Smaller Default Larger

Miami 1995. Als seine Nachbarin erdrosselt aufgefunden wird, ist Detective Simon Winter klar, dass ihre Angst berechtigt war: Tags zuvor hatte die Holocaustüberlebende ihm verzweifelt berichtet, ihr sei der Schattenmann begegnet - jener Nazi-Scherge, der damals untergetauchte Juden ans Messer lieferte. Offenbar ist er zurückgekehrt, um die letzten Zeugen seiner Taten zu beseitigen. Detective Winter begibt sich auf eine lebensgefährliche Jagd ...

 

  Autor: John Katzenbach
Verlag: Knaur
Erschienen: Februar 2010
ISBN: 978-3-426-50534-2
Seitenzahl: 589 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Der pensionierte Detective Simon Winter ist sein Leben leid und beschließt, sich dieses zu nehmen. Während er sich den Lauf seiner Pistole in den Mund schiebt, klopft es stürmisch an seiner Wohnungstür. Als er sie öffnet, steht eine ältere Dame vor seiner Tür - seine Nachbarin. Sie erzählt ihm zitternd und bibbernd, dass sie jemanden gesehen habe, der die Juden im Zweiten Weltkrieg in die Konzentrationslager geführt hatte. Der Zweite Weltkrieg liegt aber 50 Jahre zurück und so fällt es Simon Winter schwer, Sophie Millstein zu glauben. Doch seine alte Polizistennase funktioniert noch immer und so stellt Simon Winter der alten Nachbarin eine Frage nach der anderen. Sophie Millstein erzählt und erzählt. Sie kann kaum aufhören, obwohl es ihr schwerfällt, über die alte grausame Zeit zu reden. Sie bringt selbstständig Zweifel an: "Ich habe ihn nur einen Moment gesehen. Kann ich mich irren, Mr Winter?" und macht sich so für Simon Winter glaubwürdig. Der alte Cop verschiebt seinen Suizidplan und verspricht seiner Nachbarin, ihr zu helfen. Als er sie kurz darauf besuchen kommt, durchsuchen ehemalige Kollegen von ihm die Wohnung von Sophie Millstein. Sie liegt erdrosselt in ihrem Bett. War es Raubmord? Bei Simon Winter kommen Zweifel auf, als unter dem Körper der toten Frau eine tote Katze gefunden wird.

Im Laufe des Romans lernt Simon Winter die Staatsanwältin Espy Martinez, ein paar Detectives und die Leidensgenossen Sophie Millsteins kennen. Sie alle versuchen gemeinsam, den Täter zu stellen. Auf etwa der Hälfte des Thrillers wird ein ehemaliger College-Basketballer und mittlerweile Kleinkrimineller des Mordes verdächtigt und gefasst. Doch ist er der gesuchte Mörder? Während dieser Suche nach dem Täter (und gleichzeitig dem Holocaust-Schergen?) erfährt der Leser viel über die Zustände im Zweiten Weltkrieg. So erhält man neben einem spannenden Roman auch ein kleines Sachbuch.


Stil und Sprache
John Katzenbach schreibt in der dritten Person und in einer leicht lesbaren Art. Die Sätze sind einfach und unverschachtelt formuliert. Meistens sind die Dialoge jedoch zu ausführlich, zu langatmig. Das wird mit der Zeit sehr anstrengend. Hier könnte der Autor ab und zu abkürzen. Die Zusammenhänge bekämen dadurch keinen Riss.

John Katzenbach versteht es, real zu schreiben. Zwar sind viele Dialoge zu ausführlich, dafür kann sich der Leser durch den Dialog-Schreibstil gut in die sprechende Figur einfühlen. Als die verwirrte, ängstliche Sophie Millstein dem pensionierten Detective alles erzählt, stellt man sich die Frau ängstlich und verwirrt vor, weil John Katzenbach das Gesagte ebenfalls verwirrt und (absichtlich) etwas durcheinander niederschreibt. Das bringt eine immense Authentizität und Plastizität in den Thriller. Dieser realitätsnahe Schreibstil macht die oftmals unnötig langen Dialoge wieder wett und gibt dem Leser einen hohen Lesespaß.
Aber nicht nur durch die Sprechszenen bringt John Katzenbach Räumlichkeit ins Buch. Durch seine perfekten Beschreibungen der Umstände und der Umgebungen kann der Leser sich das Gezeigte gut vorstellen. So wie bei den vielen langgezogenen Dialoge, verfällt Katzenbach auch manchmal in ausschweifende Beschreibungen. Zuviel kann manchmal anstrengend sein. Jedoch passiert dies John Katzenbach bei den Situations- und Schauplatzbeschreibungen nur selten.

