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Ein Saboteur macht Vincent Argeneau, Schauspieler, Theatermanager und Vampir, das Leben schwer. Um dem Schuldigen auf die Spur zu kommen, engagiert er die toughe Privatdetektivin Jackie Morrisey. Im Laufe der Ermittlungen fühlt sich Vincent immer mehr zu der hübschen Detektivin hingezogen. Doch dann gerät die Situation außer Kontrolle und Vincents Leben in Gefahr ...

 

 

Autor: Lynsay Sands
Verlag: Egmont Lyx
Erschienen: September 2009
ISBN: 978-3-8025-8242-4
Seitenzahl: 336 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Ein Saboteur treibt in Vincent Argeneaus Theaterproduktionsfirma sein Unwesen. Nach mehreren Sachbeschädigungen und “Unfällen“ sieht sich der Vampir und Schauspieler gezwungen, sämtliche Aufführungen abzusagen. Sein Cousin Bastien engagiert auf seinen Wunsch hin einen Privatdetektiv und schon bald steht Jackie Morrisey in Begleitung ihres Assistenten Tiny McGraw auf Vincents Schwelle. Dass es sich bei Jackie um eine Frau handelt, die obendrein sterblich ist, versetzt ihm einen Schock. Nachdem er diesen einigermaßen verdaut hat, folgt sogleich der nächste: Vincents in sich alles einmischende Tante Marguerite reist auch noch an!
Aufgrund unschöner Erfahrungen in ihrer Vergangenheit traut Jackie den Vampiren nicht über den Weg. Nichtsdestotrotz nimmt sie – ganz der Profi, der sie ist – ohne lange Verzögerung die Ermittlungen auf. Währenddessen lernt sie ihren Auftrag- und Gastgeber näher kennen und allmählich wird ihr bewusst, dass nicht alle Vampire schlecht sind. Es kommt wie es kommen muss: Vincent und Jackie fühlen sich zueinander hingezogen.
Der Saboteur überlistet Jackie mehrere Male und schreckt unvermittelt sogar vor Morden nicht zurück. Die Detektivin befürchtet, dass Vincents Leben in Gefahr ist, nicht ahnend, dass auf sie selbst ebenfalls einige brenzlige und gefährliche Situationen zukommen.


Stil und Sprache
Mit dem 5. Teil ihrer Argeneau-Vampir-Serie beschreitet Lynsay Sands etwas andere Pfade. So stellt sie einen Krimiplot in den Vordergrund und lässt die Entwicklung der Beziehung zwischen Jackie und Vincent eine eher untergeordnete Rolle spielen. Auch der Humor, der bei den Vorgängern zuweilen in Klamauk abdriftete, wird zurückhaltender. Zudem erfährt man erstmals Näheres über die politische Gliederung der Vampirgesellschaft.
Natürlich siegt auch dieses Mal das Gute und die Bösen bekommen das, was ihnen zusteht. Der Weg bis dahin ist gepflastert mit ein paar Überraschungen, einer kleinen Dosis nicht vorhersehbarer Wendungen und nicht allzu nervenzerfetzender, aber durchaus fesselnder Spannung. Vor allem das Rätselraten, wer nun der Saboteur ist, verursachte mir einiges Kopfzerbrechen. Da Sands aber geschickt falsche Spuren auslegt, ist die letztendliche Entlarvung des Übeltäters eine kleine Sensation.
Besonders wohltuend fand ich die Tatsache, dass Jackie bereits über die Vampire im Bilde ist, wodurch sich Heimlichtuerei, Drumherumgerede und die Frage, wie oder wann man es ihr erklären soll, erübrigen.
Wie gewohnt, bedient sich Lynsay Sands eines bildhaften und flüssigen Schreibstils. Ihre logisch aufgebaute Handlung erzählt sie in der 3. Person aus Sicht der Hauptprotagonisten, wobei Jackies Perspektive den größeren Anteil hat.
Auch wenn dieser “Fall“ abgeschlossen wird, endet das Buch mit einem kleinen Cliffhanger, der neugierig macht auf die Fortsetzung.


Figuren
In Jackies Gedanken verweilt der Leser am längsten und lernt sie bestens kennen und verstehen. Ganz die pflichtbewusste Detektivin, beherrscht sie Verteidigungstechniken, ist ehrgeizig und geht in ihrem Job voll und ganz auf. Übernimmt sie einen Fall, so verbeißt sie sich darin wie ein Terrier und ruht nicht eher, bis er zu ihrer vollsten Zufriedenheit erledigt ist. Mit Vorurteilen ihr Geschlecht betreffend hat sie große Probleme. Obwohl sie bereits einige Male für den smarten Bastien Argeneau tätig war, ist sie Vampiren gegenüber sehr misstrauisch. Der Grund hierfür liegt in ihrer Vergangenheit. Jackie besitzt aber auch eine sehr liebe- und gefühlvolle Seite, die sich besonders im Umgang mit ihrem Assistenten zeigt. Nachdem ihr bewusst wird, dass nicht alle Vampire so schlecht sind wie bisher angenommen, dauert es noch eine geraume Zeit, bis sie Vertrauen zu fassen bereit ist. Auch an den Gedanken, Vincents vom Schicksal auserkorene Gefährtin zu sein, gewöhnt sie sich nur zögerlich. Da der Leser den Hintergrund erfährt, ist ihr Verhalten absolut verständlich und nachvollziehbar.
Jackie ist von eher quirligem Wesen; mit seiner besonnenen Art bildet Vincent den perfekten Gegenpol. Bereits im Vorgängerband lernte man ihn kennen und weiß, dass er wegen eines Gendefekts das Blut aus Blutbeuteln nicht verträgt, sondern direkt aus der Quelle zu trinken gezwungen ist. Wer ihn im 4. Teil antraf, wird ihn in seiner eigenen Geschichte kaum wiedererkennen. Vincent ist nämlich mitnichten der zu Albernheiten neigende Scherzbold, als den man ihn darstellte. Er sehnt sich nach einer Gefährtin. Nach jahrhundertelanger vergeblicher Suche hat er nun aufgegeben und spielt, ganz seinem Beruf entsprechend, seinen Familienangehörigen den stets gutgelaunten Vampir lediglich vor. Jackies Auftauchen und Vincents Ahnung, dass sie die lange gesuchte Gefährtin sein könnte, lassen ihn sichtlich aufleben.
Gerne wäre ich intensiver in Vincents Gedanken- und Gefühlswelt eingetaucht, denn er bleibt ein wenig farblos. Doch die Autorin richtet ihr Hauptaugenmerk auf ihre Heldin, mithin gerät der männliche Gegenpart etwas ins Hintertreffen, wird von seiner Kollegin quasi an die Wand gespielt. Außerdem wirken seine ausschließlich guten Eigenschaften auf mich etwas störend. Das Wörtchen ‘zu‘ scheint wie für ihn gemacht. Denn trotz eines anfänglichen kleinen Ausrutschers, für den er sich sogleich entschuldigt, ist er zu rücksichtsvoll, zu ritterlich, zu freundlich, zu edelmütig, zu nachsichtig, zu nachgiebig, zu uneigennützig… Kurzum: Vincent fehlen ein paar Ecken und Kanten.

