Smaller Default Larger

"Vor ihr ist Feuer, hinter ihr der Tod. Ich muss mich beeilen.“

In Nilfgaard wird die Verlobung des Kaisers mit Cirilla, der Thronerbin von Cintra, proklamiert. Aber handelt es sich wirklich um die echte Ciri? Geralt, halbwegs von seinen schweren Verletzungen genesen, macht sich auf den Weg nach Nilfgaard. Immer wieder zeigen ihm Wahrträume, dass Ciri in höchster Gefahr ist ...

 

Autor: Andrzej Sapkowski
Verlag: dtv premium
Erschienen: 11/2009
ISBN: 978-3-423-24755-9
Seitenzahl: 428 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Gerald von Riva macht sich aus dem Brokilon, wo er bei den Dryaden gepflegt wurde, auf den Weg nach Nilfgaard, um Ciri zu suchen – von der es heißt, der Kaiser Emhyr van Emreis wolle sie in kürze heiraten. Begleitet wird er vom Barden Rittersporn und der Bogenschützin Milva. Doch schon bald muss er erkennen, dass es während der gefahrvollen Reise nicht leicht ist, das Ziel zu erreichen – der Krieg Nilfgaards gegen die nördlichen Länder ist im vollen Gange, weder bei den südländischen Feinden noch den Truppen der eigenen bzw. einstigen Königreiche kann er sich blicken lassen. Und so wird die Zeit immer knapper...
Während dessen beginnen die Zauberinnen nach der Katastrophe von Thanedd, eine geheime, länder- und rassenübergreifende Organisation zum Erhalt der Magie aufzubauen. Doch was steckt wirklich dahinter?


Stil und Sprache
Der Leser kommt erst nach und nach – trotz der fehlenden Einführung – wieder in das Geschehen herein, liegt das Erscheinen des letzten Bandes doch schon einige Zeit zurück. Trotzdem wäre eine Zusammenfassung der vorangegangenen Bände nicht verkehrt gewesen, um hier die wichtigsten Ereignisse wieder wachzurufen. So blitzen die Szenen aus den ersten beiden Bänden, die angesprochen werden, vor dem inneren Auge wieder auf, die Erinnerungen kehren langsam zurück. Dies gilt nur sehr mäßig für die Geographie, eine Landkarte wäre sehr hilfreich gewesen, um die Anordnung der einzelnen Staaten und der Weg der Reisenden nachvollziehen zu können. Leider fehlt diese jedoch, und man behält nur eine gewisse Ahnung davon, wo welches Land liegen mag.

Der Schriftsteller verleiht seinem Werk mal sehr schnelle, mal ruhigere Szenen, so dass der Leser auch Zeit zum Durchatmen hat, ohne dass es langweilig wird. Als die Räuberbande „die Ratten“ zu einer Scheune zum Tanz kommen und einen schnellen Rhythmus fordern, schreibt Sapkowski abgehackt, stichwortartig, und reißt den Leser förmlich mit hinein in einen sehr dynamisch fließenden Text. Kampf- und Kriegsszenen sind ebenfalls sehr flott geschrieben und vermitteln nicht nur gekonnt das Tempo der Handlungen und Entscheidungen vor Ort, sondern auch der Eindrücke und Gefühle. Die Kapitel fallen mit durchschnittlich sechzig Seiten zwar sehr lang aus, allerdings sind sie häufig in verschiedene Abschnitte unterteilt, so dass sie das hohe Lesetempo nicht bremsen. Oftmals wechseln hier dann die Handlungsstränge, so dass man von allen wichtigen Ereignissen, die parallel geschehen, direkt erfährt.

Sapkowski nutzt in seinem Werk immer mal wieder einen anderen Stil, greift immer wieder auf Neues zurück. So gibt es mehrere kurze Passagen, in denen die Sätze stetig mit den gleichen Wörtern beginnen („Sie...“, „Plötzlich...“). Im fünften Kapitel enden nicht wenige Abschnitte mit „Das ist eine lange Geschichte“. Was zunächst eine interessante Idee ist, kann auf Dauer jedoch etwas nerven, wenn man diesen Ausdruck zum fünften oder sechsten mal innerhalb kurzer Zeit liest. Zum Ende hin nutzt er einen Mix, in dem die Geschichte in der Gegenwart spielt – hier versucht die Gruppe um Geralt, nach Nilfgaard zu gelangen – und Erinnerungen des Hexers zurück an die Zeit dieser Reise. Damit gelingt es dem Autor, manche Zeiträume zu raffen oder zu überspringen, wenn sie für die Handlungen wenig wichtig sind. Gleichzeitig bekommt der Erzählstil hierdurch etwas Persönliches, dem Leser Näheres, was unter diesen Umständen – dem jeweiligen Inhalt der Handlung – gut passt.