Die Suche nach dem Mörder zieht sich durch den kompletten Roman. Ein einach gestrickter roter Faden, den weder der Autor noch der Leser verliert. Das und die Idee zu dieser Geschichte machen das Buch unglaublich spannend und lesenswert. Einen besonderen Lesegenuss schafft John Katzenbach, indem er Aktionen, wie z. B. Verfolgungsjagden, aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, nämlich aus der Sicht des Verfolgers und des Verfolgten. Aber nicht nur die Suche nach dem Mörder und die Perspektivenwechsel machen das Buch spannend. Der Leser stellt sich auch nicht nur die Frage, ob der Mörder gefunden wird. Nein! Er stellt sich zusätzlich unwillkürlich die zwei Fragen: Hat Sophie Millstein wirklich den Holocaust-Schergen gesehen und vollendet Simon Winter am Ende des Romans seinen Suizidversuch?


Figuren
Was dem Autor bei den Situations- und Umgebungsbeschreibungen gut gelungen ist, schafft er bei der Darstellung der Figuren leider nicht so gut. Hier hätte John Katzenbach etwas mehr bringen dürfen. So bleiben die Darsteller etwas blass, zu vergleichen mit dem durchsichtigen Körper eines Geistes: da, aber nur schemenhaft. Wenn Personen abgebildet werden, dann sind es oftmals nur bloße Beschreibungen. Am besten werden Figuren durch Handlungen dargestellt. Das gelingt John Katzenbach viel zu wenig. Jedoch muss ich gestehen, dass mir das für das Gesamtpaket des Romans nicht so wichtig ist. Alles andere ist so packend kreiert, dass es mir gereicht hat, einfach einen alten Mann und eine alte Frau, einen alten Rabbi und ein paar junge Polizisten vorzustellen. John Katzenbach hat für die Geschichte eine ausreichende Anzahl Figuren erschaffen, nicht zu viele, aber auch nicht zu wenige. Hier behält der Leser spielend-leicht den Überblick.


Aufmachung des Buches
Es handelt sich um ein Taschenbuch. Die Front zeigt ein umgekipptes, zerbrochenes Glas. Der Hintergrund ist dunkel, fast schwarz. Über dem Glas prangen in Weiß der Name des Autors und der Buchtitel. Das Genre und ein Zitat aus einer Zeitung, die das Buch bewertet, sind in Rot gedruckt. Der Genre-Aufdruck lässt keinen Zweifel darüber, dass es sich um einem Psychothriller handelt. Aber auch ohne den roten Schriftzug kommt man sofort darauf, dass es sich um einen Thriller handelt.


Fazit
Für mich ist es der erste Roman von John Katzenbach gewesen, obwohl er bereits sechs Romane veröffentlicht hat. Es war ein reines Lesevergnügen, auch wenn manche Beschreibungen und viele Dialoge aufgrund der übermäßigen Ausführlichkeit sehr anstrengend waren. Das schadet der Spannung aber keineswegs. Ich kann das Buch empfehlen; der Autor könnte mit seiner Art zu schreiben und seinen Ideen sogar Nicht-Thriller-Fans zum Thriller-Lesen verführen.

John Katzenbach hat mich gefesselt und sogar eine Spannung nach dem Romanende aufgebaut: Ich muss wissen, ob seine anderen Bücher ebenfalls so gut sind. Sein nächstes Werk habe ich bereits angefangen, und ich glaube, seine anderen Thriller werden bald folgen.


4 Sterne


Hinweise

Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo