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Der Gegenstand, den ich gestohlen hatte, schien dunkler als dunkel zu sein, und obwohl der Stein kleiner war als die Faust eines Säuglings, war er doch gleichzeitig schwerer als das Herz eines Mannes, der dem Galgen entgegen schreitet. Es war ein magischer Gegenstand. Der Locus Magicalicus eines Magiers. Als ich den magischen Stein anstarrte, begann er rötlich zu leuchten, dann zuckte ein greller Blitz auf, und mit einem Mal tanzten helle Funken durch die Gasse und vertrieben die Schatten, die flohen, als wären sie ängstliche schwarze Katzen. Ich hörte, wie der Magier zurückkam. Rasch schloss ich meine Hand um den Stein und ließ ihn tief in meiner Tasche verschwinden. Schlagartig war es wieder stockdunkel. Als ich mich umdrehte, bog der alte Mann um die Ecke, streckte seine große Hand aus und packte mich an der Schulter.
„So, Junge …“, sagte er. Seine Stimme war rau und tief. Ich rührte mich nicht vom Fleck. Ich weiß, wann ich in der Tinte sitze.

 

  Autor: Sarah Prineas
Verlag: cbj
Erschienen: 17.08.2009
ISBN: 978-3-570-13561-7
Seitenzahl: 304 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Conn lauert hungrig in einer Gasse, als der alte Mann vorübergeht. Ein schneller Griff in die Manteltasche des ahnungslosen Passanten sollte Conns Leben auf Dauer verändern – doch anders, als erwartet. Eigentlich hätte Conn nämlich in dem Moment sterben müssen, als er Magister Nevery seinen Locus Magicalicus aus der Tasche geklaut hat, doch zur Verwunderung des Magiers geschah dies nicht. Neugierig geworden ob dieser Tatsache, nimmt Nevery den Jungen bei sich auf und Conn hofft auf eine Laufbahn als Magier, statt sein Leben auch in Zukunft mit Taschendiebstahl und Einbrüchen sicherstellen zu müssen. Doch um ein Magier zu sein, braucht er einen eigenen Locus Magicalicus, was sich als deutlich schwerer erweist, als Conn angenommen hat ... Zudem schwebt Wellmet in Gefahr, denn die Magie verschwindet auf unerklärliche Weise aus der Stadt und der Rat kann sich nicht erklären, woran dies liegt. Ohne Magie ist die Stadt ihrem Untergang geweiht …


Stil und Sprache
Der gesamte Roman ist in der ersten Person (Ich-Form) geschrieben. Größtenteils begleitet der Leser dabei Conn auf seinen Abenteuern, an vielen Kapitelenden trifft man jedoch auf graue, fleckige Seiten aus Neverys Sicht – mal in Tagebuchform, mal sind Briefe abgedruckt. Eine interessante Möglichkeit, dem Leser so auch Einblicke in die Gedanken der zweitwichtigsten Figur in diesem Roman zu geben, ohne die Perspektive des eigentlichen Romans zu verändern.
Der Schreibstil entspricht aufgrund der gewählten Perspektive natürlich dem Charakter Conns und ist recht locker und modern (so trifft man beispielsweise auf das Wort „Small-Talk“); dies mag jedoch auch an der Übersetzung liegen, die an der einen oder anderen Stelle leider ein wenig zu wünschen übrig lässt, klingen manche Sätze doch teilweise etwas holprig, was ich nicht zwangsläufig dem Autor zuschreiben möchte. Glücklicherweise kommt dies nur selten vor und stört den Lesefluss daher nicht.
Gelungen sind die gerade zu Anfang des Romans zahlreichen Metaphern, die erfrischend neu und zur Geschichte absolut passend gewählt sind, und im Kopf des Lesers sogleich Bilder entstehen lassen.
Fehlt zunächst noch das Große Ganze, der Zusammenhang der Ereignisse, setzt dich dieses Puzzle nach und nach zusammen. Hier merkt man dem Buch einfach an, dass es der Auftakt einer Trilogie ist, denn alles entwickelt sich eher gemächlich. Ist die Spannung zunächst eher unterschwellig vorhanden, kommt im letzten Drittel endlich greifbare Spannung auf, die sich bis zum Höhepunkt immer weiter zuspitzt und den Leser ‚bei der Stange‘ hält. Das Lesetempo ist – allein schon wegen der angenehm kurzen Kapitel – den ganzen Roman über hoch, sodass das Buch schnell ausgelesen ist und man sehnsüchtig dem nächsten Teil entgegensieht (der voraussichtlich im Herbst 2010 erscheint).


Figuren
Connwaer, kurz: Conn, ist die Hauptfigur und der Leser begleitet ihn durch die Geschichte, ist durch die gewählte Perspektive immer dicht bei ihm. Conn nimmt schnell Gestalt an und schleicht sich in das Herz des Lesers. Er ist trotz seiner weniger sympathischen Seiten – Diebstahl und Einbrüche – eine durchweg liebenswerte Figur, die sich im Verlauf der Geschichte weiterentwickelt.
Nevery Flinglas, der Meister Conns, ist ein Magier, der vor zwanzig Jahren aus Wellemt verbannt worden ist. Er ist unnahbar, verschlossen, geheimnisvoll und doch eine sympathische Figur. Ebenso Benet, der Brötchen backende und strickende Diener Neverys, der vielen Furcht einflößt – was an dem gezielten Einsatz seiner Fäuste liegen mag.
Drei sehr verschiedene Figuren mit einer nicht ganz gewöhnlichen Beziehung zueinander, die dennoch hervorragend zusammen passen und den Roman auf jeden Fall ungemein bereichern.

Keeston, Pettivox und Underlord Crowe, die zumindest teilweise auf der ‚anderen Seite‘ stehen, bleiben leider ein wenig blass, wobei Keeston wenigstens zum Ende der Geschichte hin ein wenig Farbe gewinnt. Hier hätte der Autor sich ruhig noch ein wenig detaillierter mit den Figuren auseinander setzen können. Auch von Rowan, der Tochter der Herzogin, hätte ich gerne mehr erfahren und sie besser kennen gelernt – wobei sie sicherlich im nächsten Teil der Trilogie wieder auftauchen wird.


Aufmachung des Buches
Ein großes Lob für die gelungene Umschlaggestaltung! Auf einem dunkelblauen, verzierten Hintergrund finden sich gold-glänzende, leicht hervorgehobene Prägungen, die dem Buch ein sehr elegantes, herausstechendes Aussehen verleihen. Mittig in einem runden Bereich sieht man Conn, wie er Nevery den Locus Magicalicus aus der Tasche seines Mantels stibitzt. Schade nur, dass ein Lesebändchen bei einer so hochwertigen Umschlaggestaltung fehlt.

Im Buch selbst finden sich am Kapitelanfang schwarz-weiß-Zeichnungen, die sich jedoch auch wiederholen. Zu Beginn des Buches ist eine Karte von Wellmet abgedruckt, am Ende des Buches findet der Leser einen Anhang mit den wichtigsten Figuren und Plätzen, sowie dem Runenalphabet und zwei Rezepten. Gerade Letzteres hat aus der Geschichte heraus einen witzigen Charakter.


Fazit
Eine einfallsreiche und spannende Geschichte für junge und jung gebliebene Leser. Der Auftakt zu der Trilogie beginnt zwar eher gemächlich, wird zum Schluss jedoch sehr spannend und weist ordentliches Potential für die Folgebände auf. Man darf gespannt sein, was uns der Autor noch bieten wird!


4 5 Sterne


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