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Kommissar Maigret geht an einem sonnigen Frühlingstag am Ufer der Seine entlang, um den Mordversuch an einem Clochard aufzuklären, der in der vorangegangenen Nacht von Unbekannten in die Seine gestoßen wurde und um ein Haar dabei ertrunken wäre. Den Staatsanwalt interessiert der Fall wenig, die >Brückenleute der Doktor< genannt wird und bei allen im Viertel, denen er geholfen hatte, in hohem Ansehen steht. Ein Clochard wird nicht umgebracht, das hat Maigret in seiner Laufbahn noch nie erlebt …

 

  Autor: Georges Simenon
Verlag: Diogenes
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3-257-23860-0
Seitenzahl: 162 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Maigret ist Paris und Paris ist Maigret. Kein anderer kennt sich so gut aus in der großen Stadt und kein anderer kennt ihre Bewohner so gut. Wie in jeder großen Stadt gehören auch Landstreicher, Clochards, ins Bild von Paris. Auch Maigret hatte schon oft vor allem in seinen jungen Jahren bei der Suerete mit den Clochards zu tun. So fühlte er sich bei seinem neuen Fall oft in die Vergangenheit versetzt. Ein Clochard wurde Opfer eines brutalen Überfalles, bei dem er erst einen Schlag auf den Kopf bekam und danach in die Seine gestoßen wurde. Nur weil er von einem Flussschiffer bemerkt und gerettet werden konnte, hatte er durch Glück überlebt. Doch der Clochard schweigt auch noch, nachdem er aus dem Koma erwacht ist. Wer ist der Mann und vor allem, wer wollte ihn umbringen? Bisher wurden die Brückenleute immer in Ruhe gelassen. Die Suche nach seiner wahren Identität gestaltet sich schwierig und auch die Aussagen der Zeugen scheinen nicht überein zu stimmen.


Stil und Sprache
Wer das Flair von Paris kennenlernen möchte, liest am Besten Georges Simenons Maigret-Romane. Mit einfachen und ohne viele Worte entführt Simenon den Leser in die Gedankenwelt des Kommissars in Paris. Durch seine detailverliebten, atmosphärischen Beschreibungen der Szenen, Orte und Personen erzeugt er ein lebendiges, quirliges Bild, das je nach Jahreszeit und Wetter immer unterschiedlich aussieht und sogar riecht, denn so genau und intensiv wird von Simenon das geschriebene Wort verwendet. Und dabei gleicht kein Roman dem nächsten. Immer wieder dürfen wir neue Ecken von Paris kennen lernen, dürfen uns in neue Cafes setzen und den vorüber ziehenden Leuten zu sehen. Und dürfen uns einer neuen Facette der Kriminalität und der Gesellschaft drum rum hingeben. Denn vor allem um die Gesellschaft, die unterschiedlichen Schichten und ihre diversen Ansichten von Recht und Ordnung geht es hier. Simenon beginnt seinen Roman so leicht und entspannt wie einen Spaziergang im Frühling. Doch mit jeder Seite und jeder neuen Information steigern sich das Tempo und die Spannung. Dabei kommt er, wie unmodern, ohne viel Blut und makabre Details der Verbrechen aus. Allein die Gedankenwelt des Kommissars und die atemberaubenden Szenenbeschreibungen ziehen den Leser in seinen Bann.


Figuren
Neben der Hauptfigur Kommissar Maigret, die zum großen Teil den Flair des Buches, ja der ganzen Serie ausmacht, sind auch das Opfer und der oder die möglichen Täter ein wichtiger Bestandteil. Ohne die Vielschichtigkeit der Personen innerhalb eines Romanes, aber auch der Tatsache, dass sich keine Person - egal aus welchem Band - gleicht, würde sicherlich ein Großteil des Reizes verlorengehen. Opfer als auch Täter entwickeln sich im Laufe der Zeit zu einem Bild, so dass am Ende, und wirklich keine Sekunde früher, alles klar wird. Doch nur Maigret versteht es, die Zeichen des Tatorts zu lesen, nur er kann sich in die Beteiligten hineindenken. Dabei zeigt er dem Leser nicht selten seine zahlreichen Schwächen, die er jedoch meisterlich zu kaschieren versteht. Selten war mir ein Ermittler auf Anhieb so sympathisch wie Maigret. Er ist einfach nah am Menschen.


Aufmachung des Buches
Das edel gebundene Buch im Taschenbuch-Format, ist klar für Sammler konzipiert. Zwar bleibt es äußerlich im diogenestypischen Stil - S/W Bild eines Clochards auf einer Treppe irgendwo in Paris, Schwarz eingerahmt mit Titel und Autor im Rahmen -, doch die Reihe bietet einige Details mehr, die das Buch weiter aufwerten. Neben dem roten Lesebändchen befindet sich im Deckel jeweils eine Karte von Paris und Frankreich.


Fazit
Wer Maigret liest, atmet die Luft von Paris - bei ‚Maigret und der Clochard’ ist es die Frühlingsluft, die den Leser verzaubert. Für Sammler und Krimiliebhaber ein Muss, gilt doch Band 60 als einer der Besten Simenon-Romane.


5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist
Band 55: Maigret vor dem Schwurgericht
Band 56: Maigret und die alten Leute
Band 57: Maigret und der faule Dieb
Band 58: Maigret und die braven Leute
Band 59: Maigret und der Samstagsklient

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