Die Nebelinsel vor der Westküste Schwedens ist ein geheimnisumwitterter Ort. Über die Baumwipfel ragt ein herrschaftliches Anwesen – einst der Schauplatz eines schrecklichen Verbrechens. Sofia Bauman ist fasziniert von dem Ort, besonders aber von dem Mann, der hier lebt: Franz Oswald, der charismatische Anführer der Bewegung „ViaTerra“. Als dieser Sofia einen Job anbietet, fällt es ihr leicht, alles hinter sich zu lassen. Doch Oswald entpuppt sich als sadistischer Psychopath, der Sofia zu seinem Spielzeug machen will. Sie muss fliehen, aber sie ist längst in einem dunklen Netz aus Abhängigkeit, Liebe und Gewalt gefangen…
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Originaltitel: Sekten pa Dimön |
Die Grundidee der Handlung
Sofia Bauman hat sich gerade von ihrem Freund getrennt und auch keine richtige Idee, wie es in ihrem Leben weitergehen soll. Da erscheint es ihr wie ein Wink des Schicksals, als ihr Franz Oswald einen Job auf der Nebelinsel anbietet: Sie soll eine Bibliothek aufbauen für ViaTerra, die Bewegung, die er anführt. Fasziniert von Oswald und seinen Ideen sagt Sofia zu und zieht auf die Insel. Doch was als ganz normaler Job beginnt, wandelt sich bald zu einem Netz, aus dem Sofia sich nicht befreien kann. Oswald mutiert zum Tyrannen, der seine Anhänger ausbeutet und willkürlich bestraft, wenn ihm etwas nicht passt. Irgendwann wird Sofia klar, dass sie fliehen muss, wenn sie überleben will – doch das ist viel schwieriger als gedacht, denn sie kann niemandem trauen.
Mariette Lindstein verarbeitet in ihrem Debüt einen großen Teil ihrer eigenen Geschichte, denn sie war selbst 25 Jahre lang Mitglied bzw. Mitarbeiterin bei Scientology. Sie weiß daher nur zu gut, wie Sekten „funktionieren“ und wie schwer es ist, sich daraus wieder zu lösen. Vor allem letzteres beschreibt dieser Thriller sowohl spannend als auch authentisch.
Stil und Sprache
Sofia ist die alleinige Erzählerin dieser Geschichte und so bekommt man als Leser auch nur das mit, was sie selbst erlebt. So ist man ihr sehr nahe und folgt ihren Gedanken und Gefühlen sehr eng, fast als wenn man alles mit ihr zusammen erleben würde. Und doch ist es manchmal schwer zu verstehen, wie Sofia so blind sein kann und nicht merkt, wie schnell sie sich von Franz Oswald vereinnahmen lässt. Es dauert sehr lange, bis sie erkennt, was wirklich auf der Nebelinsel geschieht und dann ist es eigentlich schon zu spät. An manchen Stellen gerät die Handlung genau deswegen etwas ins Stocken, plätschert oft so dahin, ohne dass wirklich etwas passiert. Doch dann geht es irgendwann Schlag auf Schlag und man kann das Buch kaum noch aus der Hand legen. Es gibt jede Menge Wendungen, mit denen man nicht unbedingt rechnet und so bleibt das Ganze dann spannend bis zur letzten Seite.
Eine Besonderheit sind außerdem die in kursiver Schrift eingefügten Erzählungen aus der Vergangenheit der Insel und des Anwesens, auf dem ViaTerra sich befindet. Erst nach und nach erkennt man, von wem diese stammen und um was genau es sich handelt.
Figuren
Sofia steht im Mittelpunkt der Handlung und nur ganz zu Anfang noch etwas skeptisch, was Franz Oswald und ViaTerra angeht. Doch dann lässt sie sich einlullen von seiner Freundlichkeit und seinem Charisma, genießt die Privilegien, die ihr zugestanden werden. Ja, irgendwann genießt sie sogar die Macht, die ihre Stellung innerhalb der Sekte ihr verleiht. Doch im Kern weiß sie genau, dass es falsch ist, was auf der Insel geschieht und dass sie verhindern muss, dass es noch schlimmer wird – für sie selbst und für alle anderen, die dort leben.
Franz Oswald bleibt von Anfang bis Ende undurchsichtig, genau wie die Inhalte seiner „Lehre“, um die es zwar zu Beginn für die Sektenmitglieder noch geht, die aber schnell in den Hintergrund treten zugunsten von harter körperlicher Arbeit und willkürlichen Bestrafungen bei vermeintlichem Fehlverhalten. Oswald ist ein Tyrann durch und durch und zeigt das auch immer deutlicher. Seine Untergebenen leben in ständiger Angst vor seinen Launen und Gewaltausbrüchen. Er hat Freude an Demütigungen und Bestrafungen, die teilweise unmenschliche Züge annehmen. Ein Charakter, vor dem einem angst und bange werden kann.
Von den übrigen Sektenmitgliedern erfährt man nicht so sehr viel, sie sind fast schon Statisten und zeigen sich nur durch das, was Sofia von ihnen weiß und mitbekommt. Insgesamt eine gute Figurenzeichnung, die das Wesen einer Sekte gut darstellt.
Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch zeigt auf dem Cover eine junge Frau auf einem Steg, der vom aufgewühlten Meer umspült zu werden droht. Im Hintergrund ist im Nebel ein weißes Herrenhaus zu sehen. Eine sehr passende Aufmachung! Innen gibt es zwischen Prolog und Epilog insgesamt 52 nummerierte Kapitel und dazwischen immer wieder kursiv gedruckte Einschübe mit Auszügen aus der Geschichte vor ViaTerra.
Fazit
Mal eine etwas andere Art von Thriller, bei dem man zu Beginn meint, den Verlauf der Handlung schon zu kennen, der aber trotzdem fast durchgehend spannend ist.
Hinweise
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