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Die Naturmächte waren die ersten, die sich auf der Erde niederließen. Aber als der Mensch auftauchte, spaltete er ihre Eintracht. Sie nahmen Gestalt an Drachen, Riesen, Engel, Sirenen und Feen und es begann die Zeit der großen Kriege.
Tausend Jahre später sind die Riesen verschwunden, Engel und Feen sind nicht mehr als ein Mythos, die Sirenen haben sich in die Tiefen der Ozeane zurückgezogen und die letzten Drachen leben im Verborgenen. Die Söhne der Erde haben ein riesiges Reich gegründet, in dem die Naturmächte nur noch Legende sind. Doch nun verlassen die Drachen ihren Schlupfwinkel und ein neues Zeitalter kündigt sich an: Wird es das Ende oder der Anfang des Menschenreichs sein?

Mit Söldner liefert uns das Autorenduo David/Bourgnier eine große Heroic-Fantasy-Saga, deren elegante, in Sepiatönen gehaltene Grafik perfekt mit der mittelalterlichen Welt harmoniert.

 

  Autor: Fabrice David
Illustration: Eric Bourgier
Verlag: Splitter
Erschienen: 01/2009
ISBN: 978-3-940864-97-0
Seitenzahl: 56 Seiten
Altersgruppe: ab 14 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)


Die Grundidee der Handlung
Einst herrschte der große König Afenor über ein riesiges Gebiet, baute mit den Riesen gewaltige Städte und schwor seinem Volke, dass er es verteidigen würde. Doch die Drachen verführten seinen Bruder Bregor, das Geschlecht der Drekkas wurde geboren, einer furchterregenden Kriegersippschaft. Afenor übergab seinen drei Söhnen das Reich – aufgeteilt in drei Provinzen –, bevor er gegen die Drekkas und Drachen in den Krieg ritt und darin umkam. Danach kehrte ein trügerischer Frieden ein.
Nun herrscht Unruhe in den Königreichen, die aus den Provinzen hervorgingen. Warenlieferungen werden überfallen, eine Aufklärungslegion vernichtet, Krieg droht - doch ist nicht klar, wer hier die Fäden in der Hand hält. König Garantiel von Anoroer schickt Kiriel, den frisch vermählten Gemahl seiner Tochter Lerine, aus, um der Sache auf den Grund zu gehen. Kiriel begibt sich auf eine gefährliche Mission, doch erst nach und nach wird klar, wie weitreichend die Intrigen gegen die Königreiche Anoroer und Arkanor schon gesponnen wurden…

Fabrice David führt den Leser in eine mittelalterliche, aber auch fantastische Welt, die zu faszinieren versteht. Die Geschichte wurde geschickt aufgebaut, gibt ihre Geheimnisse nur nach und nach preis und sorgt so mit ihren Mysterien, aber auch mit ihren Intrigen für Spannung und Überraschungen. Viel zu schnell scheint der Comic beendet zu sein, sodass man direkt zum Folgeband greifen möchte.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Der Comic wurde vollständig monochrom mit einer angenehmen und zum historischen Charakter der Geschichte passenden Sepiatönung gehalten, die den alten Look und damit das vergangene Zeitalter unterstreicht. Manche Bilder, z.B. von Landschaften und Gebäuden, wurden auf abwechslungsreiche Art aus gut gewählten Perspektiven erstellt, mit Blicken durch Tunnel, unter Brücken hervor oder an anderen Gebäudeteilen vorbei, sodass diese Zeichnungen gekonnt eingerahmt wurden. Gut gefallen hat mir eine Szene, in der ein Gespräch zwischen König Garantiel und seinem Sohn Tarquain genutzt wurde, um – mit von den Figuren losgelösten Texten, die aber trotzdem zuzuordnen sind – dem Leser die Schönheit der Stadt Garantiel zu zeigen. Überhaupt ist der Comic zu schade zum schnellen Herunterlesen und Durchblättern. Vielmehr sollte sich der Leser Zeit für die aufwendigen Grafiken nehmen und die Details, die manche Bilder verborgen halten, mit dem Blick erkunden. Gebäude, Kleidung, Gegenstände und Figuren – insbesondere herausgegriffene Portraits – wurden liebevoll und ansprechend ausgearbeitet und korrekt bis in die Schatten, welche die Figuren im Sonnenlicht werfen, gestaltet. Wurden die Figuren eher im Hintergrund aufgestellt, lassen die Details entsprechend nach, bis einzelne Charaktere nur noch zu erahnen sind. Den Figuren wurde immer der passende Ausdruck ins Angesicht gelegt, um ihre Empfindungen darzustellen – mal spiegeln die Gesichter Angst und Verzweiflung, mal Verlangen und Wollust, mal Freude oder Empörung wieder. Auch zwei „Bettszenen“ (nicht unbedingt im besagten Möbelstück) wurden niveauvoll und auf ästhetische Weise mit eingebracht, ohne dass zu viel gezeigt wurde oder die Szenen gar billigt wirken.
Absolut gelungen finde ich, dass dieser Comic – auch wenn er von Krieg und Schlachten erzählt – ohne die Brutalität und blutigen Darstellungen anderer moderner Vertreter diesen Genres auskommt und trotzdem authentisch auftritt.

Die Bildhintergründe sind ihrer jeweiligen Bedeutung mal aufwendig, mal nur schemenhaft gestaltet, besonders bei manchen Portraits ersetzen schlichte einfarbige oder verlaufende Flächen einen vollständig ausgestalteten Background. Diese Reduzierung auf das Portrait wurde besonders dann vorgenommen, wenn zu viele Details vom Gesicht des Betroffenen abgelenkt hätten, so dass das Konzept insgesamt stimmig wirkt. Die Kontraste sind den jeweiligen Szenen, also z.B. nachts oder tagsüber bei hellem Sonnenschein, gekonnt angepasst worden. Von den üblichen Körperschatten abgesehen hat der Zeichner auf den Einsatz von Schatten (z.B. in Gesichtspartien oder Ecken von Räumen) weitestgehend verzichtet, um das Werk nicht ins Düstere abrutschen zu lassen. Nur in den Sequenzen, in denen die Geschichte vorsieht, dass jemand noch nicht erkannt werden soll, sind die Gesichter in tiefe Schatten gehüllt. Überleitungen und Szenenwechsel zwischen mehreren parallel laufenden Handlungssträngen, so z.B. von Garantiel zu einem Ort in der Wüste, wurden geschickt vollführt. Je nach der Bedeutung der einzelnen Zeichnungen finden sich pro Seite bis zu 11 Bilder, beeindruckend ist jedoch besonders die Gestaltung der Doppelseite 54/55, auf der sich der verwundete Tarquain einem Drachen stellt.


Aufmachung des Comics
Der Comic wird als gebundenes Hardcoverbuch in einem Format größer A4 aufgelegt. Zwar ist es bei dieser Größe noch ausreichend handlich, spätestens beim Unterbringen im Bücherregal bereitet das Maß aber Probleme. Dafür ist sowohl die Verarbeitung des Buchs, als auch die Qualität des matten Papiers im Inneren hochwertig.
Das schöne Cover machte mich sofort neugierig auf den Inhalt. Eine große Zeichnung von dem Waffenmeister Kiriel in voller Rüstung und mit seinem Zweihänder in der Linken, die Haare im Wind wehend, dominiert den vorderen Buchdeckel. Als Hintergrund wurde ein Teil der Karte von Farkas eingefügt. Sehr gut finde ich, dass sich direkt auf der zweiten Seite erkennen lässt, dass es sich bei diesem Band um das erste Buch einer fünfteiligen Serie handelt.
Schlägt man das Buch auf, geht es mit der aufwendigen Gestaltung weiter. Schon die inneren Einbände sind mit Zeichnungen eines steinernen Deckenträgers sowie einem Kartenteil von Farkas gestaltet, ergänzt durch eine verschnörkelte Schrift im Stil des Mittelalters. Eine umfassende Einleitung beschreibt die Vorgeschichte des Comicbandes, zudem wurde der Comic vorne durch eine große und schön verzierte Karte von den Provinzen Veriel, Anoroer und Arkanor, sowie im Anschluss an die Geschichte durch eine Karte von Farkas ergänzt.


Fazit
Der Auftakt zur Söldner-Reihe nimmt einen mit in eine mittelalterliche Welt mit fantastischen Elementen, in der ein freies Volk gegen die Unterjochung durch die Drekkas und Drachen kämpft. Spannend und unterhaltsam wird die Geschichte erzählt, in der auch Intrigen und Verrat ihren Platz haben. Ein Muss für Fans historischer und / oder Fantasy-Comics.


4 5 Sterne


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