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"Der Mensch, dessen Name in dieses Heft geschrieben wird, stirbt."

Eines Tages fällt dieses unheimliche Heft – das Death Note – in die Hände des Musterschülers Light Yagami. Und schon bald ist diesem klar: Er will alle Verbrecher töten. Er will die Gesellschaft von allem Bösen befreien. Und er will der Gott einer neuen Weltordnung werden.

 

  Autor: Tsugumi Ohba
Illustrationen:  Takeshi Obata
Verlag: Tokyopop
Erschienen: April 2009
ISBN: 978-3-86719-671-0
Seitenzahl: 392 Seiten
Altersgruppe: ab 15 Jahren


Die Grundidee der Handlung
In "Death Note" gibt es zwei Welten: die der Todesgötter und die der Menschen. Jeder Todesgott verfügt über ein Death Note, und wie der Name schon sagt, entscheidet eine Eintragung in das Notizbuch über Leben und Tod der Menschen. Unglücklicherweise hat Todesgott Ryuk sein Büchlein in der Menschenwelt verloren und begibt sich auf die Suche nach demselben. Währenddessen entdeckt der 17-jährige Oberschüler Light Yagami besagtes Heft auf dem Schulhof, als er gelangweilt aus dem Fenster des Klassenzimmers schaut, und nimmt dieses an sich. Wie aus der Inhaltsangabe des Verlages hervorgeht, soll dieser Zufallsfund schon bald weitreichende Folgen haben…

Der Leser kann auf höchst spannende Weise mit verfolgen, wie einerseits Light alias Kira mit kühlem Kopf bei der Planung und Durchführung seiner Vision, die Welt von allem Bösen in Gestalt von Verbrechern zu säubern, vorgeht und wie sich gleichzeitig auf der Gegenseite in fieberhafter Eile Interpols Elitepolizisten zusammentun, um Kira aufzuspüren und dem furchtbaren Massenmorden Einhalt zu gebieten. Als sich heraus kristallisiert, dass Kira mit großer Wahrscheinlichkeit Japaner ist und von dort die Morde ausgehen, wird die japanische Polizei federführend bei der Verbrecherjagd, deren Chef niemand anderes als Lights Vater ist, was der Geschichte eine ganz besondere Brisanz verleiht. Verstärkung erhält die Polizei von L, einem anonymen Agenten, der aus dem Hintergrund Kira die Stirn bietet. Der intelligent aufgebaute Plot gewinnt schnell Tempo und Thrill, so dass man angehaltenen Atems Seite um Seite umblättert und nicht glauben mag, dass ein normaler Schüler die ganze Welt auf Trab bzw. zum Narren hält. Kira und L sind echte Superhirne, ihr Vorgehen gleicht einer hochkarätigen Schachpartie, bei der jeder Zug gut durchdacht sein will, denn nur eine einzige Unachtsamkeit kann das Aus bedeuten. Ein wenig Auflockerung erhält der Thriller durch Todesgott Ryuk, der dem Szenario höchst amüsiert als neutraler, unsichtbarer Beobachter (Ryuk ist für niemanden außer Light/Kira sichtbar) beiwohnt und darin eine nette, spaßige Abwechslung zur vergleichsweise langweiligen Todesgötterwelt sieht.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Zunächst machen die ersten sechs, vollkolorierten Seiten den Leser mit den Todesgöttern bekannt, indem wir gleich drei Prachtexemplare zu sehen bekommen. Auf den ersten Blick sehen diese hünenhaften Skelettwesen ziemlich schaurig aus, aber sobald man sie etwas eingehender betrachtet und in das erste Kapitel hineinliest, wird man eher amüsiert schmunzeln als sich gruseln. Die mit Hörnern, Irokesenschnitt, Stachelfrisur oder Punkklamotten ausgestatteten Wesen scheinen sich in ihrer öden Welt, die einer Marslandschaft gleicht, furchtbar zu langweilen, einziger Zeitvertreib ist das Spielen mit Totenkopfschädeln.

