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DS George Cross kann mit sozialen Konventionen nichts anfangen, für seine Kollegen ist er oft schwierig im Umgang. Doch dank seiner Besessenheit für Logik, Muster und jedes noch so kleine Detail, ist seine Aufklärungsrate die beste der ganzen Einheit. Und so hegt er sofort Zweifel, als seine Kollegen nach einem Leichenfund in einem Bristoler Park zu dem Schluss kommen, dass der Tod des Mannes die Folge eines Streits unter Obdachlosen sein muss. Cross beginnt, in der Vergangenheit des Opfers zu graben, und merkt schnell, dass es Verbindungen zu einem alten Fall gibt. Einem Mord, der fünfzehn Jahre nicht aufgeklärt wurde. Und der Täter hat nicht vor, sich nach so vielen Jahren von diesem exzentrischen Kommissar das Handwerk legen zu lassen … 

 

Der Kriminalist 

Originaltitel: The Dentist
Autor: Tim Sullivan
Übersetzer: Frauke Meier
Verlag: blanvalet
Erschienen: 01/2023
ISBN: 978-3734111693
Seitenzahl: 512 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Als DS George Cross und seine Kollegin Josie Ottey zu einem Leichenfundort gerufen werden, sieht alles nach einem Streit unter Obdachlosen aus. Doch schon beim Verhör des einzigen Tatverdächtigen kommen Cross Zweifel: Badger kann sich an nichts erinnern und der Tote war keineswegs ein „normaler“ Obdachloser, sondern ein vor Jahren für tot erklärter Zahnarzt. Gegen den Widerstand seines Chefs, der auf eine schnelle Verurteilung hofft, ermittelt Cross in der ihm eigenen Art weiter - und das ist schon eine sehr spezielle Art, denn er ist Asperger-Autist.

Tim Sullivan hat mit George Cross eine ganz neue Art von Ermittler geschaffen: völlig frei von Empathie mit nur antrainierter Menschenkenntnis, dafür bis in die Haarspitzen kontrolliert und absolut detailversessen. Zu Beginn dieses Buches war ich mir nicht sicher, ob das funktioniert, denn in einer anderen Reihe wurde es mir mit den besonderen Talenten eines ähnlichen Ermittlers irgendwann zu viel. Hier aber passt es ganz wunderbar und macht einen großen Reiz an der Geschichte aus.

Stil und Sprache
Tim Sullivan nutzt größtenteils die beobachtende Perspektive, um seine Geschichte zu erzählen. Dabei wechselt er allerdings oft mitten in einer Szene den Fokus, etwa wenn er einen Gedankengang von George Cross schildert und dann im nächsten Satz die Reaktion seines Gegenübers auf zum Beispiel eine Frage von George. Das stört nur zu Beginn ein bisschen, man gewöhnt sich aber schnell daran und dann passt es sehr gut in diese ungewöhnliche Geschichte.

Für einen Krimi lässt sich der Autor recht viel Zeit mit dem Handlungsaufbau, es gibt viele Details und die Ermittlung kommt nur sehr langsam voran. Trotzdem wird es nie langweilig, DS Cross und seinen Kollegen zu folgen, denn vor allem die Interaktionen der Protagonisten untereinander sind auf eine besondere Weise spannend, die ich so bisher nicht kannte. So mag man gar nicht aufhören zu lesen, bis man - nach vielen Wendungen - zum wirklich überraschenden Finale kommt.

Figuren
George Cross ist zwar bewusst Polizist geworden, aber nicht, weil er Gerechtigkeit in die Welt tragen will, sondern weil er jemand ist, der unschlagbar in akribischer Detailarbeit ist und so oft Fälle aufklärt, die ansonsten unlösbar wären. Trotz oder vielleicht gerade wegen seiner Empathielosigkeit und seines fehlenden Gespürs für Ironie und Sarkasmus ist er ein genialer Verhörspezialist, der so lange schweigen kann, bis sein Gegenüber ihm weit mehr erzählt, als er es je vor hatte.

Doch trotz all seiner Talente ist er im Alltag darauf angewiesen, dass jemand ihm „die Welt übersetzt“ und das erledigt seine Kollegin Josie Ottey für ihn. Meistens zumindest, denn sie hat es eigentlich satt, immer seine „Launen“ und Alleingänge auszubügeln. Im Laufe der Geschichte steigt aber ihre Bewunderung für seine Talente und sie entwickelt mehr und mehr Verständnis für seine in ihren Augen oft seltsamen Aktionen.

Die beiden sind ein tolles Ermittlerduo und Tim Sullivan ist es perfekt gelungen, die Besonderheiten eines Asperger-Autisten so darzustellen, dass sie viel erklären, aber kein Mitleid erzeugen. Denn George Cross ist keineswegs unzufrieden mit seinem Leben, er findet es nur oft anstrengend, aber seien wir mal ehrlich, wer findet sein Leben nicht ab und zu anstrengend? Ein Plädoyer für Vielfalt, verkleidet als Krimi - ganz großes Kino!


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch zeigt auf dem Cover eine dunkle Straße im nächtlichen Bristol und ist damit leider ziemlich nichtssagend. Innen gibt es 48 nummerierte Kapitel und ansonsten keine Besonderheiten.

 

Fazit
Ein echtes Highlight für alle, die weder wilde Verfolgungsjagden noch üble Serienkiller brauchen, um gut unterhalten zu werden. Unbedingt lesen!

 
4 5 Sterne


Hinweise
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