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Es klingt wie eine Legende, doch im fünften Jahrhundert half der Druide Merlin dem jungen Artus, König von England zu werden. Merlin selbst wurde zum Opfer der Fee Morgane und in einen Felsen eingeschlossen…

Jahrhunderte vergehen, bis Merlin befreit wird. Er findet sich im Mittelalter wieder und muss erkennen, dass sich die Welt sehr verändert hat. Zu Zeiten der Jahrtausendwende glauben die Menschen nicht mehr an Magie, und überall ersetzen die Kapellen der Christen die antiken Dolmen. Das kleine Volk der Feen schwindet dahin, die Drachen sind Vergangenheit, Irland wird von Priestern in Besitz genommen…

Merlin macht es sich zur Aufgabe, das Christentum aus Irland hinauszuwerfen. Gemeinsam mit der Gwynned, einer Nachfahrin des Ritters Galahad und Trägerin des Schwertes Excalibur, und gestärkt durch zahllose Liter Bier, will er die Welt der Magie und des Zaubers retten, welche durch den neuen Glauben nach und nach zerstört wird!

 

  Autor: Christophe Arleston / Melanÿn
Illustration: Eric Hübsch
Verlag: Finix Comics
Erschienen: 01/2010
ISBN: 978-3-941236-23-3
Seitenzahl: 48 Seiten
Altersgruppe: ab 15 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)


Die Grundidee der Handlung
Merlin und Gwynned kommen auf ihrer Reise zu den britischen Inseln zur Küste Bretagne und dort schließlich ins legendäre Ys. Dort treiben die Schergen des Königs ein brutales und undurchsichtiges Spiel auf der Suche nach der entführten Prinzessin. Merlin, Fardet und Gwynned schließt sich der schrullige, aber tapfere Ritter Sire Lanbihouet an. Gemeinsam machen sie sich auf zum König, um ihm ihre Hilfe anzubieten. Doch so einiges scheint in diesem Königreich im Argen zu sein…

Die hierzulande einst von „Carlsen Comics“ vertriebene und dann aufgegebene frankobelgische Comicserie wurde von „Finix Comics“ aufgegriffen, um auch die Fortsetzungen in Deutschland auf den Markt zu bringen – recht so, denn der frech-fröhliche Mix aus historischer und mythologischer Erzählung von Christophe Arleston hat es in sich und weiß zu unterhalten.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Die Reihe „Excalibur“ wurde von dem Illustrator Eric Hübsch in typisch frankobelgischem Comicstil – mit mal mehr, mal weniger großen Nasen oder Ohren und liebevollen, nicht immer restlos realistischen Wiedergaben von Figuren – gestaltet. An Detailreichtum und grafischer Ausschmückung, z.B. in der Schenke zu Beginn der Handlungen, lässt es der Zeichner nicht fehlen. In Hintergründen oder klein dargestellt erfahren die Figuren zwar die übliche Reduktion und beginnende Ungenauigkeit, welche sich bei Bildern auf kleinem Raum zwangsläufig ergeben, sind dann aber immer noch detailierter als in vielen anderen Werken.

Mit einem Augenzwinkern präsentiert sich sowohl die Form von Gwynneds Oberkörperrüstung als auch Merlins Umhang und Mütze, die im vorherigen Leben wohl ein Kojote oder Wolf gewesen sein muss. Der arme Ritter Sire Lanbihouet kann einem zum Anfang der Geschichte schon leid tun – bemüht er sich um Tapferkeit und Anstand, kommt er doch meistens zu spät; später erhält er aber Gelegenheit, seine Ritterlichkeit unter Beweis zu stellen. Auch die übrigen Charaktere sind passend und glaubhaft dargestellt, hervorragend ist z.B. der fiese Abt Kerfrach gelungen. Die Gesichtszüge der Figuren sind größtenteils passend zu den Szenen, stellenweise aber auch bewusst überspitzt und überzeichnet, um den Humor der Szenerie zu unterstützen. Der gewisse Niedlichkeitsfaktor dieses Zeichenstils kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Handlungen – besonders an einer Stelle – schon mal rau und zuweilen auch blutig sein können, so dass es sich hierbei nicht um ein Werk für Kinder handelt. In anderen Stellen geht es schelmisch und leicht obszön zu – schön ist eine Szene, in der die Wunde der entkleideten Gwynned versorgt wird und sich die Männer schamhaft umdrehen, was jedoch weniger für den Leser gilt, der die verschmitzt eingebrachten erotischen Andeutungen miterleben darf.

Die Landschaften sind mit einfachen Linien und dennoch vielfältig erstellt. Sowohl hier als auch bei den Hintergründen arbeitet der Kolorist gerne und viel mit Farbverläufen. Die kräftigen Farben sind jederzeit passend, das Meeresblau satt, das Grün der Wiesen von einem angenehmen, nicht zu intensiven Ton. Die Kontraste sind gut ausbalanciert und sorgen in den entsprechenden Zeichnungen für die nötige Bildtiefe. Schön ist die Stadt Ys am Meer mit den vielen Möwen anzuschauen, die vielen Einzelheiten können Stück für Stück mit dem Blick „gelesen werden“. Dabei hat sich der Grafiker viel Mühe gegeben, oft sind die Gebäude bis in einzelne Mauersteine oder Dachziegel wiedergegeben.

Die Dialoge und die Geschichte sind schwungvoll und fordern dem Leser immer wieder ein Schmunzeln ab, nicht selten auch einen Lacher. Besonders Sire Merlin mit seiner direkten, frechen und frivolen Art hält die Lachmuskeln des Lesers auf Trab – vor allem nach dem Abschluss der letzten Seite musste ich schallend lachen. Ungünstig und schlecht zu lesen sind lediglich Merlins Zaubersprüche, die in schwarzer Schrift und außerhalb von Sprechblasen nicht selten über dunkelfarbigen Hintergründen liegen.

Mit einer sehr ausführlichen Zusammenfassung der Grundidee auf der Rückseite und ersten einleitenden Worten fällt auch der Quereinstieg für diejenigen Leser, welche die vier Vorbände nicht kennen, leicht.


Aufmachung des Comics
Die Gestaltung des Comicbandes hat der Verlag an die Aufmachung der ursprünglichen Serie angelehnt, so wird der fünfte Teil der Reihe als Din A4 großes und mit Softbroschur versehenes Werk vertrieben. Sofort fällt das Cover ins Auge, stellt es doch Merlin, Gwynned und Fardet in einer dramatischen Szene, inmitten eines Gewitters auf einem alten Gemäuer dar, Merlin mit erhobener Laterne, Gwynned kampfbereit mit Excalibur in Händen. Mit der Farbwahl und der zeichnerischen Wiedergabe bekommt der Leser eine gute Vorstellung davon, was ihn erwartet. Der Comic ist gut verarbeitet, die Verleimung überwiegend (bis auf eine kleine Stelle an der oberen Seite) sauber, aber immer fest und sicher.


Fazit
„Excalibur“ ist eine Serie, die man einfach kennen lernen sollte – besonders dann, wenn man Comics auf historisch-mythologischer Basis und im frankobelgischen Stil mag. Die Szenerie ist flott und frech und bietet eine kurzweilige Unterhaltung, den Zeichnungen von Eric Hübsch merkt man die intensive Mühe und liebevolle Ausgestaltung an.


4 5 Sterne


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