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Wer ist das eigentliche Monster? Die Kreatur, die Doktor von Frankenstein erschuf, oder ihr Erschaffer selbst? Eine Frage, die Mary Shelley in ihrem Roman offen ließ – Meisterautor Dean Koontz ging in seiner Frankenstein-Adaptin einen Schritt weiter: Der Doktor als böses Genie, der im Glanze der öffentlichen Anerkennung daran arbeitet, die Menschheit zu unterjochen – und sein „Monster“ als geächteter Rächer, der aus dem Schatten der Gesellschaft heraus versucht seinen „Meister“ zu stoppen.

Eine brillante Erzählung, ein spannender Thriller zwischen Fantasy, SciFi und Horror, der den Koontz-Roman „Das Gesicht“ zum Bestseller machte und die darauf basierende Graphic Novel, deren erster Teil hier vorliegt, zu einem Genre-Leckerbissen!

 

  Autor: Kevin J. Anderson
Illustration: Brett Booth
Verlag: Panini Comics
Erschienen: 18. November 2009
ISBN: 978-3-86607-854-3
Seitenzahl: 144 Seiten
Altersgruppe: ab 15 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)


Die Grundidee der Handlung
Deucalion, ein Geschöpf von Doktor Frankenstein, hat die Jahrhunderte überlebt und sich in einem asiatischen Kloster zur Ruhe begeben, als er eine grauenhafte Nachricht erhält: New Orleans wird von einer Mordserie in Atem gehalten, bei der Männern Organe und Frauen Körperteile entnommen werden. Sollte Doktor Frankenstein etwa noch leben? So macht er sich auf nach New Orleans, um der Angelegenheit nachzugehen. Doch hinter den Morden steckt viel mehr, als man zunächst erahnen mag. Was hat Ray Darnell damit zu tun? Und welche Rolle spielt der Industrielle Viktor Helios? Die Polizisten O’Connor und Madison sind an dem Serientäter dran und begeben sich auf eine gefährliche Reise in eine Welt, die mehr bietet, als der Verstand zulässt…


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Die Kolorierungen der Zeichnungen von Brett Booth wurden von Color Dojo, Andrew Dalhouse und Mohan übernommen, entsprechend unterschiedlich fallen die Wiedergaben aus. Zu Beginn sind die Farben von pastellartig-zurückhaltender, später auch mal von kräftigerer Art. Die unterschiedlichen Farbgestaltungen sorgen überdies auch für sehr verschiedene Kontrastwirkungen, bei den eher verhaltenen Farben wirken die Zeichnungen eigentümlich dünn, so dass der Eindruck entsteht, dies läge an den sehr schmal gehaltenen Konturlinien. Werden die Farben intensiver, nehmen auch die Kontraste stärker zu, die Bilder wirken dichter. Toll finde ich, dass dieser Comic trotz der Thematik gänzlich darauf verzichtet, ins Düstere abzudriften. Gekonnt nimmt die Farbtemperatur Einfluss auf die Stimmung der jeweiligen Passage, kühle und bläuliche Töne haben besonders in räumlichen Szenen wie dem Leichenschauhaus einen abweisenden Charakter, wärmere und helle Töne hingegen einen angenehmeren. Wer jedoch glaubt, diese Atmosphäre stehe für die Bildinhalte, täuscht sich schnell, so findet beispielsweise auch in dem einschmeichelnden Licht eines Sonnenunterganges ein Mord statt.