Die einzige Person, die in jedem bisher erschienenen Band mitmischt und sich teileübergreifend entwickelt, ist Vincents Tante Marguerite Argeneau. Ihr unerwartetes Auftauchen wird von Bastian voller Mitgefühl für seinen Vetter telefonisch avisiert. Noch immer spielt sie mit Vorliebe die Kupplerin. Da ihre eigenen Sprösslinge inzwischen alle unter der Haube sind, richtet sie nun ihre diesbezügliche Aufmerksamkeit auf ihren Lieblingsneffen. Dieser ist von der Idee verständlicherweise nicht sonderlich angetan, außerdem rechnet er mit ihrer Einmischung in die Ermittlungen. Doch bekanntlich wird nichts so heiß gegessen wie es gekocht wird, denn so schlimm wie befürchtet wird es nicht. Marguerite ist überraschend zurückhaltend und unaufdringlich hilfsbereit. Natürlich wird sie nicht über Nacht zur Heiligen, denn noch immer stöbert sie ungeniert in anderer Leute Köpfe herum, was anfangs vor allem Jackies Unmut weckt. In diesem Band erhält man neue Info-Puzzleteilchen über ihr vorheriges Leben, womit allmählich das Gesamtbild einer Figur entsteht, die ich zu Beginn der Serie kaum leiden mochte. Inzwischen revidiere ich jedoch meine Meinung, da ich ihr Vorgehen um einiges besser verstehe. Mittlerweile ist mir Marguerite sehr sympathisch.

Eine weitere Figur, die mir während des Lesens ans Herz wuchs, ist Jackies Assistent und loyaler Freund Tiny McGraw. Sein Erscheinungsbild und Verhalten sind sehr gut beschrieben. Das einzige, das mich an ihm stört, ist sein Vorname, der besser zu einer Comic-Figur als zu einem 1,90 Meter großen und mehr als 100 Kilo schweren Mann passen würde.
Die weiteren Nebenfiguren sind ebenfalls gut ausgearbeitet. Weil sie in Benehmen und Aussehen dem zurzeit gängigen Vampir-Klischee absolut entsprechen, möchte ich die eineiigen Zwillinge Dante und Tommaso extra erwähnen. Sands, so scheint mir, konzipierte die beiden mit einem Augenzwinkern in Richtung einiger ihrer Kolleginnen. Fast zwei Meter groß, muskulös, schwarzes Haar, dunkle Augen, stets in schwarzes Leder gehüllt und mit einem übergroßen Beschützerinstinkt ausgestattet, könnten sie direkt einem Black Dagger-Roman entsprungen sein. Da ich aber Klischees liebe, käme mir eine weitere Begegnung mit diesen hochinteressanten Vampiren in einem der nächsten Teile außerordentlich gut zupass.


Aufmachung des Buches
Die mir vorliegende Klappenbroschur beinhaltet 19 Kapitel, verteilt auf 336 Seiten. Sie präsentiert sich in ähnlicher Aufmachung wie die bereits erschienenen Teile der Serie. Auf einem in Türkistönen eingefärbten Hintergrund mit der bereits bekannten Stadtsilhouette prangt eine rotgemusterte Schminktasche mit einem Kreuz, umgeben von weißem Perlenschmuck. Das schöne, zu der Geschichte passende Motiv, hebt sich glänzend vom matten Untergrund ab. Erneut ist mit einer tollen Covergestaltung ein Must-have gelungen, der viele begehrliche Blicke auf sich zieht.


Fazit
Ein etwas schwächelnder Hauptprotagonist neben den ansonsten perfekt ausgearbeiteten Charakteren schmälert das Lesevergnügen kaum. Der etwas andere Plot beweist, dass der Erzählstil einer ‘gestandenen‘ Autorin durchaus wandelbar sein kann. Nach der unterhaltsamen Lektüre dieses fesselnden, angenehm-humorigen Buches stimme ich Lynsay Sands aus ganzem Herzen zu: Vampire haben's in der Tat nicht leicht!


4 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Eine Vampirin auf Abwegen
Band 2: Verliebt in einen Vampir
Band 3: Ein Vampir zum Vernaschen
Band 4: Immer Ärger mit Vampiren

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