Drucken
Kategorie: Ab 14 Jahre

Eine abgeschiedene Grafschaft in den schottischen Highlands:
Nach einem Anschlag auf den jungen Earl gerät Catherine in einen reißenden Strudel mörderischer Intrigen. Doch in den Schatten der uralten Burg lauert kein gewöhnlicher Attentäter - ein Toter ist aus dem Grab zurückgekehrt, um Catherine mit seinem Kuss des Blutes für immer zu verändern...
Dark-Fantasy im 18. Jahrhundert.

 

  Autor: Brigitte Melzer
Verlag: Ueberreuter
Erschienen: 07/2006
ISBN: 978-3800052684
Seitenzahl: 271 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Schon seit Generationen gibt es in einem abgelegen schottischen Landstrich eine Sage über eine Hexe, der "Ushana", die auf dem Scheiterhaufen von ihrem Liebhaber, einem blutrünstigen Ungeheuer, gerettet worden sein soll. Seitdem wird jedes Jahr die Verbannung der Ushana in eine abgelegene Burg zelebriert, auch aus Angst, sie könne vielleicht zurückkehren. Dass diese Überlieferung tatsächlich einem wahren Kern entspringt, stellt sich heraus, als Catherine in ihr Heimatdorf zurückkehrt. Vor einigen Jahren verließ Catherine Glen Beag, nachdem ihr Vater ein schreckliches Verbrechen begangen hatte, dass Martáinns Eltern das Leben kostete. Als Junge verkleidet rettet sie Earl Martáinn, als dieser von einem mysteriösen Attentäter angegriffen wird. Sie versucht alles, um ihn zu beschützen und die Verschwörer zu finden, die sein Leben bedrohen, denn schon seit ihrer Kindheit ist Catherine in Martàinn verliebt. Auf der Burg angekommen, trifft sie den walisischen Söldner Daeron ap Fealan wieder, der sie als Kind häufig geärgert hat. Dieser durchschaut ihre Verkleidung und wird zu einem Vertrauten und Beschützer für Catherine. Durch die Gefahr verbunden wird aus "Hass" langsam Zuneigung. Die Liebenden müssen jedoch viele Hindernisse überwinden, besonders als ein alter Bekannter von Catherine wiederkehrt und ihr Leben bedroht. Wird ihre zarte Liebe die Schwierigkeiten überstehen?

In der Riege der heutigen Vampirromane für Jugendliche bietet "Vampyr" durchaus eine interessante Grundidee, was sowohl Handlungsort und -zeit angeht. Auch werden Vampire in diesem Roman anders dargestellt als es zurzeit meist üblich ist. Was sich allerdings als Schwachpunkt herausstellt, denn sie werden durchweg als bösartig dargestellt, ihre Existenz stellt einen grausamen Fluch dar. Auch sind die Vampire als solche nicht sonderlich originell gestaltet; während andere Autoren sich neue Gedanken über diese Wesen gemacht haben, hat Brigitte Melzer auf alte Klischees zurückgegriffen. Die gesamte Story über alte Mythen und auftretende Mordanschläge wird umflochten von einer Liebesgeschichte zwischen Daeron und Catherine; beiden wird es nicht einfach gemacht ihr Glück und Ruhe zu finden. Da die Romantik an manchen Stellen zu kurz kommt, allerdings die Vampirgeschichte als solches auch nicht sonderlich aufregend und spannend gestaltet worden ist, lässt sich ein wirklicher roter Faden nicht finden. Wollte die Autorin nun einen Liebesroman oder einen spannenden Vampirkrimi oder –thriller schreiben? Die Antwort wird uns wohl nur die Autorin selber geben können, das Resultat ist jedoch eine solide Mischung aus beidem ohne großartige Höhepunkte oder Überraschungen in der Story.


