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Kategorie: 1800 – 1900 Romantik, Biedermeier, Gründerzeit usw

Katalonien 1874. Josep ist der einzige noch lebende Zeuge. Vier Jahre lang hat er sich vor den Männern versteckt, die Spaniens Ministerpräsidenten ermordet haben. Zurück in seinem Heimatdorf, hofft Josep, dass Gras über die Sache gewachsen ist – und er sich seinen Lebenstraum erfüllen kann. Vollmundigen Wein möchte er auf dem Gut seiner Väter kultivieren. Doch die Reben sind vertrocknet, die Geldforderungen seines Bruders für den Erbhof horrend. Tapfer nimmt Josep den Kampf ums Überleben auf und begegnet in Maria del Mar einer mutigen Frau, die ihn an eine glückliche Zukunft glauben lässt, bis ihn plötzlich die Vergangenheit einholt …

 

  Autor: Noah Gordon
Verlag: Blessing oder auch Club Premiere von „Der Club“
Erschienen: 08/2008, bei „Der Club“ 02/2008
ISBN: 389667367X
Seitenzahl: 496 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Der Roman handelt von einem jungen Katalanen, Sohn eines Weinbauern, Namens Josep. Da sein älterer Bruder, Donat, einst den Hof des Vaters übernehmen wird, sucht Josep Arbeit. Als ein Sergeant junge Soldaten rekrutiert, sehen viele junge Männer eine Möglichkeit, der Arbeitslosigkeit zu entkommen. Josep ist zwar vom Soldatenleben nicht angetan, beschließt aber dennoch, bei der Prüfung, die durchgeführt werden soll, mitzumachen. Als ersten Befehl zur Bewährungsprobe werden die jungen Männer nach Madrid beordert, um dort einer simplen Aufgabe nachzugehen. Dieser Auftrag jedoch hat fatale Folgen und nur durch Zufall kann Josep überleben und fliehen. Kopflos zieht er umher, bis seine Flucht schließlich in Südfrankreich auf einem Weingut endet. Dort lernt Josep alles, was es über die Herstellung guten Weines zu wissen gibt. Als er nach vier Jahren vom Tode seines Vaters erfährt, will er nach Hause zurückkehren, da er meint, dass über die Sache in Madrid bestimmt schon Gras gewachsen ist.

Als er nach Santa Eulalia heimkehrt, übernimmt er den Hof seines Vaters und ist bestrebt, guten Wein herzustellen. Als Nachbarin lernt er Maria kennen, die mit ihrem kleinen Sohn lebt und alleine ihren Weinberg bestellen muss. Langsam kommen sich die beiden näher, was aber nicht von Dauer zu werden scheint. Und dann, als Josep meint, es langsam geschafft zu haben, erfährt er, dass der Sergent nach ihm sucht.


Stil und Sprache
Die Sprache und der ganze Schreibstil Noah Gordons sind in diesem Buch sehr einfach und schlicht. Die Geschichte wird in Rückblenden erzählt, was einem das Verstehen mancher Handlungen erleichtert. Man kann sich aber des Gefühls nicht erwehren, zu meinen, in der Rückblende werde alles so lange und ausführlich erzählt, dass keine Seiten mehr für die eigentliche Handlung der Geschichte übrig bleiben werden.
Der Autor versteht es wunderbar, Spannung aufzubauen. Enttäuscht wird der Leser jedoch, da sich diese Spannung schon nach wenigen Seiten wieder zerschlägt, da sich die Probleme immer ziemlich schnell in Wohlgefallen auflösen.
Über die Weinkultur, die Bräuche und Sitten des 19. Jahrhundert in Spanien, erfährt man viel und Gordon vermittelt einem die Farbe, den Duft und auch den Geschmack des Weines, als würde man ein Glas vor sich stehen haben. Man sieht die Weinberge und spürt die Hitze Kataloniens.

Die Geschichte wird schön, aber unspektakulär erzählt und plätschert dahin, auch wenn sie leicht und flüssig zu lesen ist. Die absolut spannenden Ansätze verlaufen im Sand und lassen in der Geschichte den nötigen Schwung vermissen.
Der auf der Umschlagseite erwähnten Mischung von Spannungsroman, Familiengeschichte, Liebesdrama und Historienepos wird das Buch nicht gerecht. Die Spannung kommt nicht zu tragen, ein Liebesdrama gibt es nicht und die damalige politische Lage wird nur am Rande erwähnt. Die Familiengeschichte kommt noch am ehesten in diesem Roman zum Tragen.


Figuren
Von Josep erhält man einen wunderbaren empathischen Einblick in seine Gedankenwelt, die das Nachvollziehen seiner Handlungen erlauben. Von keiner der Figuren erfährt man aber Alter oder genaueres Aussehen, was die Darsteller sehr blass und leblos erscheinen lässt. Die einzige Figur, die in Joseps Leben mehr miteinbezogen wird, ist Nivaldo, ein langjähriger Freund, über den man aber auch nicht sehr viel erfährt. Maria tritt als Nachbarin in Joseps Leben, wobei man aber nicht den Eindruck erhält, dass sich zwischen den beide Gefühle entwickeln könnten, da einem die Sicht Marias vorenthalten wird, Josep sich anscheinend nicht sehr für sie interessiert und die Begegnungen der beiden eher oberflächlich erscheinen. Alle Figuren fungieren lediglich als Statisten und haben wenig Eigenleben, was im krassen Gegensatz zum Protagonisten steht. Mehr Emotion und Empathie hätten der Geschichte viel von der Oberflächlichkeit genommen und den Leser in die Handlung mehr miteinbezogen.


Aufmachung des Buches
Auffällig ist schon beim Durchblättern die ungewohnt große Schrift, was aber nicht unbedingt ein Nachteil ist. Das Buch ist in fünf Teile unterteilt, die wiederum verschiedene Kapitel enthalten. Nicht so ideal ist, dass die Kapitel am Ende des Buches und nicht zu Beginn angeführt sind. Auf den letzten Seiten findet sich noch ein ausführliches Glossar zu den spanischen Begriffen. Auf den inneren Umschlagseiten des Buches befindet sich sowohl vorne wie auch hinten eine Landkarte Kataloniens, welche auch hilft, die gereisten Wege Joseps nachvollziehen zu können.
Ein schöner Schutzumschlag und ein Lesebändchen ergänzen die schöne Aufmachung des Buches im Hardcover.
Die Club Premiere Ausgabe hat einen Umschlag mit Leinenprägung mit leicht erhobenem Schriftzug vom Namen des Autors und der Titel ist goldfarben. Ferner befinden sich bei dieser Ausgabe auf den ersten Seiten ein Foto und ein Brief von Noah Gordon an die Leser.


Fazit
Eine schöne und seichte Erzählung welche einem wunderbare Einblicke in die Welt des Weines ermöglicht. Ein Buch ohne großer Spannung und Farbe, welches rein auf den Protagonisten aufgebaut ist.
Wer ruhige und schöne Erzählungen liebt, ist mit diesem Buch wunderbar bedient. Sucht man aber Spannung und flotten Erzählstil, sodass man den Roman nicht mehr aus der Hand legen kann, wird mit dem neuen Roman von Noah Gordon keine Freude haben.


3 Sterne


Hinweise
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