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Die französische Armee marschiert in Italien ein und setzt ihre Invasion nach Süden fort. Rom soll erobert werden, damit der korrupten Kirche und ihrem Papst, meinem Vater, der sein heiliges Amt verkauft hat, die göttliche Strafe zuteil wird. Ich kenne meine Rolle in diesem Spiel der Mächtigen, und ich bin bestens vorbereitet. Doch warum trifft es Vannozza, meine einzige Zuflucht?

 

  Autor: You Higuri
Illustrationen:  You Higuri
Verlag: Carlsen Manga
Erschienen: Juli 2004
ISBN: 3-551-77373-4
Seitenzahl: 185 Seiten
Altersgruppe: ab 15 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)


Die Grundidee der Handlung
In diesem Band geht es arg politisch daher. Der Einmarsch der französischen Armee unter Charles VIII. lässt ganz Italien vor Angst erzittern. Im Kampf um die neu zu verteilenden Machtpositionen werden Bündnisse geschlossen, Geiseln genommen, Intrigen und Mordpläne gesponnen… Der Einzige, der in dem Durcheinander noch einen kühlen Kopf bewahrt, ist – wie kann es auch anders sein – natürlich Cesare. Völlig gelassen, fast schon unbeteiligt, mit einem listigen Lächeln im Gesicht, beobachtet er das Geschehen. Doch auch für ihn läuft nicht alles zum Besten…

Mit seinem engelsgleichen, unschuldigen Gesicht gelingt es Cesare, dass ihm alle aus der Hand fressen, angefangen bei seinem Vater, dem Papst, über seinen Freund Chiaro, seine Schwester Lucrezia, ja sogar der Franzosenkönig erliegt seinen Überredungskünsten. In einem Gespräch mit Chiaro gibt Cesare freimütig zu, dass sie alle nur seine „Marionetten“ wären, woraufhin Chiaro ihm eine schallende Ohrfeige verpasst und ihn „verdammter Mistkerl“ beschimpft, nur um seinem Freund bei der nächsten Gelegenheit doch wieder beizustehen. Und genau wie Chiaro, ist man auch als Leser ständig hin und hergerissen, ob man Cesare nun lieben, bemitleiden oder hassen soll. Aber egal wie man sich entscheidet, You Higuri hat mit Cesare eine Hauptfigur geschaffen, die einen emotional packt und nicht mehr loslässt.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Der Einstieg in die Handlung beginnt blutig, denn Chiaro soll auf Cesares Geheiß ein paar Attentäter töten. In den Panels steckt zunächst viel Schwung und Dynamik als er wie ein Sprinter mit weit ausholendem Schwertarm und wehendem Umhang seinen fliehenden Opfern hinterher hechtet. Das Töten wiederum vollzieht sich in vielen kleinen Bildausschnitten, als ob man der Szene mit einer optischen Splittung ihre Grausamkeit nehmen wolle, was aber nicht wirklich gelingt, denn im Kopf fügen sich die Puzzleteilchen sowieso zusammen. Obwohl Chiaro als Auftragsmörder doch ans Töten gewöhnt sein sollte, geht die Tat nicht spurlos an ihm vorbei; dies veranschaulicht die nachfolgende Szene sehr schön und machte ihn mir umso sympathischer.

Dass Cesares dämonisches Wesen nun verstärkt zu Tage tritt, wird ebenfalls in sehr eindeutiger Weise dargestellt, indem sein Gesicht partiell überschattet ist und seine Gegner die goldenen Augen, als Inbegriff seiner Verwandlung, zu sehen bekommen. Am eindrucksvollsten sind die Bilder, wo er für seine geliebte Ziehmutter Vannozza Vergeltung übt. Wie ein wildgewordener Racheengel stürmt der schmächtige Cesare mit seinem Schwert auf die Franzosen zu und metzelt sie gnadenlos nieder. Zum Schluss kniet er inmitten einer großen Blutlache, um ihn herum liegen diverse Körperteile seiner Gegner… Diese Szene ist eine der wenigen, die mit viel Schwarz unterlegt ist, ansonsten ist der Manga in Anbetracht der Dramatik und der Kämpfe angenehm hell, mit feinem Federstrich gezeichnet.

Detailliertes, historisches Interieur ist in diesem Band nicht ganz so häufig im Hintergrund zu sehen wie in den Vorbänden. Hier werden die Hintergründe hauptsächlich dazu benutzt, die düstere, von Angst oder Rachlust geprägte Stimmung zu untermalen, z.B. mit dunklen, von Wolken oder Rauch durchzogenen Horizonten, knorrig-alten, kahlen Bäumen oder kargen Landschaften. Rückt das französische Heer ins Bild, so sind die Soldaten in ihrer Eisenrüstung, hoch zu Ross im Vordergrund noch ganz gut ausgearbeitet, im Hintergrund verlieren sich aber die Einzelheiten. Für Pferde hat You Higuri ein ebenso sicheres Händchen wie für ihre Hauptfiguren, denn auch groß in Szene gesetzt, sehen sie sehr natürlich aus.

Ansonsten beweist der Band mit seiner variantenreichen und übergreifenden Panelanordnung oder der schwer zuordenbaren Sprechblasen mal wieder Mangakunst auf allerhöchstem Niveau.


Aufmachung des Comics
Der Band ist im üblichen Mangaformat als Taschenbuch erhältlich. Auf dem Titelbild ist Cesare in historischem Gewand zu sehen. Zusammen mit den Weinblättern, die seinen Kopf umranken, wirkt das Bild romantisch-verklärt. Er sieht wie ein unglücklich verliebter Prinz aus dem Märchen aus – zu schön, um wahr zu sein. Die übrige Aufmachung entspricht der in den Vorgängerbänden.
Vor Beginn der Geschichte erwarten den Leser zwei Schwarz-Weiß-Illustrationen sowie eine kurze Zusammenfassung des bisherigen Geschehens und eine kurze Vorstellung der Hauptcharaktere, um den Wiedereinstieg zu erleichtern. Kapitelunterteilungen sind mal wieder kaum zu erkennen. Zum Schluss entlässt uns die Mangaka mit einem zweiseitigen Nachwort, in dem sie wieder Interessantes zu berichten weiß.


Fazit
Die Handlung, geprägt von politischen Intrigen und Machtkämpfen, kommt diesmal actionreich, brutal, blutig und düster daher. Cesare Borgia, obwohl erst 19-jährig, ist bereits ein mächtiger Drahtzieher der Kirche, wenn es um politisch-strategische Entscheidungen geht, nichtsdestotrotz ein faszinierender Hauptcharakter, dem man gerne weiter folgt – in den nächsten Band.


5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
- Band 1
- Band 2 

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