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Er gilt als der perfekte Vater und Nachbar: der Witwer Aidan. Charmant, hilfsbereit und fürsorglich. Nur Rachel – diesen Namen hat er ihr gegeben – kennt seine düstere Seite. Denn seit fünf Jahren wird sie von Aidan in dessen Schuppen gefangen gehalten. Als er gezwungen ist umzuziehen, überredet Rachel ihn, sie ins neue Haus mitzunehmen. Sie wird im Gästezimmer einquartiert, wo sie die meiste Zeit angekettet ans Bett oder die Heizung verbringt. Auf den Moment wartend, in dem sie fliehen kann. Doch dann lernt Aidan Emily kennen, eine junge Barkeeperin. Rachel muss plötzlich fürchten, dass Aidan sie loswerden will. Denn im Gästezimmer ist nur Platz für einen „Gast“…

 

 Das Gaestezimmer

Originaltitel: The Quiet Tenant
Autor: Clémence Michallon
Übersetzer: Urban Hofstetter
Verlag: blanvalet
Erschienen: 08/2023
ISBN: 978-3764508401
Seitenzahl: 448 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Der Text auf der Buchrückseite zeigt schon recht deutlich, worum es in diesem Psychothriller geht: Die Abgründe hinter der Fassade des allseits beliebten jungen Witwers mit Tochter. Denn Aidan Thomas hält eine junge Frau gefangen und zwar schon seit Jahren. Auf einer einsamen Straße hat er sie überfallen und einfach mitgenommen. Warum? Sie weiß es nicht und auch der Leser erfährt nur Bruchstücke der Geschichte, denn es geht um die Gegenwart – wird Rachel irgendwann entkommen können?

Clémence Michallon erzählt eine bedrückende, atemlos machende und zum Ende hin auch unglaublich spannende Geschichte, die noch lange nachwirkt.


Stil und Sprache
Dies ist eine Geschichte der Frauen – es kommen nur Frauen zu Wort, Aidan Thomas erhält also keine Gelegenheit, sich in irgendeiner Weise zu erklären. Den Haupterzählanteil hat natürlich Rachel oder wie auch immer sie wirklich heißt. Sie erzählt in der ausgesprochen ungewöhnlichen „Du“-Perspektive, was gerade zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig ist: „Du bist zu Rachel geworden. Du bist seit Jahren Rachel.“ (S. 19) Dieser Kniff passt aber sehr gut in die Story und macht deutlich, wie weit die junge Frau, die er Rachel genannt hat, sich von sich selbst entfernen musste, um zu überleben.

Es gibt noch einige weitere Erzählerinnen, darunter auch Aidans Tochter Cecilia und seine Bekannte Emily. Beide erzählen in der Ich-Form, haben aber nur kleinere Anteile. Erst zum Ende hin, als sich die Situation zuspitzt, wechseln die drei Frauen sich beim Erzählen öfter ab und es kommt immer mehr Tempo in die Handlung. Das letzte Drittel wird richtig spannend und man fiebert unwillkürlich mit, ob Rachels Fluchtplan gelingen wird. Sehr gelungen!


Figuren
Rachel musste alles aufgeben, ist vollkommen von ihrem Peiniger abhängig, der sie nach Gutdünken versorgt oder eben auch nicht. Aber auch nach mittlerweile fünf Jahren gibt sie sich nicht auf, sucht immer nach einer Möglichkeit, herauszufinden, wo genau sie ist und wie sie vielleicht fliehen kann. Abgesehen davon erfährt man nicht viel über sie, denn ihre Welt ist auf ein Zimmer zusammengeschrumpft. Trotzdem verfolgt man ihre Geschichte mit Neugier, denn sie hat viel zu erzählen. Und man wünscht ihr natürlich, dass sie am Ende der für sie geschaffenen Hölle entfliehen kann.

Ansonsten erfährt man nur noch über Emily etwas mehr, aber sie bleibt immer irgendwie außerhalb der eigentlichen Story. Sie ist in Aidan verliebt und man will ihr immer zurufen, dass sie die Augen öffnen soll und sich vor diesem Psychopathen in Acht nehmen soll. Aber das hört sie natürlich nicht…

Auch über Aidans Motive erfährt man rein gar nichts. Aber sind seine Motive wirklich wichtig? Muss man einen Psychopathen verstehen? Oder gibt man ihm damit noch eine Bühne? Hier hat Clémence Michallon mit ihrer Entscheidung, ihm nur den Raum zu geben, den er unbedingt braucht, meiner Meinung nach alles richtig gemacht.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch mit Klappbroschur zeigt auf dem Cover den Grundriss des „Gästezimmers“, in dem Rachel gefangen ist. Die Mauern um das Zimmer herum sind ebenso rot wie die Blutstropfen, die auf dem restlichen Cover verteilt sind. Innen gibt es insgesamt 84 nummerierte Kapitel, die außerdem jeweils mit der Erzählerin betitelt sind, zum Beispiel „Die Frau im Schuppen“. Oder „Nummer zwei“.


Fazit
Ein sehr ungewöhnlicher Thriller, der schon aufgrund der Erzählperspektive aus der Reihe fällt. Die Geschichte selbst setzt dann noch einmal eins drauf. Wer mal eine ganz andere Art von Psychothriller lesen möchte, ist hier genau richtig.


4 5 Sterne


Hinweise
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