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Seit der dreizehnjährige Waise Thomas denken kann, leben er und die anderen Bewohner des kleinen Dorfes Thorpe unter dem Einfluss des düsteren und größenwahnsinnigen Pfarrers Obadia Demurral. Dieser kontrolliert den Ort mit eiserner Hand und versucht, seine Macht durch Okkultismus auszudehnen. Niemand wagt, sich ihm in den Weg zu stellen, bis Thomas den geheimnisvollen Raphah trifft. Gemeinsam mit dem Mädchen Kate lassen sie sich auf Gefahren ein, welche weit über ihre Vorstellungskraft hinausgehen. Ein Kampf gegen finstere Mächte und Dämonen beginnt, der den drei Freunden beinahe zum Verhängnis wird. In dem Moment, in dem die Situation dann zu eskalieren droht und keine Hoffnung mehr zu erwarten ist, bekommen Thomas und seine Gefährten unerwartete Hilfe ...

 

Schattenbeschwoerer  Autor: G. P. Taylor
Illustration: Pedro Delgado, Stephen Jorge Segovia
Verlag: Ehapa Comic Collection
Erschienen: 09/2007
ISBN: 978-3-7704-3121-2
Seitenzahl: 240 Seiten
Altersgruppe: 12-13 Jahre


Die Grundidee der Handlung
Der Zusammenfassung ist nicht mehr viel hinzuzufügen, möchte man nicht zu viel aus der raffinierten Geschichte von G. P. Taylor verraten, die vom Kampf Gut gegen Böse, von Magie und Okkultismus, von Gott (hier: Riathamus) und gefallenen Engeln, von Dämonen und anderen Wesen handelt. Meist erzählt sich die Story recht temporeich, zeigt aber an wenigen Stellen eine gewisse Länge, zumindest in der Comicumsetzung des Romans.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
An der Comic-Adaption der Romanvorlage von Taylor haben zwei Zeichner mitgewirkt. Die ersten fünf und das zehnte Kapitel stammen von Pedro Delgado, der einen zwar comictypischen, aber sehr schönen Zeichenstil verwendet. Bereits auf den ersten Blick fällt auf, wie plastisch seine Illustrationen ausfallen, sie wirken fast dreidimensional und sehr kontrastreich. Die Bilder sind einerseits hochwertig, aber andererseits von einer gewissen, wenngleich charmanten Rohheit, ohne jedoch einfach zu sein. Nein, tatsächlich sind sie detailliert, Gebäude, Schiffe und andere Dinge zeigen sich mit vielen Einzelheiten, die Figuren treten mit einer eigenen, aber dennoch anspruchsvollen Art auf. Mit ihren großen Augen, in denen sich der Glanz spiegelt, ähneln sie gar ein wenig dem Manga-Stil, aber damit erschöpfen sich die Ähnlichkeiten auch schon. Auch wenn sie in diesem Werk eine zentrale Rolle spielen, verzichtet der Illustrator selbst bei Nachtszenen häufig auf übertrieben starken Schatteneinsatz, so dass die Figuren des Nachts überwiegend in klaren, nur in der Farbgebung gedämpften Zügen gehalten sind. Hauptsächlich dann, wenn es darauf ankommt, einen Charakter als Silhouette darzustellen, jemanden zu mystifizieren oder dem Gesicht etwas Dämonisches zu verleihen, greift er auf intensive Schattierungen zurück. Die Farbwahl ist lebendig und zu den jeweiligen Szenen passend, aber zurückhaltend und natürlich statt allzu knallig.

Stephen Jorge Segowia, verantwortlich für die Zeichnungen der Kapitel 6 bis 9, hält seine Bilder von der Machart her sehr nahe am Stil von Delgado, bleibt aber qualitativ hinter ihm zurück. Seine Arbeiten sind nicht so plastisch, sondern eher nur zweidimensional. Die Figuren wirken zunächst „dünner“, was vielleicht an den weniger kräftigen Konturen liegen mag, gleichzeitig sind besonders die Gesichtszüge von Raphah härter. Zunächst ist seine Detailgenauigkeit hoch, wenn sie auch nicht ganz die Fülle von Delgado erreicht, aber bald schon nimmt die Qualität der Illustrationen ab, so als wäre Segowia irgendwann müde geworden. Gerade dann, wenn Gesichter aus ungünstigen Perspektiven – z.B. von oben – oder klein innerhalb eines Bildes dargestellt werden, können sie schonmal etwas dümmlich aussehen. Speziell in Kapitel 9 sehen die Figuren und die Mimik nur noch grob, oft schon plump aus und sind kaum noch mit Einzelheiten versehen. Pfarrer Demurral ist dann – im Vergleich zu den Zeichnungen von Delgado – praktisch nicht mehr wieder zu erkennen und kann nur noch aus dem Zusammenhang der Geschichte oder aus Dialogen als der identifiziert werden, der er ist. Raphahs, aber auch Thomas Gesicht und die der anderen treten in den letzten von Segowia erstellten Kapiteln zunehmend düsterer auf. Diesen Eindruck verdanken sie entsprechenden Schatten. Die Farbwahl ist in diesen Kapiteln mal recht ähnlich wie in den Abschnitten von Pedro Delgado, mal fallen die Farben aber auch deutlich intensiver aus, so z.B die Uniform von Farrell. Ein Kolorierungsfehler – den aber nicht mehr der zweite Grafiker zu verantworten hat – fiel mir im Haus von Lord Finnesterre auf: hier ist von weißen Bettlaken die Rede, obwohl sie in allen Bildern tiefbraun sind.

