Die letzten Vampire kämpfen um das Schicksal der Welt.
Sie sind eine der geheimnisvollsten Bruderschaften, die je gegründet wurde: die Gemeinschaft der Black Dagger, und sie schweben in tödlicher Gefahr: Denn die Black Dagger sind die letzten Vampire auf Erden, und nach jahrhundertelanger Jagd sind ihnen ihre Feinde gefährlich nahe gekommen. Doch Wrath, der ruhelose, attraktive Anführer der Black Dagger, weiß sich mit allen Mitteln zu wehren.
Autor: J.R. Ward |
Die Grundidee der Handlung
Der Vampirkrieger Phury hat es nach Jahrhunderten des Zölibats auf sich genommen, der Primal der Vampire zu werden. Als solcher ist er verantwortlich dafür, mit den so genannten Auserwählten, besonderen Vampir-Pristerinnen, möglichst viele Nachkommen zu zeugen und so den Erhalt ihrer Art zu gewährleisten. Seit der Primalzeremonie lebt die Auserwählte Cormia auf dem Anwesen der Bruderschaft in Caldwell, New York. Doch obwohl Phury sich zu ihr hingezogen fühlt, kann er nicht vergessen, dass seine Liebe eigentlich Bella gilt, der Frau seines Zwillingsbruders Zsadist. Hin- und hergerissen zwischen Pflicht und Leidenschaft, bringt Phury sich im Krieg gegen die unbarmherzige Gesellschaft der Lesser in immer größere Gefahr und steuert so unaufhaltsam auf eine Katastrophe zu.
Stil und Sprache
In einem kurzen Prolog erfährt der Kenner der Black Dagger-Serie einige interessante Einzelheiten über Omega. Neueinsteiger haben ihre Schwierigkeiten. Die eigentliche Geschichte beginnt dann mit Phury, einem Mitglied der Black Dagger Bruderschaft. Er soll als Primal für den Erhalt der Rasse sorgen. Gerade in den ersten Kapiteln wiederholt die Autorin erstaunlich viele Informationen aus früheren Büchern. Das macht sie sehr geschickt. Auch der kundige Leser, der bisher alle Bücher gelesen hat, langweilt sich hierbei nicht. Die Informationen fließen einfach so in die Geschichte mit ein. Neueinsteiger erhalten auf diese Weise eine kurze Zusammenfassung über die Begebenheiten der letzten Zeit und können einfacher in die Welt der Black Dagger eintauchen.
Neben dem Haupterzählstrang, bei dem es um Phury und Cormia geht, werden auch wieder die Geschichten von einigen anderen Kriegern weitergeführt. Hier muss man als Leser aber zumindest einen groben Überblick über die Figuren und ihre Beziehungen zueinander haben.
Aus der Geschichte mit Phury und Cormia ergibt sich keine rechte Spannung. Die beiden schleichen umeinander herum, es passiert nicht viel. Dass dennoch Spannung aufkommt, liegt daran, dass die Autorin hier nicht mit Andeutungen über diverse Begebenheiten spart. Ganz geschickt wirft sie dem Leser kleine Bröckchen hin, bei denen er stutzt und dann direkt anfängt, sich Gedanken zu machen. Was ist los mit Blay? Welchen Fehler hat Xhex vor zweieinhalb Jahrzehnten begangen? Wer lässt Rehv dafür bezahlen? Wer ist der einsame Wanderer in den Wäldern des Adirondacks Gebirges? Auf all diese Fragen möchte der geneigte Leser Antworten haben. Leider wird keine dieser Fragen beantwortet. Das mag zum einen daran liegen, dass der Verlag die englische Originalausgabe „Lover enshrined“ wieder in zwei Bücher geteilt hat, „Blutlinien“ und „Vampirträume“. Zum anderen will J.R. Ward uns vielleicht auch nur Hinweise geben, auf kommende Ereignisse in den folgenden Büchern. Durch die Zweiteilung des Originals bleibt auch in der Beziehung zwischen Phury und Cormia alles offen. Das Buch endet mitten im Handlungsstrang und der eingeweihte Leser hat den zweiten Teil „Vampirträume“ gleich zur Hand, um nahtlos weiter lesen zu können.
Das Buch ist in der 3. Person aus der Sicht eines personalen Erzählers geschrieben. Durch die verschiedenen Handlungsstränge wechselt die Erzählperspektive häufig. Interessanterweise werden manche Szenen erst aus der Sicht der einen und dann aus der Sicht der anderen Figur erzählt. Das gibt der Handlung eine gewisse Tiefe und bringt dem Leser alle agierenden Figuren näher.
J.R. Ward verfasst ihre Bücher in einer geraden, schnörkellosen Sprache. Lediglich bei einer Sache wird sie ausschweifender und bildhafter, wenn es um die Stimmungen ihrer Figuren - in diesem Fall besonders bei den Stimmungen und Gefühlen von Cormia - geht. Die Autorin kann bildhaft beschreiben, wie Cormia sich beim Anblick der vielen Farben fühlt, bei den vielen verschiedenen Geräuschen, die sie umgeben.
Phury hat eine Art innere Stimme, die zu ihm spricht, er nennt sie Zauberer und vergleicht sie mit einem der Ringgeister aus „Der Herr der Ringe“. Die Kommentare dieses Ringgeistes fallen plötzlich über Phury herein, sind aber an der kursiven Schrift immer gut zu erkennen.
