Kommissar Konstantin Dühnfort nach und nach den dunklen Charakter des Toten enthüllt, stößt er auf ein Drama, das die längst erwachsenen Kinder des Ermordeten bis heute verfolgt.

 

  Autor: Inge Löhnig
Verlag: Ullstein
Erschienen: 02/2010
ISBN: 978-3548268651
Seitenzahl: 441 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Kommissar Dühnfort bekommt es im Gegensatz zum ersten Teil diesmal nicht mit einem Serientäter zu tun, sondern „nur“ mit einem einzigen Mord. Wie ein Raubüberfall sieht dieser zunächst auch noch aus, aber schnell wird klar, dass der Täter im Umfeld des Familiendespoten und Kinderarztes zu suchen ist. Dühnfort macht sich auf eine Reise in die Familienstrukturen der Heckeroths und kommt dabei nach und nach wahren Abgründen auf die Spur sowie einem Mörder, der seine Pläne lange mit sich herumgeschleppt hat. Außerdem muss Konstantin Dühnfort sich gleichzeitig um seine Kollegin Gina kümmern, die ihre ganz eigenen Sorgen hat sowie um Freundin Agnes und sein Verhältnis zu ihr.


Stil und Sprache

Schon mit dem ersten Kapitel lässt Inge Löhnig uns tief eintauchen in die gespannte Atmosphäre einer langjährigen, mindestens von einer Seite unglücklichen Ehe. Babs bemüht sich nach Jahren des Hausfrauendaseins um eine Stelle als Innenarchitektin, gegen den Wunsch ihres Mannes. Dieser findet dann seinen Vater tot in dessen Wochenendhaus und schon sind wir mittendrin in dem fragilen Beziehungsgeflecht der Familie Heckeroth. Dabei gewinnt „In weißer Stille“ unglaublich schon allein dadurch, dass nicht nur aus Sicht der Mordermittler die Geschehnisse geschildert werden. Vielmehr gibt es lange Abschnitte, in denen Babs oder ihre Schwägerin Caroline erzählen. So kommt nie Langeweile auf, stattdessen entfaltet sich nach und nach ein komplexes Geflecht aus gegenseitigem Misstrauen und Verdächtigungen. Das ist einfach toll gemacht und wird noch durch die oft wundervoll bildhafte Sprache Inge Löhnigs verstärkt („Am beeindruckendsten waren jedoch die Stapel von Zeitungen und Zeitschriften, die sich die Eckbank erobert hatten, über den Boden mäanderten und am Kachelofen vorbei bis in den Flur vorgestoßen waren.“). Trotz der Länge des Buches mit knapp 450 Seiten kann man sich gerade aufgrund dieser fließenden, lebendigen Sprache kaum von der Handlung lösen. Dabei bleibt es spannend bis zum Schluss, auch wenn der Prolog eventuell dem einen oder anderen Leser eine Idee geben mag, wer der Täter sein könnte. Allerdings hat mir dann das Ende doch eine kleinen Schock versetzt und gibt mir zu denken, welchen Einfluss es auf den nächsten Teil haben mag ... aber mehr wird hier natürlich nicht verraten.


Figuren

Auch wenn Kommissar Konstantin Dühnfort natürlich der Hauptakteur dieser Serie bleibt, spielt er hier nicht allein die erste Geige. Nach seinem ersten Fall hatte er eigentlich vorgehabt, nach Mariaseeon zu Agnes zu ziehen, letztlich ist es jedoch anders gekommen. Er wohnt also nach wie vor allein, kämpft jeden Abend erneut gegen die Einsamkeit und tröstet sich mit leckerem Essen. Seine Beziehung zu Agnes stellt ihn nicht zufrieden und dann muss er sich auch noch Sorgen um Gina, seine Kollegin, machen. Arg gebeutelt, wurschtelt er sich dennoch durch seinen Fall und löst ihn natürlich am Ende auch. Er bleibt einfach ein sympathischer Kerl, den man manchmal einfach knuddeln möchte und bei anderen Gelegenheiten wiederum an die Wand klatschen könnte, wenn er sich der Weiblichkeit gegenüber so verhält, wie er es eben tut. Allein dass er diesen Wunsch beim Leser weckt, zeigt schon, wie lebendig Inge Löhnig ihre Figuren zu gestalten vermag!

Agnes spielt in diesem Fall leider nur eine Nebenrolle, dafür kommen die oben schon erwähnte Schwiegertochter des Toten, Babs Heckeroth, und ihre Schwägerin Caroline zu großen Erzählanteilen. Beide für sich sind starke Frauen mit Fehlern und Schwächen, aber auch mit Durchsetzungsvermögen und Selbstvertrauen, wenn es nötig ist. So verschieden sie sind, gehören sie doch zur gleichen Familie und müssen mit den gleichen Problemen fertig werden. Jede von ihnen tut das auf ihre Weise und wie Inge Löhnig das beschreibt, das ist einfach realistisch und nachvollziehbar. Liebevoll baut sie ihre Figuren auf, seziert sie aber auch, wenn es nötig ist, um Motive und Verhaltensweisen zu erklären. So macht Krimilesen Spaß!


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist stilistisch dem Vorgänger angepasst und zeigt genau wie dieser den Titel in roter Schrift auf weißem Grund. Außerdem sind ein fast ganz zerrissenes Seil zu sehen sowie ein paar Blutstropfen. Neben einem Prolog gibt es relativ lange Kapitel, die jeweils die Geschehnisse eines Tages umfassen und mit Wochentag und Datum überschrieben sind.


Fazit

Noch besser als der erste Teil, ein spannender Mordfall kombiniert mit einem beeindruckenden Familienportrait ergibt hier einen Spitzenkrimi. Für alle, die gern auch hinter die Kulissen blicken und nicht unbedingt Gruseleffekte und atemlose Action brauchen, um ein Lesevergnügen zu erleben.


4 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Der Sünde Sold

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