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An der Arche um Acht - das klingt nach einer netten Verabredung. Dumm nur, wenn sich dort drei statt zwei Pinguine treffen, denn bekanntlich haben auf Noahs Arche nur zwei von jeder Tierart Platz.
Aber wenn man als kleiner Pinguin nun mal keinen Freund zurücklassen will, muss man sich was einfallen lassen. Ein großes, wunderbar komisches Abenteuer beginnt, bei dem unter anderem klar wird, dass Noah schlecht sieht, Giraffen seekrank werden können und Gott gern Käsekuchen isst - am liebsten ohne Rosinen.

 

Autor: Ulrich Hub mit Illustrationen von Jörg Mühle
Verlag: dtv
Erschienen: 2009
ISBN: 9783423713924
Seitenzahl: 96 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Am Südpol ist nie was los, kein Wunder, dass drei Pinguine - zwei große und ein vorwitziger kleiner - sich dauernd streiten und auch mal den ein oder anderen Tritt austeilen. Als den beiden großen Pinguinen dann eines Tages von einer Taube die Sintflut verkündet wird, ist guter Rat teuer, denn es sind nur zwei Tickets zu vergeben. Und auch wenn der kleine Pinguin ganz schön frech und nicht gerade ein mustergültiger Geselle ist, bringen die zwei großen es nicht übers Herz, ihn zurückzulassen. Kurzerhand wird er k.o. geschlagen und als blinder Passagier mitgenommen. Aber so einen vorlauten Pinguin auf der Arche zu verstecken, ist ganz schön schwierig - und es kommt wie es kommen muss: Der Pinguin wird entdeckt. Doch die Konsequenzen sind ganz anders als vermutet...

Was für ein bezauberndes Kinderbuch! Hier wird offen und angstfrei über das Thema Religion gesprochen - ein seltener Glücksfall. Hub geht unbefangen mit so interessanten Fragen wie "Wer ist Gott?" (ein alter Mann mit langem Bart oder doch eher so eine Art Toaster?) und "Isst er wirklich gerne Käsekuchen?" um und begeistert damit Jung und Alt. Neben der Religion wird auch noch das Thema Freundschaft auf eine wunderbare Weise angesprochen.


Stil und Sprache
Ein blinder Passagier ist natürlich immer eine außerordentlich spannende Angelegenheit. Wird er entdeckt? Wie wird er versteckt gehalten? usw. Hub kann das Versteckspiel absolut überzeugend und vor allem witzig schildern. Da werden die Pinguine mal ausgetauscht und mal ist ein Pinguin sogar der liebe Gott.
Die Geschichte wird durchgehend aus der Perspektive eines Erzählers geschildert. Dieser beschreibt auch sehr schön und mit ganz einfachen Mitteln die Landschaft ("Schnee und Eis und Eis und Schnee ...") und die Stimmung, die zwischen den Pinguinen und später auf der Arche herrscht. Die Sprache ist klar, unverblümt und sehr witzig. Man merkt dem Autor an, dass er vom Theater kommt (die Geschichte ist ja vor allem auch als Theaterstück bekannt geworden), denn er hat ein ausgeprägtes Gespür für eine perfekte Dramaturgie. Da ist kein Witz an der falschen Stelle, kein Satz ist langweilig - alles sitzt einfach! Besonders witzig ist natürlich die Szene, in der Gott zu Wort kommt und u.a. einen Käsekuchen verlangt. Das hat Hub so fantastisch hinbekommen, dass man sich wirklich kringelig lachen könnte. Aber zu viel soll hier auch nicht verraten werden...


Figuren
Hauptfiguren sind die drei Pinguine, die Taube und natürlich Gott, der aber nicht persönlich auftritt. Die beiden großen Pinguine sind, wie Große eben so sind: Eher ernsthaft. Sie machen dem kleinen Pinguin ein bisschen Angst mit Gott (er sieht alles und wenn du böse bist, kommst du nicht in den Himmel etc.). Trotzdem sind sie nette Pinguine, die es ja dann doch nicht übers Herz bringen, den kleinen Kerl zurück zu lassen. Sie beschäftigen sich mit so wichtigen Dingen wie der Schuldfrage und unterscheiden sich auch untereinander (das merkt man z.B. daran, was sie in ihre Köfferchen packen). Der kleine Pinguin ist frech und vorwitzig und er geht einfach noch ganz unbefangen an die Dinge heran. Er wirkt kindlich, aber kein bisschen kindisch. Außerdem nimmt er kein Blatt vor den Mund und ist ziemlich mutig. Und er ist einfach ein bezaubernder kleiner Pinguin! Als Kind und auch als Erwachsener kann man sich wunderbar mit ihm identifizieren, weil er einfach menschlich, bzw. pinguinlich ist.
Die Taube ist ganz schön gestresst, denn sie trägt eine Menge Verantwortung. Dafür hat fast keiner Verständnis und dann hat sie auch noch etwas ganz wichtiges vergessen... Auch sie ist absolut überzeugend und macht im Laufe der Geschichte eine Entwicklung durch.
Eine Nebenfigur ist Noah, der schon ganz schön alt und tatterig ist und (zum Glück!) nicht mehr die besten Augen hat.
Und dann gibt es natürlich noch den lieben Gott, der viele Fragen aufwirft ...


Aufmachung des Buches
Auf dem Cover des Taschenbuches sieht man die zwei großen Pinguine mit einem überdimensionierten Koffer im Regen stehen. Was wohl im Koffer stecken mag? Es regnet auf die tief verschneite Landschaft (die Handlung spielt ja am Südpol), kein Wunder, denn immerhin steht eine Sintflut ins Haus. Das Buch ist von Jörg Mühle kongenial illustriert. Auf fast jeder Seite findet man bezaubernde schwarz-weiß-Illustrationen, die witzig und lebendig sind und perfekt zum Text passen. Besonders sind die "verregneten" Seiten, auf denen unzählige kleine Striche andeuten, wie nass so ein Sintflutschauer sein kann...


Fazit
Das Buch ist schön, klug und witzig. Es verzichtet auf jeglichen erhobenen Zeigefinger und geht mit einem sonst eher "ernsten" Thema so herrlich unbefangen um, dass es eine Freude ist, es zu lesen. Dazu die wunderbaren Zeichnungen von Jörg Mühle. Ein großer Glücksfall! Für Groß und Klein unbedingt zu empfehlen!



Hinweise
Rezension von Sigrid Grün
Herzlichen Dank an den dtv-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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