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Im Jahre 1 vor Christus kommt Hermann, der Sohn des Cheruskerfürsten Sigmar, als Geisel und Unterpfand der Treue nach Rom. Dort erhält er den Namen Arminius und eine harte militärische Ausbildung. Der junge Marcus wird nach anfänglicher Abneigung wie ein Bruder für ihn, und gemeinsam stehen sie die Qualen und Anstrengungen ihrer Erziehung durch. Im Rom der Zeitenwende begegnen die beiden jungen Männer sowohl dem Wirken des Bacchus wie dem des Pluto...

 

  Autor: Enrico Marini
Illustration: Enrico Marini
Verlag: Carlsen Comics
Erschienen: 23.10.2009
ISBN: 978-3-551-79190-0
Seitenzahl: 64 Seiten
Altersgruppe: ab 16 Jahren


Die Grundidee der Handlung
Nach der vernichtenden Schlacht des Tiberius im Jahre 1 vor Christi gegen die Cherusker, Sugambrer, Tenkterer und Usipeter in Germanien wird der junge Cherusker Hermann an die Römer ausgeliefert, um das Bündnis zwischen den Römern und diesen Germanenstämmen zu besiegeln. Er wird römischer Staatsbürger und – zusammen mit Marcus, Sohn des Titus Valerius Falco – zu einem Soldaten ausgebildet. Die beiden Jungen, zuerst verhasst, werden schließlich Freunde.

Enrico Marini hat in diesem Buch die Jugend des jungen Cheruskerführers Hermann nachgestellt und zeigt Einblicke in das Leben in der römischen Gesellschaft und als Soldat. Nach und nach zeichnet er - auf temporeiche Weise - so ein Bild desjenigen, der später die Germanen im Teutoburger Wald in die verheerende Schlacht gegen Varus führte. So spannend kann es sein, sich mit der antiken Geschichte auseinanderzusetzen.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Um seinen Comic-Band umzusetzen, nutzt Marini die Aquarelltechnik und füllt seine Skizzen mit lebendigen, aber eher stumpfen Farben, durch die entsprechenden Kontraste schafft er Tiefe in den Bildern. Für die Wälder Germaniens nutzt er kühle und bläuliche, für Szenen in Rom überwiegend helle und warme Töne, von einzelnen Szenen in dunklen Zimmern oder bei Nacht einmal abgesehen. Sein Zeichenstil, bei dem die ursprünglichen Skizzen oft noch erkennbar sind, ist ausreichend detailiert. Portraits reichen bis zum Schimmer in den Augen und zu Falten in den Gesichtern, auch die Züge wurden überzeugend dargestellt, ansonsten fallen die Darstellungen mal gröber, mal etwas feiner aus – hier finden die Möglichkeiten entsprechend der Aquarellmalerei in der Genauigkeit irgendwann ihre Grenzen. Auffällig ist, dass er die Genauigkeit, mit denen er Figuren umsetzt, auf die Charaktere abstimmt – der ehemalige Centurio Volcanus wird eher grob umrissen, während z.B. die Bildnisse der schönen Albinia, Mutter des Marcus, fein und glatt gezeichnet sind. Gut gefällt mir, dass Marini – von natürlichen Schlagschatten durch die Wirkung der jeweils vorhandenen Beleuchtung in den Bildern – auf übertriebenen Schatteneinsatz verzichtet hat, so dass die Figuren auch in nächtlichen Szenen stets gut zu erkennen sind.

Architektonische Begebenheiten des antiken Roms hat Marini sowohl außerhalb, als auch innerhalb der Räumlichkeiten liebevoll gestaltet und die Verzierungen, Malereien und Säulenwerke reichhaltig wiedergegeben. Die Bildtiefen wurden je nach Notwendigkeit mehr oder weniger vielfältig dargestellt, bei Portraits bildet regelmäßig nur eine unifarbene Fläche den Hintergrund. Besonders die mediterranen Landschaften, wenngleich in der Ferne zunehmend ungenauer, sind schön anzuschauen. Nicht nur durch exakte Wiedergabe der Bauten, Bekleidungen und Ausrüstungsgegenstände, sondern auch in den Verhaltensweisen der Bevölkerung gelingt es Marini, die Atmosphäre Roms widerzuspiegeln. Dies gilt für jegliche Lebensbereiche – die Sexualität spielte für die Römer eine große Rolle, und so wird auch diese zunehmend unverblümter gezeigt bis hin zur Schlusssequenz dieses Buches, in der sich Arminius und Marcus der schönsten Hure der Stadt hingeben – wohl der Hauptgrund, warum der Verlag diesen Comic erst ab 16 Jahren empfiehlt. Schlacht- und Folterszenen werden zwar ebenfalls ungeschönt, aber nicht übertrieben brutal, ausufernd oder verherrlichend eingebracht.

Bei der Beschreibung der Geräusche hielt sich der Autor weitestgehend zurück und unterlegte nur das Nötigste mit Text, im übrigen ergeben sich die Geräusche – zum Beispiel das Stampfen und Austreten eines Pferdes – schlichtweg aus der Kraft der Bilder und der Fantasie des Lesers.


Aufmachung des Comics
Der 64seitige Comic wurde – vergleichbar beispielsweise mit den Asterix-Bänden – in Form eines Heftes mit Softcover im Format A4 aufgelegt und recht hochwertig verarbeitet. Der Umschlag besteht aus einem Karton mittlerer Härte und hochglänzender Oberfläche, im Innern wurde auf gutes, seidenmattes Papier gedruckt. Die einzelnen Bilder des Comics wurden mit einem weißen Hintergrund gestaltet, was den lebendigen Ausdruck der Geschichte unterstreicht.
Sofort aufmerksam gemacht hat mich das liebevoll gestaltete Cover, das Arminius und Marcus in der Kluft von Gladiatoren, bewaffnet mit Schwertern und Schild, zeigt. Den Hintergrund bilden Gebäude und eine Siegessäule aus dem Zentrum Roms. In der Form eines antiken, in Stein gehauenen Schriftzuges prangt der Titel über den beiden Hauptfiguren. Sehr gut gefällt mir, dass auf den ersten Blick zu erkennen ist, dass es sich hier um das erste Buch einer Serie handelt.
Auf der Rückseite findet sich eine grau-braune Abbildung einer römischen Standarte vor rotem Hintergrund. Mit dem gleichen Bild, hier nur in goldenen Tönen, wird der Comic auch eröffnet, zudem führt ein kurzes Vorwort in die Handlungen ein. Im Anhang an die Geschichte wurde ein Glossar mit Erklärungen zu verschiedenen Begriffen sowie eine doppelseitige Karte des römisch-europäischen Reichs zur Zeit 3 n. Chr. eingefügt.


Fazit
In dem ersten Band der Serie wird in einem mitreißenden, temporeichen und zuweilen auch dramatischen Comic das Leben des jungen Cheruskerfürsten Hermann erzählt und mit liebevoll skizzierten Bildern begleitet. Sehr empfehlenswert für Fans historischer Werke, aber durchaus geeignet, auch Geschichtsmuffeln die Antike auf eine lebendige Art und Weise näherzubringen. So bleibt dem Leser nur, ungeduldig auf die Folgebände zu warten…


4 5 Sterne


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