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„Jenseits des Heidelandes, hinter den Hügeln, im Schatten der Berge mit ihren Schluchten entdeckt Siegfried die Wunder einer Welt, so weit wie der Himmel.“

Geboren aus den Wikingersagen und der Musik von Richard Wagner – Siegfried.

 

  Autor: Alex Alice
Illustration: Alex Alice
Verlag: Splitter
Erschienen: 12/2009
ISBN: 978-3-940864-22-2
Seitenzahl: 72 Seiten
Altersgruppe: ab 14 Jahren


Die Grundidee der Handlung
Odin entzieht der Welt die Werkzeuge seines Willens und ruft die Götter und Walküren zurück in seine Steinhalle – nur seine Tochter hat ihren eigenen Kopf und versucht, mehr über ihre Rolle in dem Schicksal des jungen Siegfrieds herauszufinden. Und was sie findet, entspricht nicht den Gesetzen der Götter…
Indes macht sich Siegfried auf einen langen und gefahrvollen Weg raus aus dem Wald seiner Kindheit und Jugend, dem Weg, der ihn zu den anderen seiner Art, aber auch zum finsteren Drachen, um sein Schicksal zu erfüllen…

Der zweite Teil von Alex Alice‘ Trilogie widmet sich ganz der Rolle der Walküre, eigensinnige Tochter des Odins, und Siegfrieds langer Reise. Hierbei geht es mit vielen Mysterien, Gefahren, aber auch mehr oder minder offenem Humor zu. Ein faszinierender Mix!


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Der Comicband beginnt mit einem Prolog – der  „Owertüre“ – die als Zwiegespräch zwischen Odin und der Erde gestaltet ist und den Leser, als die Dämmerung durch Odin endlich preisgegeben wird, mit einem großartigen, ganzseitigen Landschaftsbild voll morgendlicher Farbkraft begrüßt. Der Blick gleitet über die Berge und den Dunst der Sonne entgegen. Grandios ist auch die Gestaltung des Waldes auf der Doppelseite, mit der die eigentliche Geschichte startet. Schon auf den ersten Seiten sorgt der Zwerg Mime mit seiner eigenwilligen Art für mächtigen Spaß. Die Bilder sprühen vor Kraft, Farben und phantastischen Elementen und sind immer ausreichend, oftmals auch feiner, detailliert. Die Farbgestaltung wirkt niemals aufdringlich, oftmals sind die pastellartigen Farben sogar eher verhalten, unterstreichen gekonnt die jeweilige, zuweilen auch düstere Stimmung. Aber es ist der Mix, der sie jederzeit so eindrucksvoll erscheinen lässt, sei es nun im Wald, in der Höhle der Zauberin oder dem Heideland.
Überwiegend anspruchsvoll ist die Ausführung der zeichnerischen Arbeit, erst von nahem – z.B. ein Ausschnitt der Augenpartie der Walküre – zeigt sich, dass die Grafiken nur selten konsequent in alle Einzelheiten aufgelöst wurden. Allerdings passt dies zum Konzept und ist stimmig, unterstreicht es doch den fiktiven Charakter. Die schöne Tochter Odins macht einen zarten, leichten und luftigen Eindruck, strahlt aber dennoch Stärke und Macht aus. Sofort warm wird man mit Siegfried und Mime. Besonders der Zwerg mit seiner besonderen Art, einer Mischung aus Kenntnis und Wissen einerseits und albernem Aberglauben andererseits lassen den Leser immer wieder schmunzeln. Auch das Spiel seiner Mimik, mal beleidigt, mal traurig oder schreckgeweitet, ist einfach zu schön und rundet den Gesamteindruck ab. Absolut stimmig und mit einer ganz eigenen Art stellt sich wieder Völva vor – ein dickes Lob an Alice für diesen Charakter, der so konsequent von den Klischees und Vorstellungen einer Zauberin abweicht. Figuren, die in die Bildhintergründe gerückt werden, nehmen schnell an Exaktheit ab, sind aber immer ausreichend umrissen.

Auch in den Tiefen der Bilder nehmen die Genauigkeiten schnell ab, die Hintergründe wurden oft mit einem eigenen Charme, aber weniger exakten Wiedergaben dargestellt. Zwar fallen Landschaften spätestens in der Ferne verhältnismäßig einfach aus, sind jedoch nichtsdestotrotz liebevoll und mit hoher Vielfalt der jeweiligen Elemente erstellt worden. Näher liegende Gegenden, so wie die Wasserfallbänke, die Siegfried und Mime nach Verlassen des Waldes erreichen, sind oft spannend, zum Teil wunderschön aufgebaut und umgesetzt. Auf dem langen Marsch Siegfrieds von seinem Wald auf der Suche nach anderen Menschen und dem Drachen durchquert er viele verschiedene Gegenden, denen sich der Illustrator immer wieder mit beeindruckenden Bildern angenommen hat, so voller Einzelheiten, dass man sie lange betrachten kann.

In den schaurigen Sümpfen begegnet Siegfried nicht nur allerlei merkwürdigen und zum Teil gefährlichen Wesen, sondern auch der eigenartigen Magie der Zauberin Völva. Mit ihrem Wirken lässt sie die Welt sprichwörtlich auf dem Kopf stehen und hebt physikalische Grundsätze auf, was Alice in seinen Bildern begeisternd umzusetzen versteht. Gekonnt ist auch die Szenerie in den Bergen, in der Siegfried und Mime auf einer Stute fliegen – hier gelingt es dem Zeichner, die Dynamik auf den Leser zu übertragen. Fast schon unfair ist, dass der Comic an einer spannenden Stelle endet und sich der Leser bis zum Erscheinen des dritten und letzten Teils der Serie gedulden muss.

Keine Überraschungen gibt es in der Textgestaltung, die – genauso wie die rare Streuung der Soundwords – den typisch europäischen Grundsätzen entspricht.


Aufmachung des Comics
Rundum gelungen ist die schöne Covergestaltung des als Hardcover mit über A4 großem Format erhältlichen Comicbandes. Ein Farbverlauf von weiß zu dunkelblau bildet den Hintergrund, auf dem das Portrait der schönen Walküre mit ihren goldenen Augen, dem Kriegshelm und dem Federschmuck dominiert. Die Schriftart für Titel und Namen des Autors erinnert an alte Runen und passt hervorragend zu dieser Comicserie. Wenig Informationen zum Inhalt gibt es auf der Rückseite, die wie ein Bild wirkt, das sich in großer Höhe zeigt – den Untergrund bildet ein Wolkenteppich, den oberen Teil der kalte, nächtliche Sternenhimmel. Auf den Vorsatzpapieren vorne und hinten prangt groß das Wappen der Walküren.


Fazit
Alex Alice‘ ganz eigene Interpretation und Adaption der Sage um Siegfried weiß zu faszinieren, die Geschichte ist tiefgründig, dynamisch, aber auch an nicht wenigen Stellen humorvoll. Unterlegt hat dies der Autor und Zeichner durch stimmige, wenngleich auch nicht immer restlos detailierte Bilder, welche die Atmosphäre des Buches gekonnt zu vermitteln verstehen. Ein grandioses Werk, das in keiner Sammlung fehlen darf. So wartet man ungeduldig auf den letzten Teil der Trilogie…


5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Siegfried

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