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«Ich habe sie getötet.»

Das ist das Letzte, was Kevin Brace sagt, als man ihn blutverschmiert neben der Leiche seiner Freundin findet. Ganz Toronto hält den Atem an, als der bekannte Radiomoderator des Mordes angeklagt wird. Warum schweigt er, statt sich zu verteidigen? Während Staatsanwalt Fernandez alles daran setzt, seinen ersten großen Fall zu gewinnen, und Staranwältin Nancy Perish an ihrer Verteidigung bastelt, interessiert Detective Greene nur eines: die Wahrheit.

 

  Autor: Robert Rotenberg
Verlag: rowohlt
Erschienen: 11/2009
ISBN: 978-3499248108
Seitenzahl: 688 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Der Zeitungsbote Mr. Singh liefert wie jeden Morgen pünktlich seine Zeitung ab und wundert sich, dass der Radiomoderator Kevin Brace nicht wie sonst immer vor der Wohnungstür auf ihn wartet. Mit einer bösen Vorahnung betritt Singh die Wohnung und findet Brace völlig aufgelöst vor. Seine einzigen Worte sind „Ich habe sie getötet.“, danach verstummt er. Singh findet die Freundin des Moderators tot in der Badewanne, ruft die Polizei und die Dinge nehmen ihren Lauf: Kevin Brace ist der einzige Tatverdächtige, hat einen Mord gestanden und der Fall scheint völlig klar. Doch dass hier einiges anders ist als gedacht, zeigt sich erst nach und nach. Der Anwalt der Krone, Albert Fernandez, will natürlich seinen ersten Mordfall gewinnen, Braces Anwältin Nancy Perish ihren prominenten Mandanten frei bekommen und außerdem versuchen noch Detective Ari Greene und sein Kollege Daniel Kennicott heraus zu finden, was wirklich passiert ist an jenem Morgen. Beim Prozess gegen Kevin Brace kommt es dann zu überraschenden Wendungen…


Stil und Sprache

Ein Gerichtsthriller, und darum geht es hier, lebt von überraschenden Erkenntnissen über Schuld und Unschuld, von juristischen Schachzügen, die auch Laien verständlich und spannend geschildert werden wollen, sowie von interessanten Charakteren. Robert Rotenberg schafft nicht nur das alles mit seinem ersten Roman, er schafft es außerdem noch, das besondere Flair der Millionenstadt Toronto an den Leser zu bringen. Die Mischung aus Metropole und Kleinstadtcharme, die ich selbst schon kennenlernen durfte, ist einfach perfekt getroffen und lässt den Leser sich sofort heimisch fühlen in diesem wirklich gelungenen Thriller. Dabei beschränkt sich Robert Rotenberg nicht darauf, aus einer einzigen Perspektive zu erzählen, sondern schildert sowohl die Sicht des Kronanwalts als auch die von Verteidigerin und Polizei. Das bringt einen Drive in die Story, dem man sich als Leser kaum entziehen kann. Auch wenn man ja eigentlich von Anfang an weiß, dass die Geschichte so einfach nicht sein kann, wie sie sich zunächst darstellt, so bin zumindest ich bis zum Schluss nicht darauf gekommen, wie es nun wirklich war. Dabei bedient sich der Autor immer wieder des Kniffs, den Leser über bestimmte Details im Dunkeln zu lassen und immer im spannendsten Moment die Perspektive zu wechseln. Das ist dann zwar erstmal etwas frustrierend, trägt aber natürlich nicht unerheblich dazu bei, die Spannung zu steigern. Klasse!


Figuren

Die Figuren eines Romans sorgen dafür, dass dessen Handlung überhaupt zum Leben erwacht. Dieser Thriller lebt definitiv! Robert Rotenberg hat das schwierige Kunststück geschafft, genau die richtige Mischung zu finden zwischen zu blassen, blutleeren Figuren und überbordenden Beschreibungen, die niemanden wirklich interessieren. Seine Figuren wirken einfach lebendig und aus dem Leben gegriffen, vom Zeitungsboten indischer Herkunft und dessen teilweise skurrilen Ansichten über das Leben in Kanada bis zum Anwalt der Krone, der ursprünglich aus Chile kommt und unendlich stolz ist, seine neue Heimat vertreten zu dürfen. Dazwischen streifen noch eine Vielzahl spannender Gestalten durch diesen Roman und machen ihn zu einem außergewöhnlichen Leseerlebnis.

Die bunte Vielfalt Torontos hat es Robert Rotenberg sichtlich angetan und macht einen erheblichen Reiz dieses Gerichtsthrillers aus. Dazu tragen insbesondere die kleinen Eigenheiten und Schrullen der Charaktere bei, die ganz nebenbei geschildert werden und ein buntes Kaleidoskop an Beteiligten bilden. Herrlich! Da stört es dann auch gar nicht, dass es keine Hauptfigur im eigentlichen Sinne gibt. Stattdessen kann man als Leser irgendwie alle Seiten verstehen und deren Motive nachvollziehen. Und wenn dann ganz am Ende auch der Zeitungsbote Singh noch seinen eigenen „Abschluss“ der Geschichte bekommt, klappt man das Buch beruhigt zu und freut sich auf mehr von Robert Rotenberg.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist sehr schlicht aufgemacht und besticht lediglich durch seine Grundfarbe, ein Türkisblau. Das Titelbild zeigt die klassischen Säulen eines (Gerichts-?) Gebäudes, ansonsten weist nichts wirklich auf die Handlung hin. Da wäre etwas mehr Liebe zum Detail vielleicht hilfreich gewesen, so wird das Buch zwischen den vielen Neuerscheinungen optisch eher untergehen.


Fazit

Da steckt viel mehr drin, als man zunächst denkt: Ein raffiniert gestrickter Gerichtsthriller mit tollen Charakteren, rasanter Handlung und ungewöhnlicher Auflösung, wirklich ein tolles Debüt! Nur wegen der schwachen Aufmachung keine fünf Sterne.


4 5 Sterne


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