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Mögen die Spiele beginnen!

Als Katniss erfährt, dass das Los auf ihre kleine Schwester Prim gefallen ist, zögert sie keinen Moment. Um Prim zu schützen, meldet sie sich an ihrer Stelle für die alljährlich stattfindenden Spiele von Panem – in dem sicheren Wissen, damit ihr eigenes Todesurteil unterschrieben zu haben. Denn von den 24 Kandidaten darf nur ein einziger überleben. Zusammen mit Peeta, einem Jungen aus ihrem Distrikt, wird Katniss in die Arena geschickt, um sich dem Kampf zu stellen. Beiden ist klar, dass sie sich früher oder später als Feinde gegenüberstehen werden. Doch dann rettet Peeta Katniss das Leben …

 

  Autor: Suzanne Collins
Verlag: Oetinger
Erschienen: 07/2009
ISBN: 978-3789132186
Seitenzahl: 414 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Panem ist vor einigen Jahrzehnten aus den Trümmern Nordamerikas entstanden. Es wird beherrscht vom Kapitol, dort leben die Menschen im Überfluss, während in den zwölf Distrikten der Kampf um das nackte Überleben an der Tagesordnung ist. Um die absolute Herrschaft des Kapitols immer wieder aufs Neue zu betonen, werden alljährlich bei der sogenannten „Ernte“ aus jedem Distrikt ein Junge und ein Mädchen für die Hungerspiele ausgewählt. Diese 24 „Tribute“ müssen sich dann vor aller Augen und den Fernsehkameras des Landes so lange bekämpfen, bis nur noch einer von ihnen als Überlebender siegt. Als Katniss’ kleine Schwester ausgewählt wird, meldet sich Katniss freiwillig, um an ihrer Stelle in den sicheren Tod zu gehen, denn schon seit dreißig Jahren hat niemand mehr aus ihrem Distrikt bei den Hungerspielen gewonnen. Gemeinsam mit Peeta, dem Sohn des Bäckers, wird sie zum Kapitol gebracht, vorbereitet und beginnt schließlich den Kampf ums Überleben. Dabei ist sie stets hin- und hergerissen zwischen ihrer Sympathie für Peeta und einige andere Mitkämpfer und dem Wunsch, irgendwie lebend aus den Spielen hervorzugehen und dafür Menschen töten zu müssen.


Stil und Sprache

„Die Tribute von Panem“ ist eine Mischung aus Science-Fiction und Fantasy in einem düsteren Endzeit-Szenario, als Jugendbuch gedacht, aber für Erwachsene nicht minder aufwühlend. Selten hat mich ein Buch derart von Anfang an in seinen Bann gezogen, und das mit einem Schreibstil, der eher knapp und schnörkellos gehalten ist. Suzanne Collins erzählt im Präsens, was an sich schon ungewöhnlich ist, mit kurzen, klaren Sätzen und ausschließlich aus Sicht von Katniss. Diese berichtet in Ich-Form, was der Geschichte eine unglaubliche Tiefe verleiht. Zusammen mit Katniss ist man als Leser in einer grausamen und bedrückenden Welt gefangen, die gar nicht so weit von unserer Zukunft entfernt sein könnte und aus der man – wie sie – schnell nicht mehr entfliehen kann.

Bei der Erschaffung von Panem hat Suzanne Collins viel Fantasie walten lassen, um das uns eigentlich bekannte Nordamerika mit vielen kleinen Details zu ihrer Welt zu machen. Von speziell zu Mutationen gezüchteten Wildtieren bis hin zu absurden gesellschaftlichen Normen und technischen Weiterentwicklungen der wirklich üblen Art ist da alles dabei, was das Herz begehrt.