Stil und Sprache
Brigitte Melzer hat einen sehr bildlichen Sprachstil, der es einem eigentlich einfach machen würde, sich die Umgebung und auch die Geschichte vorzustellen. Leider schafft es die Autorin dennoch nicht, eine richtige Atmosphäre des 18. Jahrhunderts zu erzeugen und dem Leser das Gefühl zu geben, sich wirklich am Ort des Geschehens zu befinden, da es hierfür inhaltlich an historischer Genauigkeit fehlt. Da es sich bei "Vampyr" um ein Jugendbuch handelt, ist die Sprache weder sonderlich anspruchsvoll noch sehr originell, dies gilt auch für den Satzbau. Man kann die Geschichte schnell und ohne Mühe gut nachvollziehen und muss sich nicht durch Schlangensätze hindurch arbeiten. Dies führt zu einem insgesamt entspannten Leseerlebnis. Wobei "entspannt" in diesem Fall auch bedeutet, dass keine besondere Spannung aufgebaut wird; man hätte dieses Buch an mehreren Stellen ohne Probleme weglegen können und nicht das Gefühl gehabt, es unbedingt weiter lesen zu müssen.
Die gesamte Geschichte wird - bis auf kleine Ausnahmen - aus der Sicht von Catherine und zum Teil auch aus Daerons‘ Sicht erzählt, sodass man einen Einblick in deren Gefühlswelt bekommt. Dadurch kann man zu den beiden Hauptpersonen eine Beziehung aufbauen und ihre Handlungen nachvollziehen. Durch eine kursive Schreibweise wurden auch die Gedanken der beiden gut vom restlichen Text abgehoben, wodurch der Erzählfluss sehr flüssig ist.
Sehr gut finde ich allerdings, dass es am Ende des Buches ein Glossar gibt, in dem gälische und schottische Begriffe erklärt werden, die wahrscheinlich insbesondere jüngeren Lesern nicht bekannt sind.


Figuren
Ein Roman lebt meistens davon, dass man sich mit dem Hauptprotagonisten identifizieren kann oder ihn zumindest sympathisch findet. In diesem Fall wird es dem Leser jedoch teilweise schwer gemacht, mit Catherine wirklich mitzufühlen. Im Bezug auf die Liebe ändert sie ihre Meinung zu schnell; erst liebt sie den einen und hasst den anderen, dann wechselt sie urplötzlich ihre Haltung und der Leser bleibt mit dem Gefühl zurück gerade etwas wichtiges überlesen zu haben, was diesen Stimmungswechsel erklärbar macht. Dadurch leidet die Liebesgeschichte, die ohnehin etwas zu kurz geraten scheint, denn man kann Catherine ihre große Liebe zu Daeron nicht gänzlich abnehmen. Daeron hingegen hat zwar keinen außergewöhnlichen Charakter - den die anderen Figuren jedoch auch nicht haben - dennoch wirkt er wesentlich sympathischer als Catherine und man glaubt ihm seine Liebe zu ihr auf Anhieb. Es gibt wenige Nebenfiguren, das Hauptaugenmerk wurde auf Daeron und Catherine, sowie deren Beziehung zueinander gelegt. Da man fast die gesamte Geschichte aus der Sicht der beiden mitbekommt, kann der Leser z.B. über Martáinn wenig sagen oder sich ein Urteil über ihn bilden.


Aufmachung des Buches
Das Cover gefällt mir ziemlich gut, es zeigt deutlich in welcher Zeit der Roman angesiedelt ist und dass es sich um einen Vampirroman handelt. Die Bisswunde am Hals der jungen Frau finde ich eigentlich eine schöne Idee, dennoch stört es mich, dass besonders das Blut am Hals nachträglich eingefügt aussieht. Mit den heutigen Grafikprogrammen hätte man das bestimmt ohne große Probleme besser hinbekommen können. Ich finde es etwas schade, dass das Cover so glänzend ist: erstens sieht man darauf jeden kleinsten Kratzer, zweitens fühlt sich der Roman beim lesen etwas kalt an und drittens wurde für den zweiten Band "Vampyr – Die Jägerin" ein mattes Cover verwendet.
Gut finde ich des weiteren, dass die Seiten ziemlich dick sind. So hat man nicht das Gefühl, das die Seiten bei der kleinsten Berührung reißen könnten und es erleichtert das Umblättern, sodass man nicht aus Versehen eine Seite überließt. Die Schrift ist relativ groß und die beschriebene Fläche ist verhältnismäßig klein, obwohl das Format des gebundenen Buches eine normale Größe hat. Dadurch hat man das Gefühl, dass sich wenig Text auf einer Seite befindet, wenn man dies z.B. mit den Harry Potter Bänden vergleicht. Dadurch sind die 271 Seiten doch ziemlich schnell durchgelesen.


Fazit
Trotz der vielen negativen Kritik muss ich dennoch sagen, dass dieser Roman im Allgemeinen flüssig zu lesen war und er wirklich der kurzzeitigen Unterhaltung diente. Kein Roman der besonders in Erinnerung bleibt, aber auch keiner, bei dem man es bereut, ihn gelesen zu haben. Ein solides Werk, das durch seinen bildhaften und lebendigen Schreibstil überzeugen kann. Jedoch muss sich sagen, dass für mich die Geschichte durch den Epilog auf eine Art verunstaltet und der Schluss - die Entscheidung Catherines – abgewertet wird, sodass für mich ein nach fahler Nachgeschmack blieb. Die Fortsetzung "Vampyr – Die Jägerin" werde ich allerdings trotzdem lesen und hoffen, dass der Schluss dieses Romans auf eine Weise revidiert wird.


3 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de