Allgemein sind besonders die ganzseitigen Zeichnungen in diesem Comic beeindruckend, so zum Beispiel, als die teuflische Naturgewalt über das Schiff hereinbricht. Auch beginnt jedes Kapitel mit zwei vollformatigen Grafiken, die sich (vom jeweils gleichen Zeichner erstellt) qualitativ deutlich vom Stil der übrigen Bilder abheben. Dieser Unterschied wird umso bewusster, da in manchen Fällen die ersten Bilder eines neuen Kapitels die gleiche Szene zeigen wie das letzte Bild des vorangegangenen Abschnitts. Hierbei geht den Grafikern jedoch manchmal ein kleiner Fehler durch, so hat Thomas zu Beginn des zweiten Kapitels entgegen der letzten Illustration keine Jacke mehr an. Zudem fällt – ebenfalls unabhängig von den beiden Illustratoren – auf, dass die Bilder und Dialoge (besonders bei heftigen Kämpfen) schon mal etwas lückenhaft wirken, Dialoge sind selten mal unpassend, als wären sie nicht sauber aufeinander abgestimmt worden oder unvollständig. Die Bild- und Dialogreihenfolge ist nicht immer ganz klar und nicht selten auch mal verwirrend.

Geräusche werden in großen und breiten Schriftzügen dargestellt und reichlich, aber nicht übertrieben häufig, eingepflegt. Bei Erinnerungen weicht der Comic von der üblichen Gestaltung ab, die Bilder sind frei, fließend und nicht mehr in Kästen gebannt, die Sprechblasen nicht mehr mit weißem Hintergrund, sondern durchscheinend.


Aufmachung des Comics
Die Adaption von Taylors Roman wurde als festgebundenes Comic in einem Format zwischen A5 und A4 aufgelegt. Die Verarbeitung ist – sowohl vom Einband als auch vom Papier der jeweiligen Seiten – tadellos. Die Gestaltung mit mattschwarzer Grundlage, auf der die Figur des Kerubs und der Titel mit Spotlack hervorgehoben sind, wirkt sehr edel. Auch auf dem Buchrücken und der Buchrückseite wurde der Schriftzug so aufgemacht, auf der Rückseite ist ein weiteres, mattes Bild sowie eine gute Zusammenfassung zu finden.

Die Kapitelseiten sind ansprechend gestaltet, ein großes Bild dominiert, von oben und unten mit schwarzen Balken eingefasst, auf dem u.a. die Angaben und Bezeichnungen der Kapitel zu finden sind. Nach Abschluss der Geschichte gibt es ein alternatives Ende, entsprechend dem von Taylor erst nach der ersten Veröffentlichung überarbeiteten Abschluss seines Romans.


Fazit
Die inhaltliche Umsetzung der Romanvorlage ist – von einigen Längen, die der Leser aber hinnimmt – soweit gelungen, auch wenn die Sprünge oder kleinen Lücken schon mal stören können. Die Zeichnungen von Pedro Delgado sind in einem eigenen, aber sehr hochwertigen und schönen Stil verarbeitet. Schade ist, dass er nicht den gesamten Comic illustrierte, denn der zweite Grafiker – Stephen Jorge Segovia – kommt nicht an ihn heran. Dieser zeigt zwar zunächst, dass er ebenfalls anspruchsvoll zeichnen kann, hält dies aber nicht durch. Recht schnell leidet die grafische Qualität zusehends, bis die von ihm dargestellten Figuren nur noch grob, gar plump auftreten. Daher kann das Gesamtwerk leider nicht so recht überzeugen.


3 Sterne


Hinweise
Der Comic ist im Handel nicht mehr erhältlich.

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