Figuren
Die Vampire von J.R. Ward sind eine eigene Spezies. Sie brauchen zum Überleben das Blut der eigenen Rasse. Die Mitglieder der Black Dagger Bruderschaft sind sozusagen die Luxusausgaben dieser „normalen“ Vampire, welche von der Bruderschaft als Zivilisten bezeichnet werden. Sie sind echte Krieger im Kleiderschrankformat, die jederzeit bereit sind, die Zivilisten gegen die Lesser, die Untoten, zu verteidigen. Dabei haben sie aber gegen ein luxuriöses Leben in Designerklamotten nichts einzuwenden. Zwischen den Black Daggern mit Wrath, dem König und den Zivilisten, gibt es noch die Glymera, die Hocharistrokatie unter den Vampiren. Als Teil der Aristokratie werden die Auserwählten betrachtet. Sie sind Vampirinnen, die der Jungfrau der Schrift dienen. Eine ihrer Hauptaufgaben ist es, sich mit den Kriegern zu vereinigen, um den Fortbestand ihres Standes zu sichern.
Eine dieser Auserwählten ist Cormia. Sie soll dem Primal Phury als Erste Partnerin dienen, eine Aufgabe, für die sie sich nicht freiwillig gemeldet hat (s. Black Dagger 10 "Todesfluch"). Phury hat sie von der Anderen Seite herüber geholt, in die raue Wirklichkeit der Black Dagger. Cormia macht auf mich den Eindruck eines verschreckten Rehs. Alles ist neu für sie, laut, bunt, vielfältig. Das ist sie nicht gewohnt. Also hat sie enorme Anpassungsschwierigkeiten. Hinzu kommt noch, dass sie sich mit den einfachsten Dingen nicht auskennt, weil es das auf der Anderen Seite alles nicht gibt. Sie kennt keinen Fernseher, keine Kinofilme, keinen Billardtisch. Es ist ihr unheimlich, dass alle um sie herum so viele verschiedene Dinge essen, die noch nicht einmal weiß sind. Die vielen neuen Erfahrungen muss sie erst verarbeiten. Das hat die Autorin hervorragend umgesetzt. Auch Cormias langsame Öffnung hin zu all diesen Dingen kann man als Leser gut nachvollziehen.
Phury kämpft mit seiner inneren Stimme. Er ist hin und her gerissen zwischen Pflichtgefühl und eigenen Wünschen. Diese innere Zerrissenheit kommt gut herüber, besonders im Zwiegespräch mit der inneren Stimme. Phury als Figur ist sehr sympathisch, eben weil er nicht perfekt ist und auf einem schmalen Grad zwischen Selbstzerstörung und brutaler Vernichtung der Lesser wandelt.
Einen großen Teil nimmt Omega ein, eine unheilvolle, mystische und durch und durch böse Gestalt, die das Gegengewicht zur Jungfrau der Schrift bildet. Über ihn erfahren wir interessante Dinge, die zum Teil aber nur angerissen werden - durch die schon erwähnte Zweiteilung des Buches.
Viele der liebgewonnenen Figuren aus den früheren Bänden tauchen wieder auf und ihre Geschichten entwickeln sich weiter. Hier sei besonders das Dreiergespann John, Blay und Qhuinn genannt. Durch Qhuinns Eingreifen in einer bestimmten Situation ergeben sich weitreichende Folgen, die jetzt noch nicht abzusehen sind. Die Motive für sein Handeln werden klar dargelegt und sind gut nachvollziehbar.
Aufmachung des Buches
„Blutlinien“ liegt als Taschenbuch vor, mit dem für die Black Dagger Romane typischen Cover. Dieser 11. Teil ist in rötlichen Tönen gehalten. Wir sehen im oberen Teil den Oberkörper einer Frau. Dahinter sind eine Brücke und die Skyline einer Stadt zu sehen. Rundherum fliegen wieder die schon bekannten Fledermäuse, obwohl die immer noch nichts mit dem Inhalt des Buches zu tun haben. Der untere Teil ist in matt schwarz gehalten. Darin steht in leicht erhabenen silbernen Buchstaben der Name der Autorin und der Titel der Serie „Black Dagger“. Der Titel dieses Buches steht darunter. Durch diesen unteren Teil geht ein Schwert, wie es wohl die Bruderschaft verwendet.
Die Rückseite ist, bis auf eine kleine rötliche Ecke, ganz matt schwarz. Dort findet sich eine kurze Zusammenfassung der Ziele der Black Dagger Bruderschaft.
Alle Black Dagger Romane haben vorne ein Glossar der Begriffe und Eigennamen. Das ist eine gute Idee. Die Begriffe in der alten Sprache der Vampire sind im Text kursiv gedruckt. So muss man sich nicht vorab alle Begriffe merken, sondern kann an passender Stelle im Glossar nachschlagen.
Der Text ist in einen sehr interessanten Prolog und 26 Kapitel eingeteilt. Jeweils zu Beginn eines neuen Kapitels fliegen wieder die Fledermäuse.
Im Anschluss an den Text ist eine kurze Leseprobe vom nächsten Band „Vampirträume“ abgedruckt.
Fazit
Wer die Geschehnisse um die Black Dagger bis hierher verfolgt hat, für den ist dieser und jeder weitere Band eine Pflichtlektüre, die aber weiterhin großen Spaß macht, gerade auch, weil sich hier in diesem Band viele neue Nebenschauplätze auftun. Die losen Fäden aus der Beziehung von Phury und Cormia werden hoffentlich im zweiten Teil verknüpft.
Neueinsteigern möchte ich jedoch raten, mit Band 1 „Nachtjagd“ zu beginnen. Nur wenn alle Bände in der richtigen Reihenfolge gelesen werden, gibt es höchsten Lesegenuss.
Hinweise
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Backlist:
Band 6: Dunkles Erwachen
Band 7: Menschenkind
Band 8: Vampirherz
Band 9: Seelenjäger
Band 10: Todesfluch
„Blutlinien“ ist der elfte Band der Black Dagger-Serie. Zusammen mit Band 12 „Vampirträume“ bilden sie die Originalausgabe „Lover enshrined“.