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Die große Liebe wurde ihre größte Herausforderung

Essen, 1882. Der begehrteste Junggeselle des Ruhrpotts heiratet eine alte Jungfer: Für Fritz Krupp und die gleichaltrige Margarethe ist es eine Liebeshochzeit, doch die feine Gesellschaft sieht in der Braut keine gute Partie. Margarethe beweist allerdings schnell, was in ihr steckt. Sie muss sich nicht nur um die wachsende Familie kümmern, sondern wiederholt für ihren kränklichen Gatten auch in beruflichen Belangen einspringen. Für sie ist völlig klar: Fritz ist ihr Seelenverwandter, für ihn würde sie alles tun. Gleichzeitig verlangen ihr Mann, das Unternehmen und die Krupp-Dynastie alles von ihr ab. Für Margarethe wird ihre Ehe zur Lebensaufgabe, Erfüllung und Herausforderung zugleich.

 

 Unsere kurze Ewigkeit


Autor: Melanie Metzenthin
Verlag: Piper
Erschienen: 3. Mai 2024
EAN: 978-3-492-60636-3 
Format: ePub
Seitenzahl: 416 Seiten der Printausgabe

Hier geht's zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Margarethe, Freiin von Ende, und Friedrich Krupp lernen sich als 18jährige kennen und fühlen sich schnell zueinander hingezogen. Er leidet unter seinem dominanten Vater, sie muss sich gegen den Standesdünkel ihrer Mutter – der Tochter eines Grafen – durchsetzen. Es wird aber noch Jahre dauern, bis Friedrich – genannt Fritz – es endlich schafft, zu ihr zu stehen und die Heirat mit ihr – gegen den Widerstand seines Vaters Alfred Krupp – zu erreichen.
Margarethe ist genau die richtige Frau für Fritz, der durch ihre Stärke und ihre Unterstützung die Kraft findet, sich gegen seinen übermächtigen Vater zu behaupten, der im Lauf der Zeit tatsächlich erkennt,dass er keine bessere Schwiegertochter hätte finden können.

 
Stil und Sprache
Ich habe schon sehr viele Bücher von Melanie Metzenthin gelesen und zwar 3 jeweils mehrteilige fiktive „Familiengeschichten“ vor dem – sehr authentisch geschilderten – historischen Hintergrund zwischen 1892 – 1957 und auch einige Romane, die im Mittelalter spielen. Von daher ist mir der Schreibstil der Autorin bestens vertraut.
Sie schreibt sehr ausdrucksstark, bildhaft, spannend, schonungslos ehrlich und mit viel Einfühlungsvermögen. Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Vor allem ihre Dialoge sind immer wieder ein besonderer Lesegenuss.

Daher war ich auf ihr neues Buch mit einer "echten" historischen Persönlichkeit in der Gestalt der Margarethe Krupp sehr gespannt. Und natürlich hat Melanie Metzenthin mich auch dieses Mal nicht enttäuscht.

Als gebürtige Essenerin wusste ich schon manches über das Leben der Hauptperson. Auch habe ich die Biografie ihrer Urenkelin – die die Autorin im Nachwort erwähnt – bereits vor einiger Zeit gelesen. Aber es macht schon einen Unterschied, ob ein Familienmitglied oder eine „Außenstehende“ über die gleiche Person schreibt, weil der Blickwinkel naturgemäß ein anderer ist.
Diese Romanbiografie hat mir Margarethe Krupp noch einmal ein Stück näher gebracht. Dabei spielte sicher auch eine Rolle, dass ich viele der beschriebenen Orte – Villa Hügel samt Park und Bahnhof – kenne. So etwas freut mich immer besonders beim Lesen.
Aber auch ohne das hat mich ihre Geschichte von Anfang an gefesselt. Dazu hat auch die schöne, zeitgemäße und angenehm flüssig zu lesende Sprache beigetragen, die keine Langeweile aufkommen ließ – etwas, was ich bei dieser Autorin sowieso nicht kenne.


Figuren
Die meisten Personen dieses Buches sind historisch. Der Name Krupp war schon im 19. Jahrhundert weit über die Grenzen der Stadt Essen bekannt. Aus kleinsten Verhältnissen hatte sich Alfred – eigentlich Alfried – Krupp, der Vater von Fritz, zu einem der reichsten Industriellen Europas empor gearbeitet. Seinem einzigen Sohn und Erben traute er nicht viel zu, verweigerte ihm zunächst das ersehnte Studium, gab ihm aber auch keine wirklich wichtige Position in seinem Unternehmen, sodass Fritz wenig Selbstvertrauen besaß und ihm auch die leitenden Angestellten seines Vaters keinen Respekt entgegen brachten.
An seiner Mutter Bertha hing er mit großer Liebe, sie schenkte ihm die Zuwendung, die er brauchte, was ihn in den Augen seines Vaters aber nur noch mehr als „verweichtlicht“ erscheinen ließ.

