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Kategorie: Geisteswissenschaften, Kunst und Musik

Kritik für Leser ist ein Kompendium für alle Literaturbegeisterten, ein Lesebuch, das Lust auf die Lektüre von Texten über Literatur macht.

 

  Autor: Volker Hage
Verlag: Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3-518-46107-5
Seitenzahl: 332 Seiten


Stil und Sprache
Wieder einmal ein Buch über Literatur, das dem Kritiker-Papst Marcel Reich-Ranicki gewidmet ist.
Neu gegenüber den bereits erschienenen Sammlungen literaturkritischer Texte, die bislang auf dem deutschen Markt erschienen sind, ist, dass es Beispiele aller üblichen Textarten literaturjournalistischer Tätigkeit, von der klassischen Buchbesprechung über die verschiedenen Gesprächsarten bis zu eher exotischen Betätigungen von Literaturkritikern, wie der Theater- oder Filmkritik, abdeckt.
Die Texte stammen allesamt aus der Feder des Literaturkritikers Volker Hage, die dieser in den zurückliegenden vier Jahrzehnten - überwiegend in der "Zeit", der "FAZ" oder dem "Spiegel" - veröffentlicht hat.

Hages Sprache ist klar und unmissverständlich oder, um es mit den Worten seines zuvor genannten Lehrmeisters auszudrücken: "Man weiß immer genau, was er sagen will." Seine Texte sind interessant und machen den Leser neugierig, die besprochene Literatur selbst in die Hand zu nehmen oder sich eingehender einem Autor zu widmen.


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe

Auch wenn Volker Hage in seinem Vorwort ausdrücklich festlegt, "Diese Sammlung ist als Lesebuch angelegt, nicht als Lehrbuch", so wird dieses Buch vor allem denjenigen eine Orientierung vermitteln, die sich mit dem Literaturjournalismus praktisch beschäftigen oder beschäftigen wollen. So hat Hage allen Textbeispielen kurze Erläuterungen vorangestellt, die zwar nicht "dem Anspruch einer Definition des jeweilgen Genres" genügen können und sollen, die allerdings, wie ich meine, einen guten Überblick über die Textarten und deren übliche Verwendungsformen geben. Mit dieser Konzeption ist zumindest eine kleine Brücke geschlagen von einem reinen Lesebuch über Literatur, hin zu einer auch theoretischen Betrachtungsmöglichkeit der Literaturkritik. Auch die Tatsache, dass Hage aufgrund seiner Lehrtätigkeit am Literaturinstitut Leipzig zu dem Buch überhaupt erst angeregt wurde, legt den Schluss nahe, dass es Studenten zumindest eine Hilfe sein kann.
Am Ende seines Vorwortes macht Hage nicht nur Lust auf "die Lektüre von Texten über Literatur" sondern auch auf das Schreiben über Literatur, indem er bekennt, "zu den besonders vergnüglichen Seiten des Schreibens über Literatur gehört jedenfalls die Suche nach Zitaten, die einerseits charakteristisch sind für das Buch, von dem die Rede ist, und andererseits die eigene Argumentation stützen und veranschaulichen."
Und diese Lust merkt man den gesammelten Textbeispielen des erfahrenen Literaturkritikers an, die er zwar selbst nicht als "mustergültig" verstanden wissen will, die aber dennoch mustergültig veranschaulichen, wie man entscheidende Textstellen zitiert und in einem spannenden Bogen dem Leser das Buch, den Autor, das Gesamtwerk oder aber ein Gespräch mit dem Autor nahe bringt.


Aufmachung des Buches
Bei der vorliegenden Ausgabe handelt es sich um ein Taschenbuch, auf dem Buchdeckel sind literaturjournalistische Textsorten aufgedruckt von Telefoninterview bis Homestory. An der Aufmachung hat mich allerdings irritiert, dass auch solche Textgenres auf dem Cover genannt werden, denen im Buch kein eigenes Kapitel gewidmet ist, wie z.B. Randnotiz oder Marginalie. Das kann den einen oder anderen Kunden zum Kauf verleiten, ohne dass er nachher viel über das Thema erfährt.


Fazit

Eine ausführliche und ebenso unterhaltsame und lehrreiche Sammlung von Literatur über Literatur. Den theoretischen Erläuterungen hätte noch ein wenig mehr Raum eingeräumt werden können, dass hätte das Buch noch wertvoller gemacht. Trotz diesem kleinen Abstrich, kann ich dieses Buch allen Literaturliebhabern, Rezensenten und werdenden Literaturjournalisten ans Herz legen. Eine "vergnügliche" Reise in den Literaturjournalismus, die aufgrund seines hohen sprachlichen Anspruchs durchaus als nachahmenswert betrachtet werden kann.


4 5 Sterne


Hinweise
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