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Paris 1793 – die französische Revolution erreicht ihren blutigen Höhepunkt. Die ganze Stadt leidet unter der Terrorherrschaft von Maximilien de Robespierre. Während die „Seele der Girondisten“, Manon Roland, zum Schafott geführt wird, empfängt Robespierre in seinem Haus einmal mehr die dämonische Camilla.

Doch der nächtliche Besuch wird von wachsamen Augen beobachtet – und die Mitglieder einer mysteriösen Bruderschaft erkennen die Gelegenheit, eine Vertreterin des uralten Frauenordens der Töchter von Lilith aus dem Weg zu räumen. Die Männer sind davon überzeugt, dass Camilla und Robespierre in eine furchtbare Verschwörung verstrickt sind, der die gesamte Nation zum Opfer fallen könnte!

 

  Autor: Thomas Mosdi
Illustration: Laurent Paturaud
Verlag: Splitter Verlag
Erschienen: 12/2009
ISBN: 978-3-86869-086-6
Seitenzahl: 48 Seiten
Altersgruppe: ab 16 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)


Die Grundidee der Handlung
Robespierre nutzt das von ihm eingebrachte Prairial-Gesetz – das während der französischen Revolution Angeklagte ihrem Recht auf Verteidigung und Berufung beraubt –, um ein Frankreich nach seiner eigenen Vorstellung zu erschaffen. Dabei merkt er nicht, dass er von der undurchsichtigen Camilla, die mit ihren erotischen Reizen zu spielen versteht, geschickt manipuliert wird. Sie gehört zu dem uralten Orden der „Töchter von Lilith“, der das Göttlich-Weibliche verehrt und sich mittels Intrigen und geschickten Machtspiele gegen die Unterdrückung der Frauen wendet. Ihnen stellt sich eine Bruderschaft, mysteriös, aber genauso rigoros in der Anwendung der Mittel, gegenüber. Doch was steckt hinter diesem alten Machtkampf?

Thomas Mosdi lässt seine Szenerie vor dem Hintergrund der blutigsten Phase der französischen Revolution spielen. Er verwirrt so geschickt durch Intrigen, Machtspielchen und Charaktere, bei denen nicht klar ist, auf wessen Seite die Figuren stehen, dass der Leser den Comic sehr konzentriert oder aber mehrfach lesen muss. Denn die Hintergründe der mysteriösen Bruderschaf einerseits und des Ordens der „Töchter von Lilith“ anderseits werden nicht gerade üppig erläutert, die Sprünge zwischen den Erlebnissen der Revolutionäre, Szenen in ägyptischen Tempeln und die Auftritte der Schwestern sind schon mal irritierend und nicht immer selbsterklärend.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Die zeichnerische Arbeit sowie die Kolorierung des Comicbandes hat Laurent Paturaud übernommen, und um es gleich vorweg zu nehmen, er macht seine Sache wirklich gut. Nicht nur den Figuren hat er viel Aufmerksamkeit gewidmet und sie auf realistische Weise umgesetzt. Sowohl bei der Einführung im alten Ägypten, als auch in der Gegenwart der Geschichte, also Frankreich im Jahr 1793, stellt er sie nicht nur mit feinen, teils wunderschönen und immer zur Situation passenden Gesichtszügen dar, sondern arbeitet oftmals bis zum Glanz in den Augen und bis in die Falten genau. Erst bei großen Menschenansammlungen oder in belebten Straßen zeichnet Paturaud die Statisten in den Hintergründen mit gröberen Zügen. Ein ganz klarer Schwerpunkt liegt in der Darstellung der „Töchter der Lilith“, die oftmals unbekleidet oder nur in durchsichtigen Gazestoff gehüllt auftreten und ihre sinnliche wie erotische Wirkung nutzen, um ihre Ziele zu erreichen. Der Liebesakt zwischen Camilla und Robespierre wird angedeutet, aber nicht gezeigt. Auch Delora hat einen Auftritt, in dem sie nackt ihren attraktiven Körper zeigt. In diesen und ähnlichen Passagen haben die jungen Frauen jedoch immer ein natürliches Verhältnis zur Nacktheit und ihren Körpern, sodass diese Szenen weder aufdringlich noch anstößig wirken.
Seine Figuren stattet der Illustrator immer mit zur Epoche passenden Bekleidungen und Gegenständen wie Waffen oder Schmuck aus, die er ebenfalls gekonnt und aufwendig gestaltet, auch die Bilder von Kutschen und Tieren überzeugen. Besonders die Eindrücke der Guillotine versieht der Grafiker gekonnt mit der bedrohlich-tödlichen Wirkung, so dass dem Leser in Szenen, in der er diesem Tötungsinstrument begegnet, ein Schauer über den Rücken läuft.

Mit dieser aufwendigen und anspruchsvollen Art hat der Illustrator fast den gesamten Comic versehen. Die Straßen wie auch die Gebäude in Paris wurden liebevoll inszeniert, Räumlichkeiten zeitgemäß und detailliert eingerichtet, manche Einzelheit besonders stark herausgegriffen und hervorgehoben. So fiel mir auf, dass selbst die Inhalte der Gemälde an den Wänden exakt wiedergegeben wurden. Besonders schön und in vielfältigen Nuancen geht der Zeichner an die Aufgabe, die ägyptischen Tempel darzustellen, die reichhaltigen Wandbemalungen und Hieroglyphen sind sehr fein umgesetzt, genauso die Statuen wie das Bildnis von der Gottheit Lilith.
Dumpf und mit einem Hauch zum Düsteren ist die Farbpalette gewählt und unterstreicht damit den Charakter der Szenerie, eher satt setzen sich hiervon z.B. die feurig roten Haare von Delora ab. Die Bilder sind mit hohen Kontrasten versehen, was ihnen nicht selten einen tiefen und fast dreidimensionalen Stil verleiht, auf den Einsatz von Schatten verzichtet Paturaud aber nahezu vollständig.

Die Schrift in den rechteckigen Sprechblasen und die Erzähltexte fallen comictypisch – also durchweg groß- und stellenweise zur Betonung fettgeschrieben – aus, ganz in europäischer Manier gibt es fast keine Geräusche, die in schriftlicher Form dargestellt werden.


Aufmachung des Comics
Wie man das von den meisten Werken aus dem Hause Splitter kennt, ist auch dieser Comic mit festem Einband und einem etwas über A4 hinausgehenden Format aufgelegt worden. Die Vorsatzseiten vorne wie hinten sind mit ägyptisch oder sumerisch anmutende Symbolen verziert, auf weitere Ausstattung des hochwertig verarbeiteten Buches wurde allerdings verzichtet. Die Gestaltung des Covers zeigt die nur dürftig bekleidete und mit Schmuck verzierte Camilla, die bewaffnete Bürger während der französischen Revolution anzuführen scheint. Unterlegt mit alten Schriftzeichen ist im oberen Teil ein Kreuz angedeutet, über dem die Schriftzüge des Titels und der Produzenten prangen. Insgesamt ist die Aufmachung des Buchdeckels – sicherlich nicht nur für männliche Leser – ansprechend, strahlt sie doch etwas Geheimnisvolles, aber auch Bedrohliches aus.


Fazit
Thomas Mosdi erzählt ein historisches Szenario um Verschwörungen, Intrigen und Machtkämpfe, um Sinnlichkeit, aber auch Gefahr und Dramatik. Zusammen mit dem überzeugenden Artwort von Laurent Paturaud verspricht dies eine spannende Reihe zu werden.


4 5 Sterne


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