In ihrem Salon begegnete Fritz von Zeit zu Zeit Margarethe von Ende - der Tochter des Freiherren August von Ende - der sich als Regierungspräsident von Düsseldorf bei seinem Antrittsbesuch in der Villa Hügel von Frau und Tochter begleiten ließ. Trotz des großen Altersunterschiedes hatte Bertha Krupp sich mit ihr angefreundet und lud sie des Öfteren zu sich ein.
Daher trafen Margarethe und Fritz sich dort ganz ungezwungen als Freunde, lernten sich gut kennen und stellten viele Gemeinsamkeiten fest.
Nicht zuletzt, dass sie beide unter einem sehr autoritären Elternteil zu leiden hatten – bei Margarethe war die Mutter sehr bestimmend – und Fritz bewunderte sie dafür, dass sie ihr die Stirn bot und gegen deren ausdrücklichen Willen mit 24 Jahren eine Stellung als Gouvernante bei einer bürgerlichen Familie in England annahm.
Dort besuchte er sie und machte ihr einen Heiratsantrag, aber es sollte noch 4 Jahre dauern, bis er sich überwinden konnte, es seinem Vater zu gestehen, sodass sie beide 28 Jahre alt waren – als Frau galt man damit schon als „alte Jungfer“ – als sie endlich dessen Einwilligung erhielten.
Es dauerte aber gar nicht lange, bis Margarethe sich den Respekt ihres Schwiegervaters verdiente.
Ihre resolute Art und vor allem ihre gute Erziehung, die sie als Adelige – wenn auch aus recht ärmlichen Verhältnissen – erhalten hatte, befähigten sie, dem großen Haushalt vorzustehen und die vornehmsten Gäste – nicht zuletzt mehrfach das deutsche Kaiserpaar – gebührend zu empfangen. Ihr Mann verließ sich vollkommen auf sie und übertrug ihr nach dem Tod seines Vaters immer mehr von seinen Pflichten – selbst in der Firma – um sich seinen persönlichen Interessen zu widmen. Schon lange hatte er sich mit der Meeresforschung befasst, unterstützte einige Wissenschaftler mit großen Spenden und verbrachte viele Monate auf der Insel Capri. Obwohl es mittlerweile die Töchter Bertha und Barbara gab, ließ er die Familie immer öfter allein. Das blieb natürlich der Öffentlichkeit nicht verborgen. Die wildesten Gerüchte waren über sein angeblich ausschweifendes Leben im Umlauf, und Margarethe musste versuchen, damit fertig zu werden.

Melanie Metzenthin beschreibt diese „Szenen einer Ehe“ sehr realistisch, authentisch und einfühlsam. Dabei hat sie sich ausgesprochen akribisch mit den Personen und den Ereignissen befasst. 
Als Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie „bewertet“ sie das Geschehen auch aus Sicht ihrer beruflichen Erfahrung und stellt – für mich sehr überzeugend – dar, dass viele Vorurteile von damals heute nicht mehr wirklich aufrecht zu halten sind.
Auch die Nebenfiguren – vor allem die beiden Elternpaare, Kaiser Wilhelm II. und seine Gattin Auguste Victoria, sowie Margarethes Dienstgeber/innen und deren Familien – sind sehr lebendig und treffend charakterisiert. Ein besonders enges Verhältnis verband sie mit ihrem Bruder Felix, der seine Schwester oft besuchte und immer für sie da war.


Aufmachung des Buches
Das Buch beginnt mit dem Prolog am 27. Februar 1931, dem Tag der Beisetzung von Margarethe Krupp. Bis zum Epilog am 8. August 1912 verteilen sich 41 Kapitel auf 2 Hauptabschnitte, die den Zeitraum von 1878 bis 1907 umfassen.
Im Nachwort gibt die Autorin noch interessante Informationen zu den belegten historischen Fakten und den fiktiven Elementen.


Fazit
Ich bin in Essen-Werden geboren. Die VILLA HÜGEL habe ich schon als Kind auf der anderen Ruhrseite bewundert und wurde in der ev. Kirche getauft, wo Bertha und Barbara ihre Konfirmation feierten. Der Name Krupp ist mir also schon lange ein Begriff und Margarethe Krupp ist in Essen besonders präsent, da ein ganzer Stadtteil - die Margarethenhöhe - nach ihr benannt ist.
Daher habe ich dieses Buch mit großem Interesse gelesen. Melanie Metzenthin erzählt das Leben und Wirken dieser außergewöhnlichen Frau - das viel mehr umfasste, als „nur“ die Stiftung der Siedlung, denn bei deren Grundsteinlegung war sie bereits 55 Jahre alt und seit 7 Jahren Witwe - sehr interessant, spannend und bewegend. Ein großartiger Roman - unbedingt empfehlenswert


5 Sterne


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