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Kategorie: Fantasy, Mystery, Vampire

Eigentlich sollte es ein ganz normaler Ferienaufenthalt auf dem Land werden, aber was die Geschwister Tyler und Lucinda auf der geheimnisvollen Tierfarm ihres Onkels erleben, übersteigt jede Vorstellungskraft.

Der erste Band einer spannenden Fantasyserie von Bestsellerautor Tad Williams und Deborah Beale.

 

  Autor: Tad Williams, Deborah Beale
Verlag: Klett-Cotta
Erschienen: November 2009 (2. Auflage)
ISBN: 978-3-608-93821-0
Seitenzahl: 380 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Den Sommer auf einer Farm weit weg von allem und jedem verbringen? Tyler und Lucinda wird ganz anders bei dem Gedanken daran – vor allem, da sie Onkel Gideon noch nie gesehen haben, verwandt hin oder her. Doch für die Mutter der Geschwister ist es schnell beschlossene Sache, denn sie will endlich Zeit für sich haben. Im Zug packen die Beiden schließlich ein Päckchen aus, das Onkel Gideon ihnen geschickt hat und das sie erst auf dem Weg zur Tinkerfarm öffnen dürfen. Darin ist ein Buch über feuerspuckende Kühe und was man im Umgang mit ihnen unbedingt beachten sollte. Onkel Gideon scheint nicht ganz normal zu sein, das steht für Tyler jetzt schon fest. Doch dann kommt alles ganz anders, als erwartet. Sie müssen zwar unmenschlich früh aufstehen und jeden Tag auf der Farm mitarbeiten, doch was es dort zu tun gibt, ist alles andere als alltäglich – auch wenn es keine Kühe sind, die hier Feuer spucken …


Stil und Sprache
Vorneweg möchte ich anmerken, dass Tad Williams-Fans sich nicht auf ein Williams-typisches Buch einstellen sollten, vor allem vom Stil her. Dieser ist ganz anders, aber auf keinen Fall schlecht, wobei er dieses Buch auch nicht alleine, sondern mit seiner Frau Deborah Beale geschrieben hat.
Der Schreibstil und die Sprache sind weniger ‚schwer‘, hier hält man ein spannendes Buch voller interessanter und fantasievoller Ideen in den Händen; locker-leicht geschrieben und flüssig zu lesen. Mir drängte sich das Gefühl auf, dieses Buch wurde mit Blick auf jüngere Leser geschrieben, wobei auch alle anderen Altersgruppen vergnügliche Lesestunden erwarten.
Diese Fantasy-Geschichte spielt nicht vor dem Hintergrund eines mittelalterlichen Settings, sondern in der modernen Zeit, wobei man sich auf der Tinkerfarm schon wieder ein wenig in der Zeit zurückversetzt fühlt.

Die Geschichte beginnt behäbig. Das anfängliche Rätselraten, was es mit den feuerspuckenden Kühen auf sich hat, ist auf Dauer etwas ermüdend und die ‚Verschleierungstaktiken‘ der Autoren vergebene Liebesmüh‘, denn allein schon anhand des Titels („Die Drachen der Tinkerfarm“ bzw. „The Dragons oft the Ordinary Farm“) ist dem Leser ruckzuck klar, dass es sich tatsächlich um Drachen handelt. Nach den ersten 100 Seiten kommt zu der reinen Neugier des Lesers, die ihn bisher haben die Seiten umblättern lassen, ein ungutes Gefühl hinzu und der Spannungsbogen beginnt sachte zu steigern. Von da an geht es immer wieder mal auf und ab, wobei die Spannungskurve nicht mehr völlig abflacht und zum Ende hin enorm ansteigt. Dennoch hätten die Autoren hier etwas mehr Tempo vorlegen können, etwas zügiger zur Sache kommen können. Hier merkt man einfach, dass Tad Williams eher weitschweifige Geschichten schreibt. Wobei ich das wiederum gerade in diesem Buch gelungen finde, denn im Hintergrund scheint noch viel mehr zu schwelen, als bisher ersichtlich ist. Diese Geschichte ist ebenso vielschichtig wie ihre Figuren. Statt dass das Ganze mit der Beantwortung der einen oder anderen Frage an Klarheit gewinnt, wird alles noch undurchsichtiger und mysteriöser. Die angenehm kurzen Kapitel in Verbindung mit den wechselnden Handlungssträngen und Perspektiven sorgen dabei zudem für ein hohes Erzähltempo. So wird die Geschichte meist aus Tylers oder Lucindas Sicht erzählt, doch der Leser bekommt durchaus auch Begebenheiten mit, die die beiden Geschwister nicht selbst erleben, so zum Beispiel aus Colins Sicht. Spätestens im letzten Drittel ist der Spannungsbogen straff gespannt und man mag das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Das Ende ist an sich geschlossen und absolut zufriedenstellend und doch merkt man, dass hier noch mehr kommt, dass es erst der Anfang von etwas Großem ist.


Figuren
Alle Figuren in diesem Buch sind dreidimensional und haben ihre Berechtigung. Ob es nun die Protagonisten Colin und Lucinda sind, die sich im Verlauf der Geschichte merkbar und nachvollziehbar weiterentwickeln oder der seltsame und undurchsichtige Colin, der gerade Tyler das Leben schwer macht. Doch auch die Nebenfiguren, wie der skandinavische Hüne Ragnar, Simos Walkwell mit seiner seltsamen Art zu laufen, die unheimliche und unberechenbare Patience Needle bis hin zu den Carillo-Kindern – alle sind sie vielschichtig und schillern in den verschiedensten Farben. Der Leser fühlt sich in dieser bunten Truppe gut aufgehoben.


Aufmachung des Buches
Der Schutzumschlag dieses Buches ist einfach wunderbar gestaltet und ein absoluter Blickfang. Komplett hochglänzend, wobei die Schuppen der Drachin Meseret noch heraus geprägt sind. Sehr schön sind auch die monochromen Zeichnungen von Jan Reiser zu Beginn jedes Kapitels, wobei jedoch schade ist, dass diese sich teilweise sogar mehrmals wiederholen. Hier hätte der Illustrator ruhig für jedes Kapitel eine passende Zeichnung entwerfen können. Dennoch eine schöne Idee!
Als i-Tüpfelchen wurde das Buch noch mit einem farblich passenden, blauen Lesebändchen versehen.


Fazit
Mit diesem Buch kann man wunderbar einige Stunden aus dem Alltag entfliehen. Ein gemächlicher Beginn, der in einem spannenden Finale endet, gespickt mit wunderbaren Ideen und lebendigen Figuren. Man darf gespannt auf die Fortsetzung sein!


4 Sterne


Hinweise
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