Bestand hat hingegen der oft hochwertige Stil, in dem der Autor ans Werk geht. Manche Dialoge fallen sehr geschwollen, in einer akademischen Sprache aus, z.B. als Dijkstra auf den Botschafter von Nilfgaard trifft. Neben dem anspruchsvollen Satzaufbau greift er dann auf nicht übersetzte lateinische Phrasen und Fremdwörter zurück. Überhaupt sind die Dialoge gelegentlich in der Wortwahl und Satzstellung der mittelalterlichen Art des Adels angepasst, geschwollen und hochgestochen. Offen und direkt sind die Schilderungen des Krieges, Bild für Bild, Szene für Szene, brutal und schonungslos beschrieben, die Verbrechen und Massaker ungeschönt aufgeführt. Trotz des ernsten Themas gibt es aber auch immer wieder Passagen und Dialoge, die dem Leser ein Schmunzeln auf das Gesicht treiben oder gar einen Lacher entlocken, wodurch der Roman umso unterhaltsamer wird. So würzt Sapkowski seinen Text auch gerne mal mit einer gut dosierten Prise Obszönität und einer Messerspitze voll Zweideutigkeiten, wenn es zur Situation passt. Je nach Charakter (besonders bei den Zwergen), über den er gerade erzählt, ist die Wortwahl schon mal sehr deftig.


Figuren
Die Figuren haben zum Teil sehr komplizierte Namen, wie der des Kriegers Cahir Mawr Dyffryn aep Ceallach oder des Vampirs Emiel Regis Rohellec Terzieff-Godefroy, aber auch lustige, so heißt ein ständig fluchender Papagei Feldmarschall Duda. Diejenigen Figuren, die eine wichtige Rolle spielen, hat Sapkowski sehr lebendig und wirklichkeitsnah beschrieben, sie wirken glaubhaft. Viele der Charaktere kennt der Leser natürlich noch, aber sie entwickeln sich kontinuierlich weiter. Geralt der Hexer, immer noch eingeschränkt durch die im Brokilon nur teilweise geheilten Verletzungen, wird gnädiger und kompromissbereiter. Er versucht immer wieder, seine Freunde aus der Gefahrenszone herauszuhalten, es fällt ihm schwer zu akzeptieren, dass diese das jedoch gar nicht wollen. Rittersporn, der Barde, zeigt zunehmend Mut und Selbstbewusstsein, bringt sich schon mal in Gefahr und verteidigt seine Kameraden tapfer, und sei es auch nur mit Worten gegenüber Heerführern. Einen neuen Auftritt haben hingegen Milva, die Bogenschützin, und Regis, der Vampir. Milva ist eine junge Frau, doch eine gnadenlose Kriegerin, die im Laufe der Geschichte mehr und mehr auch mal Gefühle zulässt und sich Schwächen eingesteht. Regis hat sich vor Jahrhunderten das Bluttrinken völlig abgewöhnt, ist nun Barbier und heilt lieber gekonnt, als Menschen zu verletzen. Beide sind sehr tief reichende Charaktere.
Überraschend zeigt sich Ciri: hat sie doch keine Erinnerungen an ihr früheres Leben, blüht sie bei den Ratten gänzlich auf und wird zu einer brutalen Banditin, die keinen Skrupel hat, ihre Gegner zu töten. Der Leser erfährt jedoch nicht so viel über sie, da nur relativ wenige Handlungsstränge den Ratten gewidmet sind.
Geschockt von den Ereignissen, besonders dem Verrat auf Thanedd, beginnen die Zauberinnen, Arroganz und Feindschaft nach und nach abzulegen. Allen voran Yennefer, die von der Königin des Elfenreichs gefangen gehalten wird, entdeckt ganz neue Seiten an sich.


Aufmachung des Buches
Wie die beiden vorangegangenen Werke der Tetralogie, ist der dritte Roman der Serie ebenfalls als Taschenbuch mit Klappbroschur, auf denen sich vorn eine erweiterte Zusammenfassung des Buches und hinten Informationen über den Autor finden, versehen. Das Cover ist den ersten beiden Teilen nahe gestaltet, im Geschäft hat es Wiedererkennungswert. Diesmal prangt Milvas Bogen nebst einem Pfeil auf der Buchvorderseite, die Konturen des Pfeils und einiger Details des Bogens sowie der Nachname des Autors wurden herausgedrückt, die Schriftzüge des Titels und des Schriftstellers wurden mit Spotlack hervorgehoben. Das gleiche gilt für den Buchrücken.
Vor den Kapiteln finden sich immer jeweils Zitate und Erklärungen aus irgendwelchen Büchern der Fantasywelt, Zitate von bedeutenden Personen oder anderes, was in den Abschnitten mehr oder weniger stark dann aufgegriffen wird.

Schade finde ich, dass weder eine kurze Zusammenfassung der vorangegangenen Bücher noch eine Karte der Welt, in der die Geschichte spielt, zu finden ist – beides wäre für den Leser nicht verkehrt.


Fazit
Gekonnt hat Sapkowski auch den dritten Teil der Hexer-Tetralogie umgesetzt – die Geschichte entwickelt sich so temporeich wie dramatisch, die Handlungen, Intrigen sowie die Wirren des Krieges sind undurchsichtig und wissen zu überraschen, so dass es nie langweilig wird. Es bleibt das Warten auf den nächsten und vorletzten Band der Serie, denn der Leser ist begierig zu erfahren, wie es wohl weitergeht.


4 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Das Erbe der Elfen
Band 2: Die Zeit der Verachtung

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo