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Kategorie: Mythen und Historik

Im Heiligen Land droht ein neuer Krieg auszubrechen. Angeführt von Gregor von Arkos und dem finsteren Herzog von Tarent rüsten sich die Christen, Jerusalem zu erobern und es der Kontrolle des Sultan Ab’dul Rasim zu entreißen.
Gunther von Flandern stellt sich diesem neuen und in seinen Augen irrsinnigen Feldzug entgegen. Indes schmiedet im Schatten der Ereignisse der Dämon Qa’dj dunkle Pläne, um sich der Seelen der Krieger zu bemächtigen. Große Herausforderungen erwarten Gunther und die schöne wie auch gefürchtete Syria von Arkos beim Kampf gegen die Kriegsherren und dunkle Mächte…

 

  Autor: Jean Dufaux
Illustration: Philippe Xavier
Verlag: Splitter Verlag
Erschienen: 08/2008
ISBN: 978-3-940864-37-6
Seitenzahl: 56 Seiten
Altersgruppe: ab 15 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)


Die Grundidee der Handlung
Der Zusammenfassung kann nichts mehr hinzugefügt werden, ohne dabei mehr vom Inhalt der Szenerie zu verraten.
Jean Dufaux hat historische Ereignisse aus dem Dritten Kreuzzug (1189-1192) herausgegriffen und mit den mythischen Elementen arabischer Legenden gemischt: dem alles verzehrenden und zerstörenden Wüstensturm Simoun Dja und dem Dämon Qa’dj. Der Plot beschäftigt sich zudem mit politischen und militärischen Intrigen auf der Seite der Kreuzzügler, sowie dem ersten Auftreten des von Qa’dj scheinbar besessenen Sar Mitra im Lager des Sultans.
 
Der erste Band dieser Reihe, der offen beginnt und direkt in die Handlungen einsteigt, stellt sich für mich zunächst verwirrend dar, noch fehlt eine klar erkennbare Richtung, in die sich die Geschichte entwickeln wird, speziell der Einfluss, den Qa’dj auszuüben versucht, wird noch nicht allzu deutlich. Auch ist noch nicht klar, wer er ist und was seine Ziele sind. Fragen, die vermutlich in den Folgebänden beantwortet werden. Im Übrigen konnten mich die Handlungen zwar unterhalten, jedoch nicht fesseln, ich bin bisher weder mit den Ereignissen, noch den Charakteren richtig warm geworden.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Zu Beginn des Comics ist die Wüstenlandschaft eintönig, was sich sowohl in der Art der Zeichnungen als auch der Farbwahl zeigt. Zwar bestehen der Wüstensand und die Dünen aus vielen einzelnen Flächen, jedoch ist jede Fläche – genau wie die des Himmels – in sich unifarben, ohne Farbverläufe oder innere Zeichnung, was der Gegend ein tristes Aussehen verleiht. Erst nach und nach nimmt die Färbung des Wüstensandes gewisse Farbvarianzen an, besonders dann, je näher eine Örtlichkeit herausgegriffen wird – der Himmel behält jedoch zumeist ein eintöniges blau. Landschaftlich werden die Grafiken bald besser und anspruchsvoller, z.B. ist der Einmarsch der Truppen in die nächtlich beschienene Stadt Hierus Halem in der weitläufigen Umgebung fein und aufwendig umgesetzt. Die arabischen Gemächer des Sultans sind umfangreich und mit vielen Verzierungen, aber in sich auch mit einer gewissen Grobheit ausgestattet, die viele Details zwar andeutet, aber wiederum nicht allzu intensiv herausgearbeitet wurde. Stattdessen wirken diese Bilder, als fehle es an einem höheren Schärfegrad, um die Tiefe der Einzelheiten besser herauszukitzeln. Dies mag auch am Einsatz von Schatten und Kontrasten liegen, die zwar immer angenehm und nicht übermäßig stark sind, den Bildern aber keinen dreidimensionalen oder tiefen Eindruck vermitteln können. Die Farbgestaltung ist intensiv und bunt, aber nicht allzu knallig.