Gut gefällt mir der Stil des Illustrators. Seine Arbeiten sind exakt, mit feinen Nuancen und vielen Einzelheiten versehen, egal, ob er nun die Ausstattung von Laborräumlichkeiten oder Wohnbereichen darstellt, sich der näheren Umgebung im Freien oder den Figuren widmet. Diese fallen überwiegend sehr groß und dabei rank und schlank aus, was ihnen ein etwas gestrecktes Aussehen verleiht. Nichtsdestotrotz sind sie – besonders Portraits oder gar Ausschnitte, z.B. von der Augenpartie – von schöner Machart. Die Konzentration liegt dabei immer auf die für die Geschichte wichtigen Personen, denn diejenigen, die sich im Hintergrund aufhalten – Passanten, Polizisten, etc. – werden nur als farbig gefüllte Silhouetten, mal mit grober Zeichnung, meist jedoch nur mit den umrandenden Konturen dargestellt. Das gleiche gilt für bildwichtige Objekte, was an Hintergrund zu viel ist (z.B. entfernte Gebäude), findet sein Dasein ebenfalls nur als Umriss. Hiervon abgesehen, sind die Räumlichkeiten zumeist bis in die Tiefen hinein umgesetzt, dann auch fein und bis in die Einzelheiten genau gestaltet. Aber nicht immer hat der Illustrator diesen Aufwand betrieben und manche Hintergründe mit einem Farbverlauf oder einer einfarbigen, gelegentlich auch schlicht weißen Fläche versehen.

In der Anordnung sind die Seiten nicht überfrachtet, auf einer Seite finden sich kaum mehr als sechs Bilder. Besondere Szenen wurden eine einzelne oder gar eine Doppelseite gewidmet, die Zeichenkunst von Brett Booth kommt dann voll zum Tragen. Insbesondere eine Grafik aus der Sicht eines Liegenden, den Viktor Helios direkt anstiert, ist sowohl beeindruckend als auch ein wenig gruselig, aber sehr detailreich umgesetzt.
Recht häufige Szenenwechsel sorgen dafür, dass der Leser auch parallel ablaufendes Geschehen mitbekommt, wobei bewusst durch die mysteriöse und etwas verwirrende Inszenierung lange Zeit unklar ist, wer in den Abläufen wohl welche Rolle spielt: ist wohl Helios oder Ray Darnell der Serienmörder? Und was ist mit Randal 6? Die Rätsel lüften sich erst nach und nach, sorgen aber für einen hohen Unterhaltungsgrad. Das Ende des Comicbandes ist offen, als Cliffhanger gestaltet, so dass der Leser gespannt dem nächsten Teil entgegenfiebert…


Aufmachung des Comics
Dieser Comicband ist derzeit als Softcover mit Klappbroschur erhältlich. Auf der Klappbroschur finden sich vorne eine erweiterte Zusammenfassung des Inhaltes, hinten Informationen zu Dean Koontz, Kevin J. Anderson und Brett Booth. Bevor es mit der Geschichte losgeht, kann sich der Leser einem Vorwort von Koontz widmen.
Die Covergestaltung ist in 4 Ebenen unterteilt, die sich erst auf den zweiten Blick offenbaren. Unten rechts sieht man Deucalion mit tätowiertem Gesicht und entkleideten Oberkörper, vom Zeichenstil allerdings gänzlich anders als im Comic. Links daneben sind einige Skelette zu erahnen, die in Feuer gehüllt zu sein scheinen – eine Andeutung auf die Experimente des Viktor Helios. Dahinter liegt im orangefarbenen Dunst die Silhouette von New Orleans, darüber ein heller Mond, vor dem einige Fledermäuse flattern – die aber mit dem Buchinhalt nichts zu tun haben. Der Schriftzug „Frankenstein“ überlagert auf schaurig-schöne Art diese Komposition. Mir persönlich gefällt diese Gestaltung deutlich weniger als diejenigen, die in der Covergalerie im Anhang an den Comic wiedergegeben wurde.


Fazit
Dean Koontz hat die Idee des Frankenstein-Romans von Mary Shelley auf faszinierende Art fortgeführt und eine moderne Horrorstory geschaffen, die hier als Comic adaptiert wurde. Eine Umsetzung als gelungener Start der Reihe, den Booth mit eindrucksvollen Bildern und einem hochwertigen Grafikstil unterlegt. Insgesamt sehr unterhaltsam und kurzweilig.


4 5 Sterne


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