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London, 1851: Im Hyde Park, dem Herzen der Hauptstadt, entsteht ein Bauwerk, wie die Welt noch keins gesehen hat: der „Kristallpalast“, ein glitzernder Traum aus Glas und Stahl. Hier soll das Fest der ersten Weltausstellung gefeiert werden, ein Paradies auf Erden. Emily Paxton, Tochter des Baumeisters, ist fasziniert von der Vision. Dann aber trifft sie Victor wieder, den vergessenen Freund ihrer Jugend, und das Drama der Weltausstellung wird zum Drama ihrer Liebe. Denn Victor setzt alles daran, den Traum ihres Vaters als Albtraum der Menschheit zu zerstören.

 

  Autor: Peter Prange
Verlag: Droemer Verlag
Erschienen: 09/2005
ISBN: 978-342196564
Seitenzahl: 550 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Die Liebe einer jungen Frau, Emily Paxton, und die erste Weltausstellung in London stehen im Mittelpunkt dieses Buches.
Der harte Kampf der Organisatoren im Parlament, um den Bau eines riesigen Gebäudes für die Weltausstellung, ausgerechnet im Hyde Park, durchzubringen, gewährt interessante und spannende Einblicke in die Politik der damaligen Zeit. Wenn Josef Paxtons - nach dessen Entwurf das Gebäude erbaut werden soll - zweiter Wunsch, seine Tochter Emily mit seinem Mitstreiter Henry Cole zu vermählen, in Erfüllung ginge, würde er all seine Pläne verwirklicht sehen. Aber keiner seiner Wünsche gestaltet sich als so leicht erfüllbar wie es zuerst scheint.


Stil und Sprache
Im Zentrum dieses Buches steht zweifelsohne die Weltausstellung. Der Autor hat mit akribischer Exaktheit versucht, sich so genau wie möglich an die geschichtlichen Fakten zu halten. Alles, was man über die erste Weltausstellung erfährt, die politischen Hintergründe, die Bauweise und die Menschen, die dabei ihren Traum verwirklichten, sind bestens recherchiert und in unterhaltsamer Weise wieder zum Leben erweckt worden.
Prange hat in einem schlichten, aber mit der Wortwahl sehr treffenden Erzählweise, einen sehr spannenden und flüssig zu lesenden Roman verfasst.
Steht einerseits der Kristallpalast und dessen Entstehung im Vordergrund, so bildet das Leben, das Erwachsenwerden und die Selbstfindung einer jungen Frau einen wunderbaren Gegenpol. Die Einblicke in die gehobene Gesellschaftsschicht, deren Ansichten und oberflächlichen Denkweisen, stehen im krassen Gegensatz zu der Arbeiterschicht, die sich tagtäglich abmühen müssen, um überleben zu können. Der Leser wird sich so einige Male bei einem „Kopfschütteln“ ertappen, wenn er von den „Problemen“ der feinen Gesellschaft liest.
Nicht reißerisch oder besonders schwarz malend ist das Leben der Proleten gezeichnet, sondern mit ernüchterndem Realismus nimmt Prange den Leser mit in die schmutzigen Hinterhöfe der schmalen Gassen zu den Rattentötern, in die Fabriken mit unmenschlichen Arbeitsverhältnissen und in die kalten, feuchten und mit Schmutz und Ungeziefer verseuchten Behausungen derer, die nicht mehr arbeiten können oder keine Arbeit finden.
Ausgewogen und unparteiisch präsentiert sich das Ende der Biedermeierzeit in der damaligen Weltmetropole London. Jeden Handgriff, von der Skizze zum Anriss, bis hin über das Gerüst und verlegen der Glasplatten für das damals größte Gebäude der Welt, erlebt man hautnah mit und wird schwungvoll erzählt.


Figuren
Die Figuren waren Peter Prange wohl ein besonderes Anliegen. Sie sind alle, von den Protagonisten bis hin zum nebensächlichsten Nebendarsteller, mit sehr viel Liebe zum Detail gezeichnet. Jede Figur hat ihre Charakterstärken und auch menschliche Schwächen.
Mit Emily Paxton, der Tochter des vermögenden Architekten und Mitinitiators der Weltausstellung, erlebt man auf empathische Weise mit, wie sie sich von einem wohlbehüteten, verwöhnten und oberflächlich denken Mädchen in eine junge Frau verwandelt, die, als sie mit der harten Realität konfrontiert wird, in Etappen ihre Augen zu öffnen scheint, um genauer hinzusehen, was in Wahrheit hinter vielem steckt, was ihr, speziell von ihrem Vater aus, vorenthalten wurde, um sie – vermeintlicher weise - zu schützen.
Victor, Emilys Jugendfreund und einzig fiktive Figur in diesem Roman, verleiht dem ganzen den besonderen Schwung und gibt in Wahrheit das Tempo der Ereignisse an.
Henry Cole, Emilys Verlobter, hat ein großes Geheimnis, in das der Leser eingeweiht ist. Obwohl dieses Geheimnis auf einen moralisch nicht einwandfreien Charakter deutet, überlässt Prange es dem Leser zu urteilen. Wertfrei geleitet er den Leser durch die Ereignisse und ergreift nicht Partei für die Figuren, wenn diese anders agieren, als man bei einem sympathischen Protagonisten vermuten möchte.


Aufmachung des Buches
Schönes weinrotes Hardcover mit Schutzumschlag, dessen Hintergrundfarbe auch in dunklem rot gehalten ist. Auf der Vorderseite ist das Gesicht einer jungen Frau des 19. Jahrhunderts zu sehen und auf der Rückseite befindet sich außer der kurzen Inhaltsbeschreibung auch das Abbild eines Stahlstiches des Kristallpalastes.
Das Buch ist im Ganzen sehr schlicht gehalten, ohne besondere Aufmachung. In einem Nachwort listet der Autor alle damaligen Begebenheiten noch einmal mit den genauen Daten auf und klärt über die Punkte auf, wo er sich künstlerische Freiheiten erlaubte.
Bei einem Roman dieser Seitenanzahl wäre ein Lesebändchen wünschenswert.


Fazit
Temporeiche und auch spannend erzählte Geschichte über die erste Weltausstellung und das Entstehen des Kristallpalastes. Feine Milieustudie mit nüchternen Einblicken in die verschiedenen Gesellschaftsschichten.
Wer keinen banalen Liebesroman, sondern eine Kombination von einer gut recherchierten Entstehungsgeschichte der ersten Weltausstellung und der ersten Liebe einer jungen, reichen und auch verwöhnten Frau, die ihre ersten Lebenserfahrungen mit aller Härte zu spüren bekommt, lesen möchte, wird mit diesem Buch bestens bedient sein.


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Das Buch ist auch erschienen unter dem Titel „Die Rebellin”.

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