In einer Londoner Novembernacht 1888 kommt die Tochter des Puppenmachers Kazuki Kobayashi zur Welt. Sie trägt den Namen Miyo und ihr Vater kann sein Glück kaum fassen, doch die Freude währt nicht lange, denn kurz darauf steht der hinterhältige Advokat Francis Fairweather vor der Tür. Er fordert die Erfüllung einer alten Vertragsschuld: Viermal im Jahr darf er sich eine von Mr Kobayashis Puppen, eins seiner „Kinder“, aussuchen – und Fairweather will Miyo.
Autorin: Simone Keil Sprecherin: Cathlen Gawlich Verlag: DAV Erschienen: 17.02.2024 ISBN: 978-3-7424-3238-4 Spieldauer: 432 Minuten; ungekürzte Lesung |
Die Grundidee der Handlung
Kazuki Kobayashi ist einst einen Vertrag mit dem Advokaten Francis Fairweather eingegangen, der ihm zu einem guten Auskommen mit seinen liebevoll handgefertigten Puppen verholfen hat. Dafür fertigt Kobayashi seinem Vertragspartner zu jeder Jahreszeit eine Puppe an, denn laut Vertrag ist er ihm viermal jährlich eines seiner Kinder schuldig. Als Kobayashis Tochter Miyo geboren wird, fordert Fairweather plötzlich diese als Bezahlung ein, was aufgrund der geschickt gewählten Bezeichnung „ein unschuldiges Kind“ durchaus den Vertragsbedingungen entspricht. Für Kobayashi droht eine Welt zusammenzubrechen, doch dann schmiedet er einen Plan, der Miyo für Fairweather unsichtbar machen wird …
Simone Keil hat eine ganz besondere Geschichte zu Papier gebracht: einfühlsam, emotional und weit ab vom Mainstream. „Das Mädchen mit dem Porzellangesicht“ hat etwas märchenhaftes an sich und weiß auch in den nicht wenigen eher ruhigen Szenen durch die vielschichtigen Figuren und die stets unterschwellig vorhandene Bedrohung durch Fairweather zu unterhalten.
Darstellung des Hörbuchs
Simone Keils Geschichte wurde von Cathlen Gawlich eingelesen, die bereits zahlreiche Romane zum Leben erweckt hat. Die Art und Weise, wie sie ihre Stimme moduliert, um den verschiedenen Figuren mit unterschiedlichem Alter Konturen zu verleihen, wirkt überzeugend. Lediglich bei männlichen Charakteren wirkt ihre Stimme teilweise etwas gestelzt, ein wenig zu gewollt maskulin. Dennoch gelingt es ihr, emotional auf den Punkt zu kommen und die geballte Ladung an Gefühlen – insbesondere der Hauptfigur Miyo – so authentisch wiederzugeben, dass man als Zuhörer regelrecht mit ihr bangt, hofft, leidet und stellenweise gar abstumpft. Es gelingt der Sprecherin, mit wenig Modulation atmosphärische Dichte zu schaffen, wobei sie mit gezielter Betonung und handlungsabhängigem Sprechtempo überzeugt. Sie gibt Farbe an Stellen, die ansonsten womöglich etwas blass geblieben wären und führt ihre Zuhörer gekonnt durch die vielschichtige Geschichte.
Aufmachung des Hörbuchs
Das Hörbuch ist lediglich als Download-Version verfügbar. Die Covergestaltung ist wunderschön, in ihrer Schlichtheit auffallend und sehr passend gewählt.
Fazit
Ein fantastisches Märchen, emotional, packend, tiefgreifend – und überwiegend wunderbar gelesen von Cathlen Gawlich.
Hinweise
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