Smaller Default Larger

Du hast das Angesicht Deines Vaters vergessen...

Der junge Revolvermann Roland ist den Klauen des Scharlachroten Königs entkommen – vorerst. Denn zu Hause in Gilead drohen bereits neue Gefahren. Und der Zauberer Maerlyn benutzt Rolands Mutter für sein böses Ränkespiel. 

Mit Verrat, dem dritten Band der epischen Graphic Novel, wird Stephen Kings große Saga um den Dunklen Turm um völlig neue Geschichten bereichert.

 

Der_Dunkle_Turm_Verrat  Autor: Robin Furth, Peter David, Stephen King
Illustration: Jae Lee, Richard Isanove
Verlag: Heyne
Erschienen: 02/2010
ISBN: 978-3-453-26580-6
Seitenzahl: 208 Seiten
Altersgruppe: Jugendliche und Erwachsene


Die Grundidee der Handlung
Nach der Rückkehr aus Hambry wurden Alain und Cuthbert die Titel von Revolvermännern verliehen, denn beide haben sich im Kampf gegen die Truppen John Farsons bewährt. Doch der Neid bei den übrigen Anwärtern sitzt tief, blieb beiden doch der Kampf gegen ihren Ausbilder Cort erspart, bei dem Anwärter, die versagen, alles verlieren können. Ihr Freund und Anführer Roland ist zwar der magischen Kugel entkommen, steht aber weiterhin unter ihrem bösen Bann ...

Verrat ist zu einem mächtigen Wort in Gilead, der Hauptstadt Neu-Kanaans geworden, überall drohen sich Spitzel des Scharlachroten Königs einzuschmuggeln. Während die Revolvermänner den Kampf gegen Farsons Truppen fortführen, wird Rolands Mutter – Gabrielle Deschain – erneut vom Zauberer Marten zu einem Verrat an ihrem Mann verführt – und diesmal soll der Dinh Gileads endgültig sterben ...


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Zu Beginn des ersten Kapitels überraschen den Leser knallig-intensive Farben, eine sonnige Landschaft in sattem Grün, ein Himmel in tiefem Blau. So was bekam man in der Serie bisher so gut wie nicht zu sehen. Bekannter ist dem Leser da der starke Einsatz von Schatten, den die Zeichner nicht nur verwenden, um ihren Bildern Plastizität und Tiefe zu verleihen, sondern auch, um Gesichtszüge zu verschleiern und bestimmte Motive nur als Silhouette darzustellen.

Als hochwertig präsentiert sich der Zeichenstil von Jee und Isanove, die Bilder sind aufwendig und liebevoll erstellt und wirken realistisch. Die Figuren und Gesichtszüge der Charaktere legen Wert auf einen überwiegend natürlichen Look und werden gekonnt, ob nun bei Freund oder Feind, wiedergegeben. Der Leser muss hilflos zusehen, wie Roland dem Wahn erliegt, den die rote Zauberkugel – genannt Maerlyns Pampelmuse – bei ihm auslöst. Sie versucht ihn sogar vor der Hilfe durch seine Freunde zu isolieren, indem sie tatsächliche Ereignisse mit schrecklichen Visionen deckt und Roland im Traumschlaf reagieren lässt – Cuthbert kommt nur knapp davon. Erschreckend und furchteinflößend sind die Portraits von Cortland Andrus – kurz Cort –, dem alten Soldaten und Ausbilder vieler Revolvermänner. Die Kämpfe der Mannbarkeitsriten haben ihn mit vielen Narben gezeichnet und Stück für Stück entstellt. Einen ganz neuen Auftritt hat Aileen, die Roland zur Frau versprochen ist, aber einen störrischen Geist hat und lieber ein Revolvermann werden möchte. Sie hat eine coole Ausstrahlung, teils weiblich-charmant, teils hart.
Die Portraits werden, wie auch alle anderen Grafiken, durch die allgegenwärtigen Schatten dominiert, die eine zu der apokalyptisch-fantastischen Mittwelt passenden, düster-bedrohlichen oder mystischen Atmosphäre noch unterstreichen. Die Farbpalette, der sich die Illustratoren weiterhin bedienen, ist zwar nicht mehr so lebendig wie zu Beginn des ersten Kapitels, aber weiterhin intensiv. Immer wieder wirken manche Bereiche der Grafiken grobkörnig bzw. fein gepunktet, was an Ergebnisse erinnert, die man erhält, wenn man mit Farbe vollgesogene Pinsel über ein feines Metallsieb über der zu kolorierenden Fläche reibt. Lee und Isanove arbeiten zudem viel mit Farbverläufen, die auch in die Konturen von Landschaften, Bauten und Silhouetten von Personen eindringen. Die Farben und Farbtemperaturen sind dabei den Situationen angepasst, ähnlich wie die Farbintensität. Die Landsschaftszeichnungen – will man sie als solche bezeichnen – fallen zumeist dunstig-trüb aus. Figuren, aber auch Pflanzen und Gebäudeteile schälen sich nur träge schemenhaft aus der rauchig-nebligen und fremdartig wirkenden Umgebung heraus.

