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Jeder der beiden sagte es von dem anderen: er sei der wichtigste Mensch gewesen. Die Gegensätze zogen sich an, Intuition und Gefühl bei Goethe, scharfer Intellekt und zäher Wille bei Schiller; der eine setzte auf Natur, der andere auf Freiheit. Ihre Freundschaft mit allen Konflikten und Spannungen spornte beide zu Höchstleistungen an: Schiller schrieb seine klassischen Dramen und brachte sie mit Goethes Hilfe auf die Bühne, Goethe erlebte durch Schiller seine zweite schöpferische Jugend. Goethe führte ein gelungenes langes Leben, Schiller rang sein Werk der Krankheit ab und starb jung.
Schiller hat Goethe bewundert, beneidet und gehaßt. Goethe empfand den kometenhaften Aufstieg Schillers als Bedrohung. In der Freundschaft lernt Schiller, "daß es dem Vortrefflichen gegenüber keine Freiheit gibt als die Liebe". Am Ende wird Goethe dem Freund mit der Publikation des Briefwechsels und der Umbettung seiner sterblichen Überreste in die Weimarer Fürstengruft ein Denkmal setzen - zum Besten auch seines eigenen Nachruhms.
Rüdiger Safranski erzählt die Geschichte dieser einzigartigen Freundschaft und bündelt wie in einem Brennspiegel eine Sternstunde: das Goldene Zeitalter des deutschen Geistes.

 

  Autor: Rüdiger Safranski
Verlag: Carl Hanser Verlag
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3-446-23326-3
Seitenzahl: 343 Seiten


Stil und Sprache
Rüdiger Safranskis Buch umfasst die Zeitspanne von der ersten Begegnung Schillers und Goethes 1779 bis weit nach Schillers Tod (1805). Zunächst sieht es lange so aus, als ob sich zwischen den beiden großen Dichterfürsten nie eine Freundschaft, ja nicht einmal die Möglichkeit einer Annäherung, ergeben wird. Am Ende weichen diese anfänglichen, ambivalenten Gefühle zwischen Bewunderung und Abwehr einer tiefen Verbundenheit.
Dem Autor und Philosophen Rüdiger Safranski ist es gelungen, diese ungewöhnliche Verbindung in all ihren Nuancen detailgetreu einzufangen. Seine sprachliche Genauigkeit und Klarheit im Ausdruck zieht sich durch das ganze Buch und macht auch nicht Halt, wenn es darum geht, dem Leser schwierige philsosophische Themen der Dichter und deren Reflexionen nahe zu bringen. Deutlich gibt der Autor dem Zitat den Vortritt vor eigenen Anmerkungen, so dass sich auf den 343 Seiten eine Unmenge an Schiller- und Goethe-Zitaten tummeln, die durch Safranskis Anmerkungen in den richtigen Kontext gestellt werden. Dem Autor ist es überzeugend gelungen, dieses historisch-geisteswissenschaftliche Sujet in eine lebhafte Erzählung zu gießen.


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Durch die häufigen Zitate, die in Kursivschrift hervorgehoben sind, lässt Safranski die Gedanken- und Ideenwelt sowie die Sprache der klassischen Epoche vor dem geistigen Auge des Lesers auferstehen. Neben den Details und Anekdoten, die sich um die Freundschaft Schillers und Goethes ranken, gelingt es dem Autor, einen Einblick in die gesamte Vielfalt der Epoche der Klassik zu vermitteln. Allen Hauptwerken Schillers und Goethes spendiert der Autor ein paar Zeilen, Zitate werden in den richtigen Kontext gesetzt, geschichtliche Ereignisse verortet, Hintergründe und Entwicklungen erläutert, Abgrenzungen zu den vorhergehenden bzw. nachfolgende Epochen der Literaturgeschichte (Sturm & Drang und Romantik) vorgenommen, Besonderheiten der Werke aufgeführt sowie Ausschnitte aus dem Leben am Hof und am Theater serviert.
Die vielleicht größe Leistung des Autors ist, dass er in diesem Gemisch aus Informationen nie den Faden verliert und nie eine langweilige oder ermüdende Sprache anschlägt.

Zielgruppe dieser umfassenden biographischen Erzählung über eine außergewöhnliche Dichterfreundschaft sind zunächst alle Liebhaber klassischer Literatur, aber auch Menschen, die sich einen Überblick über Goethes und Schillers Weimar machen möchten.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist im Hanser Verlag als gebundene Ausgabe erhältlich. Das Cover zeigt die Rückseite der Goethe&Schiller-Statue.
Die Aufmachung des Textes ist ebenfalls überzeugend. Die schlaglichtartigen Überschriften erleichtern dem Leser die Orientierung, indem sie vor jedem der vierzehn Kapitel die behandelten Hauptereignisse auflisten. Daneben enthält das Buch eine ausführliche Bibliographie aller verwendeter Quellen und Literatur.


Fazit

Safranski hat ein interessantes Thema auf überzeugende Weise recherchiert und zusammengestellt und vor allen Dingen durch seine klare, doch anspruchsvolle Sprache ein Meisterwerk der biographischen Erzählliteratur geschaffen. Ein brillantes, nievauvolles, leidenschaftliches Oeuvre und eine Hommage an eine ebenso ungewöhnliche wie starke Dichterfreundschaft.

5 goldene Sterne für dieses Buch über das Goldene Zeitalter des deutschen Geistes.


5 Sterne


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