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Der neue Weltbestseller von Audrey Niffenegger. Verlieren wir die große Liebe, bleibt uns für immer die Erinnerung – denn sie ist stärker als der Tod. So kehrt die verstorbene Elspeth zurück zu ihrer Liebe Robert, aber auch zu all den anderen, denen sie nahestand: ihrer Zwillingsschwester Edie und den Nichten Valentina und Julia. Auf dem romantisch verwilderten Friedhof Highgate und um ihn herum entspinnt sich ihr aller Leben. Wie in ihrem Roman „Die Frau des Zeitreisenden“ erzählt Niffenegger bewegend und sehr einfühlsam von der unstillbaren Sehnsucht, dem anderen nahe zu sein, vom Schmerz des Verlustes und dem unheimlichen Gefühl, im anderen sein zweites Ich zu haben.

 

Autor: Audrey Niffenegger
Verlag: S. Fischer
Erschienen: 28. Oktober 2009
ISBN: 978-3100524072
Seitenzahl: 462 Seiten


Die Grundidee der Handlung
In einem kleinen Haus gleich neben dem berühmten historischen Friedhof Highgate in London wohnten bisher vier absolut unterschiedliche Charaktere: Martin, der psychisch krank ist und unter Zwängen sowie Panikattacken leidet, mit seiner Ehefrau Marijke, die unter der Krankheit stark leidet. Gleich zu Beginn des Buches verlässt sie Martin und zieht zurück nach Amsterdam, ihre Heimat. Weiterer Bewohner in diesem Haus ist Robert, 37 Jahre alt, der gerade seine Doktorarbeit über den Highgate-Friedhof aus historischer Sicht schreibt. Er ist der Lebensgefährte von Elspeth, die Mitte vierzig ist und in einer eigenen Wohnung über Robert wohnt. Elspeth hat eine Zwillingsschwester, Edie, die allerdings mit ihrem Mann und ihren Kindern, Valentina und Julia, ebenfalls Zwillinge, im fernen Amerika lebt und zu der Elspeth seit vielen Jahren schon keinen Kontakt mehr hat.
Die Geschichte beginnt, als Elspeth an Leukämie stirbt. Sie hat alles, außer ihre privaten Unterlagen und Tagebücher, ihren Nichten Julia und Valentina vererbt, unter der Bedingung, dass sie nach ihrem 21. Geburtstag in ihre Londoner Wohnung einziehen und dort mindestens ein Jahr lang leben. Das tun sie dann schließlich auch und langsam beginnt sich eine Geschichte zwischen all diesen Personen zu entwickeln. Robert beginnt, nachdem er den größten Schmerz von Elspeths Tod überstanden hat, Gefühle für Valentina zu entwickeln. Die beiden Schwestern beginnen sich zudem, immer mehr zu streiten, da Valentina nicht immer nur die eine Hälfte eines Zwillingspaars sein möchte, sondern auch als eigenständiger Mensch ihr Leben gestalten will. Julia liebt Valentina allerdings abgöttisch und möchte sie nicht verlieren. Elspeth indessen ist nach ihrem Tod allerdings nicht verschwunden, wie man meinen möchte, sondern lebt ein Dasein als Geist in ihrer alten Wohnung, die Wohnung in der die Zwillinge nun leben, die sie nicht mehr verlassen kann. Immer mehr versucht sie sich den Zwillingen zu offenbaren, bis es ihr irgendwann gelingt und sie einen fatalen Handel mit ihnen eingeht.


Stil und Sprache
Das gesamte Buch ist sehr atmosphärisch und düster geschrieben. Diese Stimmung, die schon eine Geschichte über bzw. neben einem Friedhof voraussetzt, hat die Autorin optimal getroffen. Die ganze Zeit hat man während des Lesens so ein düsteres, bedrückendes Gefühl, was sicher durch die Beschreibung von Begräbnissen sowie der detaillierten Beschreibung der persönlichen Empfindungen der Personen intensiviert wird. Insbesondere die Idee mit dem Toten, der als Geist weiterlebt, fand ich irgendwie tröstlich. Die Umsetzung dieses empfindsamen Themas ist der Autorin wirklich gut gelungen.