Stück für Stück greifen die Szeneristen und Stephen King in der Graphic Novel jedes noch so kleine Detail auf, dass in Kings Romanen „zu kurz kam“ – wie den Rätselmeister – und zeichnen so ein vollkommenes Bild.

Die beiden Grafiker arbeiten mit vielen recht großformatigen bis ganzseitigen Darstellungen, die während der Kämpfe recht blutig ausfallen, ohne jedoch übertrieben blutrünstig zu sein. Gelegentlich ist einer Zeichnung auch eine Doppelseite gewidmet, so z.B. dem maskierten John Farson im vierten Kapitel. Beeindruckend auch die zweiseitige Darstellung im fünften Kapitel, die Roland, Cuthbert und Alain auf dem Schießplatz unterhalb der Festungsmauern Gileads zeigt. Die Grafik ist auch hier ein eindrucksvoller Mix aus detaillierter Umsetzung, gut gewählter Farben und dem typischen, mystischen Dunst, den die Künstler der Landschaft Neu-Kanaan zuschreiben. Die Bildpanels sind mit schwarzer Rahmung hinterlegt, die in der Gesamtkonzeption perfekt zu den Stimmungen passen, welche die Bilder aufbauen.

Diese Graphic Novel hebt sich von einfachen Comics nicht nur durch die künstlerischen Arbeiten, sondern auch durch die Textgestaltung ab, die – den Regeln der deutschen Rechtschreibung schon eher folgend – comicuntypisch Dialoge und Erzähltexte in Groß- und Kleinschrift einbringen. Entgegen dem amerikanischen Trend sind nur sehr wenige Geräusche mit Soundwords verdeutlicht.


Aufmachung des Comics
Das Taschenbuch, von der Größe zwischen A5 und A4, ist mit einer weichen Klappbroschur ausgestattet, die Platz für vorne einem kurzen Text von Stephen King und hinten Informationen zu den Autoren und Zeichnern bietet. Nach einem ausführlichen Vorwort von Ralph Macchio folgt eine kurze Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse, die dem Leser hilft, wieder in die Geschichte einzusteigen. Die Aufmachung der jeweiligen Kapitelseiten entspricht den Vorgängerbänden und wirkt wie eine alte, teils vom Rost angefressene Stahlplatte, die einen Rahmen um eine Szene aus dem folgenden Kapitel bildet – eine schöne Idee.

Richtig zugelangt haben die Macher bei der Ausstattung im Anschluss an den Plot. Immer ergänzt um wenige Bilder, gibt es zunächst Erklärungen zu den Hintergründen der Revolvermann-Anwärter und ihrer Mannbarkeitsprüfung. Weitere Abschnitte widmen sich der Rolle der Frauen in der Herrschaftswelt von Neu-Kanaan, den Sekten „Schwestern der Rose“ und den Manni, sowie der bösen Tradition der Vergiftungen, denen sich der Scharlachrote König bedient. Passend hierzu gibt es einen Auszug aus der „Giftliste“, die jeder Revolvermann auswendig lernen muss, bevor er zur Mannbarkeitsprüfung zugelassen wird. Abschließend berichtet eine Abhandlung über die in Mittwelt heiligen Rätselwettbewerbe (inkl. Rätseln und späteren Lösungen für den Leser) und Erläuterungen zu den sieben Feiertagen, die für Kenner von Glas nicht uninteressant sind, haben sie in diesem Roman doch eine enorme Bedeutung.
Nach den Textbeiträgen schließt das Buch mit einer Galerie aus 20 Bildern von Lee und Isanove, aber auch Gastzeichnern, teils fertige Grafiken, teils noch unkolorierte Tuscheskizzen.


Fazit
Auch in der dritten Graphic Novel gibt es für Comicfreunde und Fans von Stephen Kings apokalyptischem Fantasyepos „Der Dunkle Turm“ wieder vieles, was aus den Romanen nicht bzw. nicht allzu sehr bekannt ist und diese um Erlebnisse in Rolands Jugend hervorragend ergänzt. Der Leser wird auf seiner Reise durch die mystische Mittwelt mit eindrucksvollen Artwork von Jae Lee und Richard Isanove begleitet. Ein erstaunliches Werk.


4 5 Sterne


Hinweise
Diesen Comic kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Der Dunkle Turm
Band 2: Der lange Heimweg

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo