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"Mein frühestes Gefühl dafür, Muslim zu sein, bleibt aufs engste verbunden mit der Abwesenheit meines Vaters."

Brillant erzählt Aatish Taseer von seiner Reise durch eine fremdartige "Terra Islamica", die ihn von Istanbul über Mekka nach Pakistan führt, immer auf der Suche nach der Welt seines unbekannten muslimischen Vaters. Am Ende, im pakistanischen Lahore, begegnet er dem Vater selbst, einem mächtigen Politiker und Medienzar...

Spannender, geistreicher und überraschender ist man selten über den aktuellen Islam informiert worden.

 

  Autor: Aatish Taseer
Verlag: Beck
Erschienen: 2010
ISBN: 978-3406598227
Seitenzahl: 368 Seiten


Stil und Sprache
Aatish Taseer ist ein sehr junger Autor und Journalist (geb. 1980), der überwiegend in Indien aufgewachsen ist - ohne seinen pakistanischen Vater, der seine Mutter lediglich geschwängert und bald danach verlassen hatte. Als junger Mann macht sich Taseer schließlich auf die Suche nach seinem muslimischen Vater, die gleichzeitig eine Sinnsuche ist und eine Reise ins Herz des Islam als Religion und vor allem als Kultur.
Aatish Taseers ist sehr persönlich und geht dem Leser deshalb auch nahe. Er schafft es, hinter die Dinge zu blicken, die die Menschen, auf die er trifft, bewegen. Er kann seine eigenen Beweggründe und seine eigene Auffassung von Glauben (er ist nicht gläubig) sehr gut darlegen. Dabei wirkt sein Stil so durch und durch reif, ja sogar weise, dass man kaum glauben kann, dass der Autor gerade mal Mitte zwanzig war, als er sich für fast ein Jahr auf die Reise machte.
Besonders spannend ist das Buch, weil persönliche Erfahrungen und Emotionen sehr stark mit einfließen. Die persönliche Geschichte Aatish Taseers und vieler Menschen, die er trifft, machen das Buch ungeheuer lebendig. Bis zum Schluss - ja bis zur letzten Seite - ist man als Leser gespannt, ob Aatish die Annäherung an den Vater gelingen wird.


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Die Verquickung von persönlicher Lebensgeschichte, die eingebettet ist in die politischen Hintergründe, lassen die Geschichte lebendig werden. Wenn man vom Leben der Menschen liest, von ihrem Schicksal (auch ganz junger Menschen), kann man sehr viel eher nachvollziehen, was es bedeutet, z.B. im Iran oder in Pakistan zu leben. Gerade diese persönliche Note macht das Buch zu etwas ganz besonderem, das einem lange im Gedächtnis bleibt.
Unterwegs trifft der Autor verschiedene Leute - in der Türkei, in Syrien, in Saudi Arabien, im Iran und schließlich in Pakistan. Diese Leute berichten ihm vom Leben in ihrer Heimat. Die Stimmung, die im Land herrscht, kommt sehr gut rüber. So wirken die jungen Menschen im Iran z.B. zutiefst verstört und verängstigt. Auch die Verhörsituation, in die der Autor im Iran gerät, ist sehr beängstigend und zeigt auf, wie stark der Staat das Leben der Menschen dort einschränkt.
Der persönliche Ton bedingt auch, dass das Buch sehr gut verständlich ist. Taseer verzichtet auf unnötige Fachbegriffe und schwierige Satzkonstruktionen. Er ist ein großartiger Erzähler und ein Mensch, der schon in jungen Jahren über eine Menge Wissen verfügt.

Das Buch eignet sich für alle, die sich für Kultur und Religion interessieren. Wer mehr über Länder wie Pakistan und den Iran erfahren möchte, sollte auch einen Blick hier hinein werfen, denn man erfährt eine Menge über den Alltag und die Probleme der Menschen, aber auch über Geschichte und Kultur.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist fest gebunden und mit einem Schutzumschlag sowie mit einem blauen Lesebändchen versehen. Auf dem Cover sieht man eine Collage, die den Autor von hinten zeigt, wie er auf die Stadt seines Vaters, Lahore, blickt. Umrahmt wird das ganze von einem reichen Architekturdekor, der typisch für die islamische Kunst ist. Auch im Innenteil kehren diese dekorativen Elemente am Anfang eines jeden Kapitels wieder - sie umrahmen jeweils die Kapitelüberschrift.
Die Gestaltung des Covers finde ich sehr ansprechend, weil gleich klar wird, worum es geht. Es geht nicht "nur" um den Islam (hier stellvertretend die Stadt Lahore), sondern auch um eine persönliche Suche - nach der Welt des Vaters und letztlich nach sich selbst.


Fazit
"Terra Islamica" ist ein kluges, oft sogar weises und auf alle Fälle spannendes Buch, das ich innerhalb von nur zwei Tagen gelesen habe. Ich kann es allen Menschen, die sich für Kultur und Religion interessieren, wärmstens empfehlen. Der Autor schafft es, respektvoll mit dem Islam umzugehen und trotzdem kritisch aufzuzeigen, wo die Religion zu niederen Zwecken (politische Macht) missbraucht wird. Gerade für junge Menschen - unbedingt zu empfehlen!



Hinweise
Rezension von Sigrid Grün


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