Dem Abgrund so nah
Als ihr Verlobter Alex beim Bergsteigen in den Alpen unter ungeklärten Umständen ums Leben kommt, bricht für Caro eine Welt zusammen. Um mit seinem Tod abzuschließen, reist sie an den Ort, von dem aus Alex zu seiner riskanten letzten Tour aufgebrochen ist. Dort lernt sie Samuel kennen, der an der erfolglosen Rettungsmission beteiligt war. Nach und nach wird er ihr Vertrauter. Bis sie merkt, dass er ein tödliches Geheimnis vor ihr verbirgt.
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Autor: Michaela Kastel |
Die Grundidee der Handlung
Caro hat vor einigen Monaten ihren Verlobten verloren, bei einer Bergtour ist er in den Alpen abgestürzt. Um zu verstehen, was ihn immer wieder dazu gebracht hat, sich auf seine risikoreichen Alleingänge zu begeben, fährt sie an den Ort des Geschehens. Durch einen Zufall lernt sie Samuel Winterscheidt kennen, einen inzwischen sehr bekannten Kletterer, der vergeblich versucht hatte, ihren Verlobten zu retten. Sie gerät mitten in seine Welt hinein und findet sich in einem Geflecht aus verqueren Beziehungen, Lügen, Geheimnissen und Hass wieder, dem sie nicht so einfach entfliehen kann. Und eines der Geheimnisse betrifft auch ihren Verlobten…
Michaela Kastel hat hier einen starken Roman geschaffen, bei dem es nur vordergründig um das geht, was der Klappentext verrät. Dahinter steckt noch sehr viel mehr und das packt sie in eine Handlung, die einen schnell packt und dann nicht wieder loslässt. Und auch wenn man recht bald erahnen kann, welches Geheimnis Alex‘ Tod umgibt, muss man doch bis zum Ende lesen, um das große Ganze zu erfassen.
Stil und Sprache
Michaela Kastels Schreibstil ist gekennzeichnet durch kurze, aber nicht zu knappe Sätze. So drückt sie das Wesentliche aus, ohne blumig zu werden oder auch nur ein überflüssiges Wort zu verlieren. Zu Beginn braucht es ein bisschen, sich daran zu gewöhnen, denn auch wesentliche Informationen, etwa wie und warum genau Alex sterben musste, kommen erst nach und nach ans Licht. Hat man aber erst einmal akzeptiert, dass die Geschichte sich so entwickelt, kann man darin eintauchen und sich mitziehen lassen.
Die Erzählperspektive wechselt dabei regelmäßig zwischen den Protagonisten hin und her, wobei Caro den größten Anteil erhält. Außer ihr erzählen noch Samuel, sein Bruder Oliver und Jana jeweils ihre Perspektiven und erst ganz zum Schluss erhält man die komplette Geschichte. Das ist zwar nicht so spannend wie ein Thriller oder Krimi, aber für einen „normalen“ Roman schon ganz ordentlich. Und die letzten paar Seiten haben es dann noch einmal ganz schön in sich, wobei ich immer noch überlege, ob mir die letzten Sätze gefallen oder nicht.
Figuren
Caro ist kein einfacher Charakter und gerade zu Beginn fällt es schwer, sich mit ihr zu arrangieren. Sie ist voller Trauer und kann Alex und seine Risikobereitschaft überhaupt nicht verstehen, weil sie seine Leidenschaft fürs Klettern überhaupt nicht nachvollziehen kann. Erst durch ihre Bekanntschaft mit Samuel kommt sie dem etwas näher, auch wenn Samuel zunächst alles andere als zugänglich ist und Caro lieber heute als morgen wieder loswerden will. Aber auch er verändert sich im Laufe der Handlung und aus dem widerborstigen Draufgänger wird – fast – ein sympathischer Abenteurer.
Sowohl Jana als auch Oliver bleiben lange geheimnisvoll, aber da in Samuels Umfeld eigentlich jeder Geheimnisse hat, reihen die beiden sich gut ein. Die Charakterisierungen der Protagonisten ist absolut gelungen umgesetzt, auch hier fällt kein Wort zu viel, es reicht aber dennoch, um die Figuren und ihre Handlungen zu verstehen.
Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch zeigt auf dem Cover die übergroße Silhouette eines Menschen auf einem Berggipfel. Darüber steht der Titel in einem pastellfarbenen Kreis aus Türkis- und Rosatönen. Innen sind die Kapitel nicht nummeriert, sondern mit dem Namen des jeweils Erzählenden überschrieben.
Fazit
Ganz anders als erwartet, aber absolut lesenswert ist dieser Roman, der es an vielen Stellen durchaus mit einem Thriller aufnehmen kann.
Hinweise
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