Nach dem Lesen der Inhaltsangabe war ich sehr gespannt, wie die Hungerspiele in ihrer nicht zu verleugnenden Brutalität dargestellt würden. In einem Jugendbuch über tödliche Kämpfe zu erzählen, ohne dabei allzu grausam oder gar gewaltverherrlichend zu werden, ist eine äußerst schwierige Aufgabe, die die Autorin aber wirklich gut gemeistert hat. Auch wenn die eigentlichen Morde - denn um nichts anderes geht es hier - nicht im Detail beschrieben werden, so bleibt einem doch angesichts der Absurdität dieser publikumswirksamen Hungerspiele und ihrer Auswirkungen immer wieder die Luft weg. Beim Lesen muss man da zwangsläufig an Big Brother oder irgendwelche Dschungelcamps denken, deren voyeuristische „Unterhaltungsaspekte“ hier in ihrer ganzen Perversität konsequent weitergesponnen werden.

Zwar ist „Die Tribute von Panem“ reine Fiktion und die Handlung weit in unserer Zukunft angesiedelt, aber trotzdem beschleicht einen beim Lesen so manches Mal ein ungutes Gefühl, weil es dann doch irgendwie nicht so weit weg ist von unserer heutigen Welt…und spannend bis zur letzten Seite, auf der es zwar einerseits einen Abschluss gibt, andererseits aber einen Cliffhanger zum nächsten Buch, der es in sich hat.


Figuren

Katniss ist der Mittelpunkt der Geschichte und trotz oder gerade wegen einiger Macken eine sympathische, wenn auch manchmal sperrige Heldin. Trotz ihrer gerade mal 16 Jahre ist sie sehr gradlinig, abgeklärt und zielstrebig. Sie musste früh lernen, in einer feindlichen Umgebung ihre Familie durchzubringen, geht illegal jagen und betreibt einen regen Tauschhandel. Sie hat aber auch ihre zarten Seiten. Spätestens als sie sich freiwillig für ihre kleine Schwester opfert, ist man als Leser voll und ganz auf ihrer Seite. Dann wieder verfolgt sie so rational und kalt ihre Überlebensstrategie, so dass man kaum glauben mag, wen man da vor sich hat. Ihr immer wieder zwiespältiger Charakter macht sie sehr menschlich und bringt sie dem Leser auf eine Weise nahe, die ihresgleichen sucht. Suzanne Collins hat mit Katniss mit wenigen Sätzen einen Charakter erschaffen, der mühelos diese Trilogie tragen wird.

Peeta als Katniss’ männlicher Gegenpart bei den Spielen bleibt lange undurchsichtig. Manchmal ist er eher weich, unsicher und ein bisschen farblos, dann wieder erkennt man, dass auch er zielstrebig und klug handeln kann. Unbeirrbar verfolgt er sein Ziel und setzt dabei seine Fähigkeiten geschickt ein. Von ihm kann man in den nächsten Büchern sicher noch einiges erwarten.

Auch bei den Nebenfiguren hat sich Suzanne Collins wirklich etwas einfallen lassen. Sehr ausgefeilte Beschreibungen kommen mit klaren Worten auf den Punkt und geben auch den kleinsten Nebenakteuren ein Gesicht. Einfach toll gemacht!


Aufmachung des Buches
Der Schutzumschlag des gebundenen Buches zeigt ein Mädchengesicht verborgen hinter blutbefleckten Blättern. Das grüne Auge des Mädchens und einige andere Details sind hochglänzend ausgeführt, der Rest matt. Eine wunderschöne Gestaltung, die sehr genau den Inhalt der Geschichte deutlich macht. Auch der feste Einband unter dem Umschlag ist sehr ansprechend gestaltet. Schön zur Orientierung wäre vielleicht eine Karte von Panem mit seinen Distrikten gewesen.


Fazit

Ein Ausnahmebuch der ganz besonderen Art, trotz seines grausamen Themas wunderbar ansprechend und mitreißend geschrieben. Keineswegs nur für Jugendliche geeignet, vielmehr auch für Erwachsene jeden Alters ein packendes, kaum aus der Hand zu legendes Abenteuer! Da sind fünf Sterne eigentlich nicht ausreichend…


5 Sterne


Hinweise
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Ursprünglich vom Verlag ab 12 Jahren empfohlen, wurde die Altersangabe jetzt auf 14 Jahre geändert, was ich nur unterstützen kann. Wirklich in allen Facetten verstehen kann man den Inhalt aber eher erst mit 15 oder 16 Jahren.

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