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Kategorie: Horror

Ein unscheinbares Dorf,
ein Serienmörder
und ein lokales Schauermärchen

Im beschaulichen Leichdorf lebt ein Serienmörder, der seinen Opfern gern die Haut abzieht, um unter die Oberfläche zu schauen. Wie ein Süchtiger hat er seine Gewaltfantasien über die Jahre hinweg ausgelebt, wie ein Süchtiger schwört er, damit aufzuhören. Wie ein Süchtiger macht er weiter.
Lange Zeit bleibt er unbemerkt, aber als er eine Frau gefangen nimmt, anstatt sie zu töten, um mit ihr über Gott, das Leben, den Tod und die Schuld zu reden, erreicht der Horror die vermeintlich heile Welt des Dorfes. Auch Roland, seine Lebensgefährtin Sandra und ihr bester Freund Dwiggi geraten ins Visier des Mörders und müssen bald eingestehen, dass sie womöglich nicht stark genug sind, um einander zu beschützen …

 

Leichdorf  Autor: Wolfgang Rauh
Verlag: Golkonda Verlag
Erschienen: 31.03.2022
ISBN: 978-3-96509-057-6
Seitenzahl: 456 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Die Kurzbeschreibung auf der Buchrückseite ist bereites recht umfassend, sodass ich dieser nichts hinzufügen möchte, um der Geschichte nicht zu viel vorwegzunehmen. Dem Cover ist das Genre des Buches nicht zu entnehmen und so hatte ich zunächst mit einem Thriller gerechnet – was der Einstieg und auch ein großer Teil der Handlung unterstreichen. Doch mit fortschreitender Geschichte begegnet man immer wieder Phänomenen, die sich irgendwann nicht mehr wegerklären lassen. Es wird brutal, es wird grausam – und der Leser begreift, dass er sich mitten in einer Horrorgeschichte befindet. Einer überaus gelungenen Horrorgeschichte, die wahrlich nichts für Menschen mit empfindlichen Magen ist.


Stil und Sprache
Wie im Verlauf der Handlung immer wieder durchscheint, wird die Geschichte von einem allwissenden Erzähler wiedergegeben: „Absurderweise steckte es immer noch in der Innentasche der leichten Jacke, die er momentan trug, ohne dass es ihm bewusst wäre“ (Seite 16). Der Erzähler – und somit auch der Leser - weiß also mehr als die Figuren, aus deren Sicht er das Geschehen gerade wiedergibt, was durchaus zu spannenden Andeutungen führen kann. Dabei springt der Erzähler zu Beginn des Buches von einem Erzählstrang zum nächsten, wobei diese zunächst scheinbar nichts miteinander zu tun haben – bis sich nach und nach alles zusammenfügt und ein schauriges Ganzes ergibt. Dabei lernt man die verschiedenen Charaktere kennen – die einen mehr, die anderen weniger -, kommt ihnen nahe, fühlt mit ihnen.

Unterteilt ist die Geschichte in 13 recht lange Kapitel, die wiederum in zahlreiche kurze Abschnitte gegliedert sind, die die Perspektiv- bzw. Szenenwechsel deutlich machen. Die düstere, bedrohliche Atmosphäre ist durchgehend spürbar, lockt den Leser immer weiter hinein in dieses nach Außen hin so beschauliche Dorf.

Wolfgang Rauh versteht es vorzüglich, den Spannungsbogen durchgehend straff gespannt zu halten. Mit seinem bildreichen, eindringlichen Schreibstil packt er den Leser, zieht ihn in die Geschichte hinein und überrumpelt ihn mindestens genauso, wie die eine oder andere Figur. Zwischen all den Spannungsspitzen gibt es kurze Momente der Ruhe, in denen Leser und Figuren durchschnaufen und ersterer sicherlich auch mal Lachen kann: „Kinder waren schon toll, solange sie gut erzogen und keine dämlichen, sabbernden Halbaffen waren, bei denen man das Gefühl hatte, dass die Evolution klatschend rückwärts hüpfte.“ (Seite 97)


Figuren
Im Verlauf der Handlung kommen zahlreiche Figuren zu Wort, wovon gleich eine ganze Handvoll wichtige Positionen einnehmen. Insbesondere diesen gibt der Autor eine Geschichte und damit Konturen. Wolfgang Rauh stellt seine Charaktere authentisch dar, macht sie greifbar – und so hofft, bangt und leidet der Leser mit ihnen. Dabei ist es faszinierend, auch dem Serienmörder nicht nur über die Schulter, sondern regelrecht in den Kopf zu gucken, seine Gedanken – so wenig nachvollziehbar diese auch sein mögen – zu verfolgen.

Weil ihm die Fähigkeit zu lachen aber weitestgehend abhandengekommen war, blieb es bei einem kleinen, unbewussten Zucken der Mundwinkel – einem emotionalen Reflex, der auf halbem Weg zum Lächeln verhungerte und sich wieder verzog.“ (Seite 54/55)


Aufmachung des Buches
Das Buch ist als Hardcover im Golkonda-Verlag erschienen. Titel und Autorenname sind mit Spotlack veredelt, was auf dem ansonsten matten Cover sehr gut zur Geltung kommt. Leider nutzen sich die Buchkanten rundherum sehr schnell ab, sind angestoßen und weiß. Ein qualitativ hochwertiger Buchumschlag wäre wünschenswert gewesen. Die Bindung selbst und die Griffigkeit der Innenseiten sind hingegen tadellos.


Fazit
Was scheinbar als Thriller beginnt, endet als ausgemachter Horror-Roman. Spannend von der ersten bis zur letzten Seite – unbedingt eine Empfehlung wert!


4 5 Sterne


Hinweise
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