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England im Morgendämmer der Renaissance. Die junge Catherine Parr hat zwei Herzenswünsche: Sie will eines Tages ein Buch schreiben – ein undenkbarer Plan für eine Frau! Und sie will Tom Seymour, ihren Freund aus Kindertagen, heiraten. Ihre stürmische Epoche aber will von ihnen beiden etwas völlig anderes: Am Hof König Henry den Achten geraten sie in den Strudel der Reformation, dem tollkühnen Tom droht das Fallbeil, und von Catherine wird ein übermenschliches Opfer verlangt. Während sich das Gesicht Englands sich auf immer verändert, kämpft die mutige Frau darum, sich ihre zwei größten Wünsche doch noch zu erfüllen …

 

  Autor: Charlotte Lyne
Verlag: Blanvalet
Erschienen: 13. Mai 2008
ISBN: 978-3442367177
Seitenzahl: 672 Seiten


Die Grundidee der Handlung
So ganz einverstanden kann ich mich mit dem Umschlagtext leider nicht erklären. Die Inhaltsangaben sind zwar grundsätzlich richtig, umfassen aber bei Weitem nicht das ganze Spektrum, das die Autorin tatsächlich in dieses epochale Werk gepackt hat.
Dieses Buch beinhaltet nicht einfach eine banale Liebesgeschichte, sondern umfasst das ganze Leben eines Königs, der nicht aufgrund seiner hervorragenden politischen Leistungen, sondern wegen seiner Art, sich seiner Frauen zu entledigen, und der England in einen Glaubenskonflikt stürzte, in die Geschichte einging.


Stil und Sprache
Ein - in jeder Hinsicht – pralles, üppiges und gewaltiges Buch. Dass die Autorin eine besondere Vorliebe für die Tudors und damit insbesonders Henry VIII. hat, kann man aus jeder Zeile, ja, jedem Wort herauslesen. Mit angepasster, aber keineswegs gezwungen altmodischer Sprache vermittelt Charlotte Lyne einen prächtigen, vor Ereignissen strotzenden, aber auch sehr empirischen Einblick in die Regierungszeit des wohl bekanntesten englischen Königs. Der Leser fühlt sich in das 16. Jahrhundert zurück versetzt und erlebt hautnah mit, welch gewaltiger Umbruch über England im Glauben und der Religion heranbricht. Henry VIII. ist der König und über seine Autorität lässt er keine Zweifel aufkommen. Je länger der König regiert, umso unsicherer und schwieriger wird das Leben für seine Untertanen. Ein Kopf rollt schnell und das oft nur aufgrund unbedachter Worte, und so versucht jeder sein Werk möglichst unauffällig zu verrichten.
Charlotte Lyne zeichnet den Pomp und die Pracht am Hofe genauso farbenfroh und schillernd, wie sie die Ängste und Anspannung der Menschen (die vielleicht ein Buch falschen Inhalts bei sich tragen und dadurch Gefahr laufen, den Kopf zu verlieren) in satten und düsteren Tönen malt. Empathisch, schlüssig und nachvollziehbar nimmt sie den Leser mit zu den Tudors, um ihm die schöne und dennoch auch hässliche Herrschaftszeit Heinrichs des Achten zu zeigen.


Figuren
Catherine Parr war die sechste und letzte Frau Henrys VIII. und aus ihrer Perspektive erlebt der Leser die Tudorzeit. Man begleitet sie schon in jungen Jahren, wie sie zarte Bande mit ihrem Spielgefährten Tom Seymour knüpft und ihn auch zu lieben lernt, begleitet sie durch ihre Ehen und erlebt letztendlich mit, wie der König sie zu seiner Frau macht.
Man begegnet allen interessanten und auch wichtigen Figuren dieser Zeit und taucht förmlich ein in die Welt der Machtspiele der Lordkanzlers Thomas Wolsey und Thomas Cromwell, dem Clan der Boleyns, der Familie Howard, Erzbischof Cranmer, William Tyndale … Man begegnet ihnen und hat nach Beendigung des Buches das Gefühl, jeden persönlich gekannt zu haben – hat man doch mit ihnen geliebt und gelitten, sie verstanden oder verwünscht.

Das Leben Catherines ist geschickt verwoben mit den bekannten und belegten Ereignissen der Zeit. Die Liebesgeschichte zwischen Catherine und Tom Seymour mag vielleicht manchmal etwas allzu rein und perfekt anmuten, aber dennoch vermittelt die Autorin gerade durch diese (etwas übertriebene) Darstellung auch die Machtspiele, Intrigen und Denunzierungen umso anschaulicher, intensiver und nachvollziehbarer. Charlotte Lyne ist bekannt für ihre guten Recherchen und das Bemühen, die Geschichte möglichst authentisch und stringent wiederzugeben. Ob die Liebe zwischen Tom Seymour und Catherine Parr wirklich so innig war, wird sich wohl nie sicher sagen lassen. Wichtig in diesem Buch aber ist, dass alles so gewesen sein könnte.


Aufmachung des Buches
Für Liebhaber schön gebundener Bücher, die noch dazu innen halten was sie außen versprechen, ist es förmlich schmerzhaft, wenn so ein Buch lediglich als Taschenbuch und nicht als schönes, geschmackvolles Hardcover aufgelegt wird. Dieses Buch hätte es auf jeden Fall verdient.
Die Grundfarbe des Taschenbuchcovers ist ein kräftiges Türkis und nach Autor und Titel findet man ein Abbild des Porträts von Catherine Parr, gemalt von Hans Holbein. Hinten im Buch findet man noch ein ausführliches Glossar, eine Liste sämtlicher Personen und ein Schlusswort der Autorin.


Fazit

Wer sich für die Tudors und insbesondere für Henry VIII. interessiert, sollte dieses Buch unbedingt lesen. Ein herausragender und alle wichtigen Ereignisse umfassender Roman über das Leben Heinrichs des Achten, seiner Frauen und vor allem auch Englands. Der damalige Bruch Heinrichs mit der Kirche hatte nachhaltige Folgen und wie es dazu kam, veranschaulicht Charlotte Lyne mit diesem Werk kurzweilig, mitreißend und hermeneutisch. Ein wunderbares und empfehlenswertes Buch nicht nur für Leser, die sich für die englische Geschichte interessieren.


5 Sterne


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