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Früher, das waren noch Zeiten, da gab es Diebe, die Maigret richtig ans Herz wuchsen. Honoré Cuendet zum Beispiel, ein Künstler seines Fachs, der prinzipiell nur in reichen Häusern einbrach, wenn die Besitzer da waren.
Doch diese Zeiten sind vorbei, die Kommissare sind zu Handlangern der Staatsanwaltschaft degradiert worden, und auch in der Unterwelt ist nichts mehr so wie früher. Als der sympathische Cuedet mit eingeschlagenem Schädel im Bois de Boulogne aufgefunden wird, setzt Maigret daher alles daran, den Mord an seinem ‚Freund’ aufzuklären.

 

  Autor: Georges Simenon
Verlag: Diogenes
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3-257-23857-0
Seitenzahl: 181 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Die Zeiten scheinen sich zu ändern, nichts ist mehr wie Früher. Auch Maigret muss dies schmerzlich feststellen. Die Justiz übernimmt mehr und mehr die Oberhand und degradiert die Polizei zu Handlangern und Befehlsempfängern. Von den Alten sind nicht mehr viele übrig und die Neuen denken nur noch an Vorschriften und Berichte. Als auch noch ein guter alter Bekannter, Cuendet, ein Dieb der alten Schule, mit eingeschlagenem Schädel aufgefunden wird, schweifen Maigrets Gedanken immer öfter in Richtung Ruhestand. Da er in einem anderen Fall hängt - eine Bande verübt bewaffnete Raubüberfälle - und die Justiz dem ermordeten Dieb keine Priorität verleiht, muss er im Verborgenen, sozusagen nebenher, ermitteln. Doch beide Fälle scheinen aussichtslos und das kalte, trübe Winterwetter drücken Maigrets Stimmung immer mehr. Eher per Zufall kommt er doch noch an die entscheidenden Hinweise und zumindest die Räuberbande kann, wenn alle zusammenarbeiten, gefasst werden.


Stil und Sprache
Das Besondere am Stil von Georges Simenon ist die außergewöhnliche Atmosphäre, die er mit wenigen einfachen Worten zaubert. Da wird das geschriebene Wort ganz schnell und einfach zum Bild, ja sogar zur Empfindung. Mit viel Liebe zum Detail, aber trotzdem einfach, beschreibt er die Szenen. Mich hat es das ganze Buch über gefroren, so intensiv war die Beschreibung der durch jede Pore dringenden Winterkälte. Auch Maigrets Stimmungen werden perfekt in Textform wiedergegeben. Obwohl einem durch viele kleine Hinweise bewusst ist, dass es sich um Geschichten aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen handelt, bringt Simenon dem Leser seine Figur, die sozialen Gegebenheiten und die Schauplätze von Maigrets Ermittlungen so nahe, das man sich in diese Zeit versetzt fühlt. Man fühlt sich durch seinen immer gleichen Stil sofort in der Geschichte, auch wenn sich keiner der 75 Bände Inhaltlich gleicht. Am Anfang beginnt Simenon seine Erzählung wie einen Sonntagsspaziergang, locker umsehend, alles kennenlernend und Details aufsaugend. Die Spannung und das Tempo steigern sich stetig und mit jeder neuen Erkenntnis gewinnt die Geschichte an Fahrt. Der Schluss kommt dann oft unerwartet und in vollem Tempo und selten so, wie der Leser sich diesen vorstellt. Atmosphärische Spannung ganz ohne die heute übliche Effekthascherei, gute Krimis kommen auch ohne Blut und Psychoterror aus.


Figuren
Kommissar Maigret ist die Hauptfigur der Geschichte. Um ihn dreht sich alles, er steht im Mittelpunkt der Ermittlungen. Doch Simenon belässt es nicht dabei, mit jedem Band bringt er die Figur dem Leser ein Stück weit näher. Mittlerweile ist Maigret ein guter Bekannter von mir. So weiß ich bereits vorher, wann er sich zum Beispiel eine Pfeife anzündet oder den Drang verspürt, in die nächste Bar oder das nächste Cafe zu gehen. Bei den Helfern des Kommissars, bei den Inspektoren, bleibt er hingegen nur an der Oberfläche. Der Leser lernt sie zwar mit Namen kennen, erfährt auch kleine Details aus deren Leben, aber so intensiv wie Maigret kommt keine der Nebenfiguren daher. Die Zielpersonen der Ermittlungen sind immer sehr vielschichtig, sie können aus der Oberen Klasse genauso kommen wie aus dem sozial unteren Ende der Gesellschaft. Schwarz-Weiß ist für Simenon kein Begriff.


Aufmachung des Buches
Die gesamte Neuauflage der Maigret-Romane ist im selben Format und im Diogenes typischen Style gehalten. Durch die hochwertige Ausstattung richtet sich die Serie an Maigret-Fans und Sammler. Das Hardcover im Taschenbuchformat ist durch ein rotes Lesebändchen sowie farbigen Skizzen von Paris und Frankreich im Umschlag aufgewertet. Auf dem Cover befindet sich ein S/W-Foto einer nächtlichen Pariser Straßenszene, in der ein Paar tanzt.


Fazit
Wieder ein atmosphärischer, stimmungsgeladener Roman mit dem sympathischen Maigret. Für Krimifreunde und Sammler ein Muss!


5 Sterne


Hinweise
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Backlist
Band 52: Maigret hat Scrupel
Band 53: Maigret und die wiederspänstigen Zeugen
Band 54: Maigrets Geständnis
Band 55: Maigret vor dem Schwurgericht
Band 56: Maigret und die alten Leute

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