Vor allem die gute Beschreibung der einzelnen Charaktere sowie deren Empfindungen und Gedanken machen in diesem Buch die Spannung aus. Zumeist reißt Audrey Niffenegger bestimmte Geheimnisse an, lässt sie dann aber doch wieder offen, um weitere Teile an anderer Stelle zu offenbaren, wie beispielsweise der Trennungsgrund von Elspeth und Edie. Der Leser hat immer wieder das Gefühl, dem Geheimnis nun auf die Spur gekommen zu sein, doch letzten Endes verbirgt sich etwas ganz anderes dahinter. Auch die Beschreibungen von Elspeth als Geist sind gut getroffen, denn so fiebert man mit ihr mit, ob sie noch stärker wird oder nicht, ob sie einen Ausbruch aus ihrer Wohnung schafft oder ob er fehlschlägt. Die Sache mit dem Geist gibt der ganzen finsteren Stimmung ihren i-Punkt.

Geschrieben ist das Buch in der dritten Person Singular und wechselt stets zu den einzelnen Personen. Daran muss man sich zu Beginn erst einmal gewöhnen, aber so bekommt man das Spektrum der Geschichte erst richtig gut mit.


Figuren

Die Figuren des Romans sind das Hauptelement des ganzen Romans. Zudem ist jede einzelne Person, ob sie nun nur eine Randperson ist oder eine der Hauptfiguren, so gut und so detailliert beschrieben, dass der Leser sie sich richtig gut vorstellen kann. Zudem wurden die Gedanken der Hauptfiguren immer preisgegeben und in kursiver Schrift dem Leser verdeutlicht. Das machte einem das Innenleben der Figuren noch einmal so richtig bewusst. Mich erschreckte dabei allerdings, dass man oft wirklich was sagt und dabei eigentlich was ganz anderes denkt.
Das Geheimnis von Edie und Elspeth wird zwar geklärt im Laufe der Geschichte, allerdings ist mir der genaue Grund ihrer langen Trennung bis zum Ende noch nicht sehr einleuchtend. Dagegen sind die Zwillinge Valentina und Julia so stark herausgearbeitet und emotional beschrieben, dass ich die Gründe von beiden für ihr jeweiliges Verhalten genauestens nachvollziehen konnte und auch den Pakt.
Das Ehepaar Martin und Marijke waren mir die sympathischsten Randfiguren. Martin wurde durch seine Krankheit so liebevoll dargestellt, dass man ihm wirklich helfen wollte. Oft sind Figuren in Romanen ja so makellos, doch hier wurde ein Mensch mit Problemen wie Panikattacken und Zwängen dargestellt, die auch heutzutage ein wichtiges Thema darstellen. Aber auch Marijkes fortgehen konnte man als Leser wirklich gut verstehen. Doch ihre tiefe Liebe zueinander bleibt dem Leser von Anfang an nicht verborgen, sodass man mitfiebert, ob sie wieder zueinander finden oder nicht.


Aufmachung des Buches
Bei dem Buch handelt es sich um ein gebundenes Buch. Das Cover ist ideal gestaltet. Die Zweige mit ihren zarten Knospen sind zum Teil nur „geisterhaft“ angedeutet, doch spenden sie mit ihrem leuchtenden Grün auch Hoffnung für einen Neuanfang. Zudem erschlägt das Cover einen nicht, sondern passt mit seiner dezenten Gestaltung gut zum Inhalt.


Fazit
Mit diesem Buch konnte Audrey Niffenegger meiner Meinung nach gut an ihren Bestseller „Die Frau des Zeitreisenden“ anknüpfen, da diese beiden Bücher, abgesehen von den tollen emotionalen Beschreibung der Figuren, nichts miteinander zu tun haben.
Das Buch ist ideal für herbstliche Abende, da es so atmosphärisch daherkommt wie ein herbstlicher Spaziergang über einen Friedhof: Leise und ruhig, aber mit einer gewissen Spannung und Düsternis. Ich kann es nur jedem empfehlen, der eine reale Geschichte mit vielen fiktiven Elementen lesen möchte, die zum Nachdenken anregt.


5 Sterne


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