Sobald aber die eigentliche Geschichte losgeht, ist die Optik dann mangatypisch schwarz-weiß. Das auffälligste Merkmal an den Zeichnungen von "Death Note" ist, dass diese in ihrem Detailreichtum und ihrer Perfektion fast gar nicht mehr als solche zu erkennen sind und einen vermuten lassen, sie wären komplett digital am Computer entstanden, was wohl auch größtenteils zutreffen wird. Es fällt hier schwer, überhaupt noch von Zeichnungen und nicht von Grafiken zu sprechen. Wie in vielen Mangas, haben auch hier die Hauptcharaktere wie Light oder L westliche Gesichtszüge und runde, ausdrucksstarke Kulleraugen. Erfreulich ist aber, dass viele Nebenpersonen realistisch, also asiatisch aussehen. Überhaupt muss lobend erwähnt werden, dass uns hier unglaublich viele Nebenpersonen in optisch großem Variantenreichtum präsentiert werden. Nach meiner Erfahrung ist dies keine Selbstverständlichkeit, viele Mangakas haben in der Hinsicht leider nur ein sehr beschränktes Repertoire. Genauso sind die Gefühle und der Gemütszustand der Protagonisten wunderbar anhand der Mimik und Farbgestaltung der Gesichter zu erkennen. Ob zusammengekniffene Stirn, hochgezogene Augenbrauen, Schweißperlen, weit aufgerissene Münder, diabolisches und schlaues Grinsen, überschattete Augen- oder Gesichtspartie, hier wird alles genauestens auf den Punkt gebracht. Selbst für unerfahrene Mangaleser dürfte "Death Note" ein Kinderspiel sein. Wie schon eingangs erwähnt, ist der Manga mit detaillierten, grafikähnlichen Hintergründen und Kulissen ausgestattet, deren Exaktheit durch das Großformat ganz besonders gut zur Geltung kommen.

Es sind aber vor allem die Textdarstellungen, die durch das deutlich größere Format gewinnen. War es für mich in der Originalausgabe noch äußerst mühevoll und anstrengend, die mit viel Text, in sehr kleiner Schrift vollgestopften Sprechblasen zu lesen, so ist die Schriftgröße nun richtig angenehm. Die Dialoge in den Textblasen sind den Personen auch immer eindeutig zuordenbar und die Anordnung der einzelnen Bilderfolgen ist ebenfalls klassisch. Die originaljapanischen Schriftzeichen für Geräusche und Tätigkeiten wie z.B. Rumpel, Ratter, Tapp, Paff, Blätter  wurden aus den Zeichnungen nicht entfernt, sondern die deutschen Übersetzungen lediglich daneben gesetzt.

Auch wenn dies ein Krimi mit düsteren Fantasy-Elementen ist, so wird durch die Farbgestaltung keine übertrieben düstere Stimmung erzeugt. Die Darstellungen halten sich  überwiegend in klaren Schwarz-Weiß-Kontrasten, mit einem ausgeglichenen Verhältnis von Hell und Dunkel.


Aufmachung des Comics
Die Black Edition umfasst immer zwei Bände der zwischen 2006 und 2008 veröffentlichten deutschen Ausgabe der 12-teiligen Serie und ist als robustes Großtaschenbuch mit am äußeren Schnitt geschwärzten Seiten in sehr schöner, hochwertiger Aufmachung erhältlich. Die neue, serieneinheitliche Covergestaltung mit weißem Spotlack auf mattiertem, schwarzem Karton wird nun auch äußerlich dem anspruchsvollen Inhalt gerecht und verleiht dem Kultmanga jene außergewöhnliche Note, die er verdient. Im Innenteil erwartet die deutschen Fans ein weiteres exklusives Schmankerl: erstmals seit der japanischen Erstveröffentlichung im "Shonen Jump-Magazin" 2003 kann man die ersten 6 Seiten hier in Farbe bewundern. Der Band ist in 16 Kapitel unterteilt, an deren Ende - wie gehabt - jeweils "How to use it"-Regeln aus dem Death Note abgedruckt sind.

Leider sind dem Verlag beim Auftakt dieser Prachtedition zwei unverzeihliche Patzer unterlaufen, die die Lese- und Besitzerfreude der Fans ein wenig trüben werden:

  • Sämtliche Seiten meines Bandes klebten durch die äußere Schwärzung zusammen, ich musste sie alle einzeln trennen, immer sorgsam darauf bedacht, sie nicht einzureißen, was meiner Lesevorfreude auf den Band einen ordentlichen Dämpfer verpasste.
  • Laut Kapitelübersicht beginnen die Kapitel 8-16 allesamt auf Seite 175.


Fazit
"Death Note" wurde in Windeseile weltweit zu einer der erfolgreichsten Mangaserien des neuen Jahrtausends, die nun in der edlen, hochwertigen Black Edition erst Recht eine klare Kaufempfehlung ist. Durch das Großformat kommen die detailreichen, exakten Zeichnungen und Grafiken erst so richtig zur Geltung, genauso erleichtern die größeren Sprechblasen das Lesen. Dieser Manga ist übrigens auch ganz besonders Leseanfängern des Genres zu empfehlen.

Schade, dass der Verlag es vor Druckbeginn nicht für nötig befand, sich an einem Probeexemplar die Umsetzung der an sich schönen Idee mit den von außen geschwärzten Seiten mal näher anzusehen. Bleibt nur die Hoffnung, dass das Problem mit Band II behoben sein wird.


4 Sterne


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