Smaller Default Larger

Am Silvesterabend findet man die Psychologiestudentin Terri Bridges erdrosselt in ihrem New Yorker Apartment. Ihr Freund Oscar Bane wird aufgrund seiner bizarr anmutenden Erklärungen in die Gefängnispsychiatrie eingewiesen. Scarpetta weiß nicht, ob sie ihm Glauben schenken soll, doch eines ist bald sicher: Terris Mörder hat ein heimtückisches Spiel eingefädelt und sie aus nächster Nähe ins Visier genommen.

 

Scarpetta  Autor: Patricia Cornwell
Verlag: Hoffmann und Campe
Erschienen: 08/2009
ISBN: 978-3455402087
Seitenzahl: 592 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Kay Scarpetta wird am Neujahrstag nach New York gerufen: Oscar Bane, der Freund der in der Nacht ermordeten Terri Bridges, hat sich in ein Krankenhaus einweisen lassen und will nur mit Scarpetta sprechen. Offensichtlich ist er mit allerlei Phobien und Ängsten ausgestattet und fühlt sich verfolgt, ohne zu wissen, von wem. Kay Scarpetta, ihr Mann Benton, ihre Nichte Lucy und der Polizist Marino ermitteln erstmals nach Monaten wieder gemeinsam, denn zuvor gingen sie sich wegen einiger unschöner Ereignisse aus dem Weg. Dabei steht in diesem Roman eindeutig die forensische Ermittlungsarbeit im Mittelpunkt, außerdem wird die schon lange währende Geschichte um die vier Hauptpersonen weiter entwickelt. Zwar wird lang und breit über den „Fall“ diskutiert, werden Theorien entwickelt und wieder verworfen und schließlich auch eine Lösung gefunden, diese ist aber zum einen eher Nebensache, zum anderen ziemlich an den Haaren herbeigezogen.


Stil und Sprache

Wie schon erwähnt, geht Patricia Cornwell detailliert bis in die allerletzte Gewebeprobe auf die Ermittlungsarbeit der Spezialisten ein. Das ist zwar irgendwie interessant und sicher gut recherchiert, mir aber einfach zu viel des Guten. Wenn ich ein medizinisches Lehrbuch lesen will, greife ich sicher nicht zu diesem Buch, das soll mich einfach nur unterhalten. Zwar tut es das auch in gewisser Weise, aber wenn die endlosen Diskussionen zwischen Benton und Scarpetta derart ausarten, geht einfach die Spannung verloren. Natürlich muss bei bestimmten Dingen das ein oder andere genauer erklärt werden, aber hier hat man einfach das Gefühl, es gehe Patricia Cornwell mehr darum, mit ihrem Fachwissen zu prahlen, als ein gutes Buch abzuliefern. So nüchtern und trocken waren die ersten Bände (und ich kenne sie alle!) definitiv nicht. Atmosphäre kommt kaum auf, weil praktisch alle Schilderungen sich auf irgendwelche medizinischen Details beziehen; für das, was einen guten, spannenden Thriller ausmacht, bleibt da einfach kein Raum mehr.
Positiv muss ich allerdings bewerten, dass die private Geschichte der Figuren wieder etwas Schwung bekommt.


Figuren

Ja, die Figuren…da ist natürlich Kay Scarpetta, seit ewigen Zeiten in der Forensik tätig und mittlerweile von der einfachen Leichenbeschauerin zur landesweiten Kapazität aufgestiegen. Im Laufe der bisherigen Bücher hat sie einiges durchgemacht, sich entwickelt und ihre Erfahrungen gemacht. Trotzdem kommt man als Leser besonders in diesem Buch nicht wirklich an sie heran. Irgendwie ist sie immer kühl und beherrscht, lässt sich nie zu etwas Unüberlegtem hinreißen und niemanden nahe an sich herankommen. Das gilt auch für ihren Mann Benton und ihre geliebte Nicht Lucy. Gerade zu Anfang der Serie war mir Scarpetta (die fast immer mit Nachnamen benannt wird, was sicher auch zur Distanz zum Leser beiträgt) eindeutig sympathischer, jetzt kann ich ihre Motive und Handlungsweisen nicht immer nachvollziehen.

Dreh- und Angelpunkt in den vorherigen Fällen war außerdem immer Pete Marino, Polizist, Scarpettas guter Freund und unglücklich dauerverliebt in sie. Nach seinem Totalausfall im letzten Buch wird er hier wieder etwas „normaler“ und seine Handlungen nachvollziehbarer. Ein Lichtblick, aber nicht mehr; für eine wirklich schöne, harmonische Figurenzeichnung reicht es wie bei allen anderen Personen nicht aus. Da wäre eindeutig mehr drin gewesen!


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch ist ganz in schwarz gehalten, auf dem Cover sieht man das Visier einer Waffe, in dem schemenhaft eine weibliche Silhouette zu erkennen ist. Der Titel ist ebenfalls in schwarz ins Visier gerückt, dabei leicht unscharf, so als wenn der imaginäre Schütze noch nachjustieren muss. Leider ist der mattschwarze Einband recht empfindlich und zeigt nach jeder Berührung Fingerabdrücke.


Fazit

Sicher nicht der schlechteste Teil der Reihe, der beste aber noch lange nicht. Wer detailliert recherchierte Forensik-Thriller mag, ist hier gut aufgehoben, wer auf Action Wert legt, eher nicht. Einige Straffungen hätten dem Buch sicher gut getan und Neulinge sollten auf jeden Fall mit dem ersten Teil beginnen.


3 Sterne


Hinweise

Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 11: Das letzte Revier
Band 12: Die Dämonen ruhen nicht
Band 13: Staub
Band 14: Defekt
Band 15: Totenbuch

Der Verlag Hoffmann und Campe hat die Patricia-Cornwell-Gesamtausgabe (teilweise neu) aufgelegt, bei einigen Büchern aber die ursprünglichen deutschen Titel anderer Verlage verändert, z.B. „Post mortem“ statt „Ein Fall für Kay Scarpetta“. Das kann sehr ärgerlich werden, wenn man nicht aufpasst …

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo