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New Orleans, Louisiana, im Jahre 1862. Mitten in den Wirren des Sezessionskrieges bricht die junge Isabeau Murrait, die von allen „Zabo“ gerufen wird, auf, um ihren jüngeren Bruder Nano wiederzusehen. Unterwegs begegnet sie dem Fotografen Coustans, der Zabo fortan auf ihrer abenteuerlichen Reise begleitet, in deren Verlauf sie die feindlichen Linien überqueren, von Freischärlern und Deserteuren angegriffen werden und nur knapp dem Tod entgehen.

Als das ungleiche Paar auf dem Anwesen Lananette eintrifft, begegnet Zabo zum ersten Mal ihrer Urgroßmutter Isabeau de Marnaye, die ihr eine außergewöhnliche Geschichte über Kriege, Gefängnisse und die Schrecken der Sklaverei erzählt. Und wenn die beiden Frauen auch 80 Jahre voneinander trennen, so haben sie zumindest eines gemeinsam: Ihre Liebe zur Freiheit und Unabhängigkeit!

 

  Autor: Francois Bourgeon
Illustration: Francois Bourgeon
Verlag: Splitter
Erschienen: 09/2009
ISBN: 978-3-86869-079-8
Seitenzahl: 84 Seiten
Altersgruppe: ab 12 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)


Die Grundidee der Handlung
Inhaltlich kann ich dem Text der Buchrückseite nicht mehr viel hinzufügen. Autor und Zeichner der Handlung war Francois Bourgeon, der dem Leser das Leben zur Zeit der inneramerikanischen Kriege schildert, auf die Sklaverei und auch die Einstellungen der gutbürgerlichen Amerikaner eingeht. Diesen Hintergrund als Rahmen angesetzt, begleitet man Isabeau Murrait – Zabo – auf einer Reise entlang des Mississippi. Der Comic beginnt direkt mit einer dramatischen Sequenz, die neugierig macht und den Leser fesselt. Die Geschichte wechselt zwischen spannenden und ruhigeren Teilen ab, wird mal dramatisch, plätschert manchmal dann etwas vor sich hin, auch wenn es nie wirklich uninteressant wird oder sich der Leser gar langweilt.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Bourgeon hat einen ganz eigenen Zeichenstil: er skizziert zumeist recht genau und detailreich, Portraits sind relativ fein gestaltet. Besonders schön gelingt es ihm, die reich verzierten Großstadtgebäude und Anwesen der damaligen Zeit, so z.B. Geländer und mit Säulen abgestützte Balkone, sowie die Ausstattung von Innenräumen auf aufwendige Art umzusetzen. Besonders in den dunklen Bereichen, wie im Rauch der Schiffe oder auch auf mit dunklen Farben dargestellte Flächen (z.B. Hausfassaden), wirkt der Comic grobkörnig. Die Kontraste fallen eher durchschnittlich intensiv aus, zudem verzichtet der Illustrator – außer in Szenen am Lagerfeuer oder in nur spärlich beleuchteten Räumen, auf allzu üppige Verwendung von Schatten. Dies passt gut, denn die Geschichte ist nicht geeignet, um sie ins Düstere abrutschen zu lassen. Bei Farben greift Bourgeon auf Pastelltöne zurück, so dass die Farbgestaltung zwar überwiegend hell, aber matt ausfällt.

Kampfszenen, die bei der Reise durch das vom Krieg gebeutelte Land hin und wieder mal eingeflochten wurden, sind zwar glaubhaft, der Zeichner verzichtet hier aber wohltuend auf übermäßig gewalttätige oder übertrieben blutige Darstellungen. Die Charaktere, allen voran natürlich Miss Zabo, sind überzeugend ausgearbeitet. Gerade Zabo mit ihrer provokanten und rotzfrechen Art und einem teils krassen Wortschatz zaubert dem Leser immer wieder ein Schmunzeln aufs Gesicht. Sie hat das Fluchen von ihrem Vater übernommen, auch wenn sie nicht ungebildet ist und sich durchaus mit Fachausdrücken artikulieren kann. Die Geschichte beschreibt mit der Reise, auf die sich die Protagonistin begibt, einen relativ langen Zeitraum – dass hier nicht auf alles eingegangen werden kann, ist klar. Trotzdem hat mir hier die Art des Illustrators weniger gut gefallen, versucht er einzelne Reiseabschnitte mit Szenen von nur wenigen Bildern zu vermitteln, die sprunghaft sind und in sich nicht wirken, so dass er dann förmlich durch die Story huscht. Hierbei sind auch Dialoge nicht beendet, so erhält der Leser z.B. keine Antwort von Isabeau an einen Geistlichen, in der sie sich nach der Schönheit von Frankreich informiert, wo sie hatte studieren wollen. Nicht immer ist klar, was einem der Illustrator in dieser Kurzsequenz mitteilen wollte. Dieser Stil von Bourgeon fällt wohlgemerkt nur bei manchen Reiseszenen auf, den für die Geschichte inhaltlich wichtigen Szenen hat er sich entsprechend intensiv gewidmet.

