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Kalt wie das Wasser. Dunkel wie der Meeresgrund.

Ein Haus auf den Klippen an der Südwestküste Englands. Auf Mortis Point, hoch über dem sturmumtosten Atlantik, wurden früher Schmuggler und Diebe gehängt. Heute führen Lucy und Daniel ein beschauliches Leben mit ihren beiden Kindern – bis eines Tages Daniels Segelboot auf dem Meer treibend gefunden wird. Von ihm selbst fehlt jede Spur. Als Lucy erfährt, dass auch ihre Kinder verschwunden sind, gerät ihr Leben endgültig aus den Fugen. Offenbar befanden Billie und Fin sich ebenfalls auf dem Boot. Während sich über dem Meer ein Jahrhundertsturm zusammenbraut, versucht Lucy fieberhaft herauszufinden, was an Bord der Lazy Susan geschah. Je näher sie der Wahrheit kommt, desto klarer wird ihr, dass der eigentliche Albtraum gerade erst begonnen hat…

 

Sturmopfer 

Originaltitel: The Rising Tide
Autor: Sam Lloyd
Übersetzer: Katharina Naumann
Verlag: rowohlt polaris
Erschienen: 04/2022
ISBN: 978-3499008221
Seitenzahl: 448 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
…wird auf der Buchrückseite schon ganz gut beschrieben, auch wenn alles in Wahrheit natürlich noch viel komplizierter ist. Lucy scheint selbst das ein oder andere Geheimnis zu haben, ebenso wie ihr Mann, was das Ganze nicht eben einfacher macht. Außer Lucy versuchen natürlich noch andere, Daniel, Billie und Fin zu finden, allen voran Detective Inspector Abraham Rose. Er ist schwer krank, versucht dies aber unter allen Umständen zu verbergen und hat seine ganz eigene Art, zu ermitteln.

Sam Lloyd hat mit „Sturmopfer“ einen komplexen Thriller erschaffen, der zum einen mit den Naturgewalten als Bedrohung spielt, zum anderen aber auch mit menschlichen Abgründen. An der einen oder anderen Stelle übertreibt er es allerdings ein bisschen mit der Widerstandskraft seiner Protagonisten, so dass die Handlung nicht immer ganz nah an der Realität bleibt.


Stil und Sprache
Alles beginnt mit einem kurzen Prolog, einem Brief, um genau zu sein. Wer diesen verfasst hat, bleibt bis kurz vor Schluss ungewiss und erst dann ergibt der Inhalt des Briefes auch einen Sinn. Danach geht es direkt weiter mit Lucy und der Nachricht, dass ihr Boot trotz des Sturms draußen auf dem Meer ist. Lucy erzählt ab da den größten Teil der Geschehnisse aus ihrer Sicht, nur gelegentlich kommt auch Abraham Rose zu Wort. Lucy ist in ihren Schilderungen sehr drastisch, es gibt zahlreiche Situationen, in denen sie „keine Luft in die Lunge“ bekommt (S. 121) oder sie „nicht mehr atmen“ kann (S. 292). Überhaupt geht es viel ums Atmen, um Luftnot und drohendes Ertrinken. So wirken diese Vergleiche nicht wirklich falsch, fallen aber doch auf.

Spannung muss man in dieser Geschichte nicht lange suchen, denn Lucy gerät quasi auf der ersten Seite in den Sog der Ereignisse (schon wieder Wasser) und kann sich erst ganz zum Schluss daraus lösen. Einzig die Einschübe aus Abraham Roses Sicht bringen etwas Ruhe hinein und man kann ab und zu ein bisschen durchatmen. Allerdings nur bis zum großen Finale, in dem – wie schon zuvor – die Gewalt eines stürmischen Meeres die Hauptrolle spielt. Hier gelingt es Sam Lloyd ganz hervorragend, die Natur und ihre erbarmungslose Kraft in den Mittelpunkt zu rücken und damit eine ganz besondere Atmosphäre zu schaffen.


Figuren
Lucy und Daniel sind zwar schon lange ein Paar, können hier aber den Geschehnissen nicht gemeinsam trotzen. Lucy ist vielmehr auf sich gestellt, denn Abraham Rose vertraut sie nicht eine Sekunde. Warum das so ist, erfährt man erst nach und nach und sie verbirgt auch vor dem Leser eine Menge, so dass man sie kaum einzuschätzen weiß. Ein Stück von ihr bleibt bis zum Schluss geheimnisvoll und so kommt man ihr auch nie wirklich nahe.

Abraham Rose ist ebenfalls ein geheimnisvoller Charakter, wenn auch auf ganz andere Weise. Er scheint sehr religiös zu sein und ständig gehen ihm Bibelzitate durch den Kopf. Seine Erkrankung verschweigt er vor allem, weil er sie selbst nicht wahrhaben will – und weil er diesen Fall unbedingt lösen muss. Es soll sein letzter sein und das weiß er auch. Auch ihm kommt man nicht wirklich nahe, es gibt nur ein paar Andeutungen zu seiner persönlichen Geschichte, hier hätte ich mir durchaus etwas mehr Nähe gewünscht.

Es gibt noch etliche Nebenfiguren, die zum Teil nur in Rückblicken auftauchen, Lucys Sohn Fin zum Beispiel. Er hat ansonsten keinen aktiven Part – ebenso wie einige andere Charaktere. Insgesamt eine ganz ordentliche Figurenzeichnung, aber nicht herausragend gut.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch zeigt auf dem Cover ein vom Sturm aufgewühltes Meer, in dem man erst auf den zweiten Blick ein winziges Boot erkennt. Sehr passend! Innen gibt es zwei große Teile, die wiederum in 57 Kapitel unterteilt sind und einen kurzen Epilog, der einige Monate nach der Haupthandlung spielt.


Fazit
Ein Thriller, der seine Faszination zum großen Teil aus dem Spiel mit den Naturgewalten bezieht, mit einer komplexen Handlung und einem großen Spannungspotential.


4 Sterne

Hinweise
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