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Venedig 1502: Als Kinder begegnen sie einander zum ersten Mal – Laura, die vor ihren Feinden flieht, und Antonio, der sich mit Diebstählen über Wasser hält. Gemeinsam mit dem entlaufenen Sklaven Carlo und der Hure Valeria schlagen sie sich durch, immer mit dem Ziel, Elend und Hunger hinter sich zu lassen. Jahre später kreuzen sich die Wege von Laura und Antonio erneut. Ihre Beziehung ist von Leidenschaft bestimmt – und von Streit: Laura möchte ein ruhiges Leben, während Antonio vor allem eins will: Reichtum. Dafür setzt er alles aufs Spiel, auch dann noch, als ein Krieg das mächtige Venedig erschüttert und sie für immer zu trennen droht.

 

  Autor: Charlotte Thomas
Verlag: Ehrenwirth
Erschienen: 04/2008
ISBN: 978-3431037449
Seitenzahl: 960 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Schauplatz ist Venedig des 16. Jahrhunderts. Eine blühende Stadt und eine der wichtigsten Umsetz- und Handelsplätze für Waren aus der ganzen Welt.
Laura, eine geborene Venezianerin, wächst wohlbehütet und geborgen auf, als sie eines Tages durch einen Schicksalsschlag beide Elternteile verliert und sich mit ihrem kleinen Bruder alleine und ohne Hilfe von Verwandten oder Bekannten durchschlagen muss. Sie und ihr Bruder kommen in ein Waisenhaus. Als sie durch Zufall den jungen Dieb Antonio kennen lernt, weiß Laura, dass sich ihre Wege noch öfter kreuzen werden.


Stil und Sprache
Ein bildgewaltiges, farbenfrohes und prall gefülltes Gemälde der Lagunenstadt. Charlotte Thomas (Pseudonyme auch Eva Völler und Paula Renzi) hat in ihrem zweiten historischen Roman wieder ihr ganzes Wissen um Venedig hineingepackt, wodurch die Gassen, Kanäle, und Palazzi förmlich greifbar werden.
Beinahe drückend wirkt die Fülle an Informationen in diesem Buch. Wie schon in „Die Madonna von Murano“, kommen auch hier alle damals lebenden großen Persönlichkeiten vor. Von Tizian, Leonardo da Vinci bis hin sogar zu Henry VIII. Leider schleicht sich beim Lesen zeitweilig das Gefühl ein, dass all diese Persönlichkeiten schon etwas zu viel des Guten sind. Oder aus welchem Grund, ohne dass die Erzählung es wirklich verlangt, lässt die Autorin ihre Protagonisten nach England reisen - nur um auf einem Ball bei Hofe teilnehmen zu können? Oder um Henry VIII kurz einfügen zu können? Mit da Vinci hat sich Charlotte Thomas dann noch eine ziemlich „künstlerische Freiheit“ genommen.

Und trotzdem ist die ganze, sehr gut ineinander verwobene und niemals in Längen geratene Erzählung, mitreißend, plastisch und äußerst abwechslungsreich verfasst. Wunderbar hat es die Autorin geschafft, den Spannungsbogen von Beginn an bis zum Schluss durchzuhalten. Die Sprache ist schön, klar und gefühlvoll. Ganz nebenbei und geschickt eingebaut, erfährt man viel von der damaligen politischen Situation, das Leben der Juden, dem Handel mit Waren und leider auch mit Menschen.


Figuren
Wie auch in „Die Madonna von Murano“ sind hier die Protagonisten wie Modells auf dem Laufsteg. Die Frauen sind wunderschön, mit leuchtend blauen Augen, wallendem rotem Haar und perfekter Figur. Die Männer mit stählernen Muskeln und ungewöhnlich anziehend und attraktiv. Sieht man über dieses Klischee hinweg, findet man Figuren mit allen menschlichen Zügen.
Da ist Carlo, ein entflohener schwarzer Sklave, der Laura, Antonio und vor allem die Kinderhure Valeria immer begleitet. Carlo wirkt durchweg verschlossen und melancholisch, was ihn angesichts seines Schicksals sehr glaubwürdig erscheinen lässt. Mansuetta mit ihrer rüden Art, hinter der sich aber ein sensibler und nach Liebe hungernder Mensch versteckt. Man könnte diese Aufzählung sehr lange weiterführen, alle Figuren haben ihren Platz.
Einzig Matteo, Lauras jüngerer Bruder, wirkt an manchen Stellen unglaubwürdig und seine Sprache entspricht oft nicht seinem Alter.


Aufmachung des Buches
Ein schönes und ansprechendes Buch. Das Hardcover ist in sehr dunklem blau gehalten und die erste und letzte Umschlagseite zeigen einen dunkelblauen Kupferstich von Venedig mit Koggen im Vordergrund und den Markusplatz und die weiterführenden Gassen im Hintergrund. Schönes und in gebrochenem weiß getöntes hochqualitatives Papier. Zu Beginn findet man ein Personenverzeichnis, welches sehr hilfreich ist. Das Buch ist in neun Teile unterteilt und diese wiederum in mehrere Kapitel. Außergewöhnlich schön sind die geschmackvollen Schwarz-Weiß-Fotos mit Venedig-Motiven zu Beginn eines jeden Teils und den Kapiteln ist das Motiv eines geflügelten Löwen vorangestellt. Den Schluss bilden eine Zeittafel, ein Nachwort und ein Glossar. Der Schutzumschlag zeigt einen Ausschnitt eines alten Gemäldes aus der Renaissance, wo ein Haus auf dem Markusplatz mit der bekannten Säule und dem geflügelten Löwen zu sehen ist. Und natürlich fehlt in so einem schön aufbereiteten Buch das Lesebändchen nicht.


Fazit
Dieses Buch hebt sich bestimmt nicht durch die klischeehaften Figuren hervor, sondern durch die bildgewaltige, und detailfreudige Erzählweise. Das Tempo, der Schwung und die dahinter stehende Begeisterung für die Serenissima, sind das, was alles Etwaige zu bekrittelnde wettmachen. Ein packender, mitreißender Roman, prall gefüllt mit Leben und Geschehnisse der damaligen Zeit.
Lässt man sich mitnehmen und entführen in diese wunderbare Stadt und hinterfragt nicht jedes Detail, so erfährt man einen besonderen Lesegenuss.


4 Sterne


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