Die Darstellung der Figuren ist von eher durchschnittlicher und auch schwankender zeichnerischer Qualität, mal fällt sie recht genau und mit eigenen Zügen aus, mal grob oder eher plump, selten auch mit dümmlich anmutender Miene. Die Illustrationen sind bei der Einführung von Ab’dul Rasim überwiegend genau, seine arabischen Züge haben etwas Hartes und Grimmiges an sich. Die Vertrauten in seiner Umgebung haben überwiegend gut differenzierte Gesichter, die aber recht schnell an Einzelheiten verlieren können, wenn der Fokus des Betrachters nicht auf ihnen liegen soll. Interessant ist der Mufti von Alkar mit einem gruseligen Äußeren - mit seiner grünlichen Hautfarbe und dem stechenden Blick wirkt er wie ein Dämon. Wenige ausgewählte Portraits, wie das von Eleonore auf Seite 44, sind sehr sorgfältig erarbeitet, der Schmuck feingliedrig, der harte Blick erbarmungslos umgesetzt. Die Gesichtszüge von Gunther, Eleonore und Syria wirken aber nicht selten unnatürlich glatt, wenn überhaupt gibt es nur wenige Merkmale wie ein, zwei Grübchen in den Gesichtern. Charaktere in den Hintergründen haben allzu oft das gesichtslose Wesen von Statisten und wirken stellenweise etwas lieblos umgesetzt. Alles in allem sind die Figuren immer ausreichend erstellt, der Zeichner Philippe Xavier kann sich aber nicht mit Größen wie Jacques Lamontagne oder Eric Bourgier messen.
Auch Xavier lässt es sich nicht nehmen, einige Andeutungen stiller Erotik einzubringen. Die schöne wie stolze Eleonora von Arkos, Tochter des Gregor und Ehefrau des Gunther von Flandern, zeigt mit der Wahl ihrer Bekleidung gerne mal Einblicke in ihren Ausschnitt, auch Syria von Arkos wird auf der letzten Seite in aufreizenden Gewändern präsentiert, die in einem gewissen Maß Einblicke erlauben.
Gewaltig fällt das Schlachtengetümmel und dessen Folgen auf den Seiten 34 bis 41 aus, die Zeichnungen sind zwar weiterhin von einer gewissen Einfachheit, aber dennoch umfangreich erstellt worden. Die Kriegshandlungen als solche werden nicht beschönigt, aber auch nicht übertrieben blutig dargestellt. Bei der Hinrichtung von Sar Mitra wird der herunterfallende Kopf aber von einer entsprechenden Blutspur unterlegt.

Die Darstellung der Texte ist comictypisch in Großschrift. Auffällig ist, dass es praktisch keine Textdarstellung von Geräuschen gibt.


Aufmachung des Comics
Verlagstypisch ist auch dieser Comic in einem festen Einband aufgelegt, dessen Format etwas größer als A4 ist. Damit bietet er den Bildern reichlich Platz zur Entfaltung, ist aber gerade noch handlich genug. Hochwertig und einwandfrei fällt die Verarbeitung des Comicbandes aus. Auf den Vorsatzpapieren ist vorne wie hinten auf dickem, mattem Papier in einem dunkelroten Farbton ein Ornament abgebildet, im übrigen ist das Papier halbmatt und griffig. In einem zweiseitigen Vorwort geht der Autor auf die historische Entwicklung der Kreuzzüge sowie die geschichtlichen Angaben und jeweiligen Eigenschaften der acht Kreuzzüge ein – durchaus kritisch, mit einer Portion Zynismus und einer Prise schwarzem Humor. So heißt es z.B.: „Beim ersten Kreuzzug schlachtete man als Erstes die Juden ab, sozusagen zum Aufwärmen.“ oder „Die Stadt [Jerusalem] wurde geplündert und ein Großteil der Bewohner umgebracht (die Macht der Gewohnheit).“
In der Gestaltung des Covers wird der Herzog von Tarent mit zerrissenem Gewand gezeigt, der kniend eine Schlacht überlebt hat, aber besessen zu sein scheint. Inhaltlich und grafisch gibt es einen recht guten Eindruck über den Inhalt. Den Hintergrund bildet erneut das genannte Ornament in einem rotorangenen Ton.


Fazit
Jean Dufaux‘ Mix aus historischen Grundlagen und arabischen Legenden ist im ersten Teil noch etwas verwirrend, die Geschichte und ihre Zielrichtung wird sich vermutlich erst in den Folgebänden voll entfalten. So fiel sie zwar unterhaltsam, aber noch nicht richtig fesselnd aus. Die Zeichnungen, für die sich Philippe Xavier verantwortlich zeichnet, haben aber eine schwankende Qualität und können insbesondere im Hinblick auf die Charaktere nicht immer überzeugen.


2 5 Sterne


Hinweise

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