Die Textanteile haben einen auffällig hohen Anteil und nehmen nicht selten ein Drittel, gelegentlich gar die Hälfte des eigentlichen Bildfeldes ein. Immer wieder mal sind die Inhalte recht anspruchsvoll, z.B. wenn die politische Situation um 1863 beschrieben wird, oder Dichter rezitiert werden, so dass der Leser noch was lernen kann. Vermutlich, um die kulturelle Situation von Louisiana im 19. Jahrhundert zu schildern, greift der Autor auf einen deftigen Sprachmix zurück: manche Dialogtexte sind mal in Französisch, in Englisch, in Spanisch oder in Deutsch wiedergegeben. Gewöhnungsbedürftig sind sie dann, wenn Dialoge komplett zweisprachig geführt werden, so kommt es immer wieder vor, dass die Hauptfiguren mit Fragen und Aussagen auf Französisch angesprochen werden und sie in Deutsch antworten, worauf es in diesem Rhythmus weiter geht. Es findet sich weder zum Beginn des Comics, noch in der laufenden Geschichte eine Übersetzung und auch kein Hinweis darauf, wo diese denn vielleicht zu finden wären. Daher habe ich spanische oder französische Texte, die ich nicht verstanden habe, übergangen und versucht, mir über die Bilder den Zusammenhang zu erschließen. Erst als ich das Buch fast beendet und ein wenig voraus geblättert habe, stolperte ich – eher zufällig - über die im Anhang versteckten Übersetzungen, sortiert nach den Seiten, in denen die Dialoge verwendet wurden. Hier wäre zumindest ein früherer Hinweis, dass Übersetzungen überhaupt beigefügt wurden, sehr hilfreich gewesen.


Aufmachung des Comics
Wie die meisten Comics des Splitter Verlages wurde auch „Das Mädchen von Bois-Caïman“ als gebundene Hardcover-Ausgabe in einem über A4 großen Format aufgelegt. Bedingt durch die Größe ist das Buch nicht so recht handlich, dafür bleibt genug Platz, um die Bilder großformatig darzustellen. Das Cover ist interessant gestaltet und zeigt Isabeau beim Ankleiden in einem mit diversen Ausrüstungsgegenständen vollgestellten Pferdestall, ein Schatten eines Mannes mit Hut – vermutlich Coustans – an der Wand. Auf der Rückseite wurde neben der Inhaltsbeschreibung noch eine Szene eingefügt, in der Zabo am Mississippi auf einen Schaufelraddampfer wartet. Im Anschluss an den Comic findet sich die bereits erwähnte Übersetzungshilfe, auf die vorher jedoch nicht hingewiesen wurde.


Fazit
Bourgeon greift sich Isabeau Murrait heraus, um das Leben und die Situation zur Zeit des inneramerikanischen Krieges und der Sklaverei zu verdeutlichen. Mit überwiegend aufwendigen Bildern und einer guten Story begleitet er „Zabo“ auf ihrer abenteuerlichen Reise durch Louisiana. Leider stören die oben genannten, abgehackt wirkenden Sprünge durch unwichtigere Stellen des Buches, weiß man manchmal doch nicht so recht, was der Autor einem an dieser Stelle sagen will. Unglücklich ist der fehlende Hinweis auf die als Anhang beigefügten Übersetzungen von überwiegend in Französisch gehaltenen Textpassagen. Trotzdem ist man gespannt, wie die Geschichte wohl weitergeht...


3 Sterne


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