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Kategorie: Fantasy, Mystery, Vampire

»Tote Schüler sind auf Dauer schlecht für den Ruf. Inzwischen frage ich mich, ob meiner noch zu retten ist.«

Al MacBharrais ist gesegnet. Gesegnet mit einem ungewöhnlich schönen Schnurrbart, einem Sinn für kunstvoll gemixte Cocktails – vor allem aber mit einem einzigartigen magischen Talent. Er schreibt mit Geheimtinte kraftvolle Zaubersprüche. Und als ehrbarer Schotte setzt er alles daran, unsere Welt vor den schurkischen Knechten verschiedener Pantheons zu beschützen, im Besonderen vor Feenwesen, die alles andere als nett sind.

 

Tinte und Siegel 

Originaltitel: Ink & Sigil
Autor: Kevin Hearne
Übersetzer: Friedrich Mader
Verlag: Klett-Cotta
Erschienen: 20.02.2021
ISBN: 978-3-608-98203-9
Seitenzahl: 384 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Al MacBharrais sieht sich gleich zu Beginn des Buches einmal mehr der Tatsache gegenüber, dass sein aktueller Schüler tot ist. Womit er jedoch nicht gerechnet hat: Gordie steckte bis zum Hals in finsteren Machenschaften, die es nun aufzuklären gilt. Dabei gerät er zwischen die Fronten und muss nicht nur einmal um sein Leben bangen …

Kevin Hearne legt mit „Tinte & Siegel“ einen spannenden Auftaktband vor, der insbesondere durch seinen unvergleichlichen Humor aus der Masse hervorsticht.


Stil und Sprache
Tote Schüler sind auf Dauer schlecht für den Ruf. Inzwischen frage ich mich, ob meiner noch zu retten ist.“ Mit diesem Satz beginnt das Buch und gibt damit einen Einblick in den herrlichen Humor, der den Leser auf den kommenden knapp 400 Seiten erwartet. Erzählt wird überaus lebendig in 1. Person aus Sicht der Hauptfigur Al MacBharrais, der mit einer bildreichen Sprache aufwartet, sodass man die teils turbulenten Szenen farbenfroh vor dem inneren Auge mitverfolgen kann. Dabei wird das Erzähltempo in spannenden Szenen angezogen, was die Handlung spürbar vorantreibt. Al hat wahrlich ein Händchen dafür, sich in schwierige oder gar gefährliche Situationen zu manövrieren. Wie Nadia, seine rechte Hand, treffend sagt: „Die Scheiße, in die du reinlatscht, ist meistens entweder tief oder schräg oder beides“ (Seite 99). Eine ordentliche Portion Situationskomik gepaart mit derben Flüchen rundet das Ganze ab, kann aber leider nicht über den weitschweifigen und stellenweise auch langatmigen Rückblick hinwegtrösten, der den Leser völlig aus der aktuellen Handlung reißt. Da wäre ein Prequel in Form einer Bonus-Kurzgeschichte vielleicht die bessere Wahl gewesen. Zum Glück geht es nach diesem Ausflug in Als und Nadias Vergangenheit gewohnt tempo- und actionreich weiter, sodass man sich auf ein flammendes Finale dieses Auftaktbandes freuen darf.


Figuren
Al(oysius) MacBharrais, seines Zeichens Siegelagent, ist nicht nur ein waschechter Schotte, sondern die Hauptfigur dieses Werks. Mit viel Humor geleitet er den Leser durch die Geschichte und bringt diesen nicht nur zum Lachen, sondern auch sein Leben auf anschauliche Weise nahe: „Eigentlich glich mein Beruf als Siegelagent diesen Plastikbezügen auf öffentlichen Toiletten: eine dünne Schutzschicht zwischen einem Arschloch auf der einen Seite und einer Schüssel voll Scheiße auf der anderen“ (Seite 46). Dabei ist er durchaus eine Autoritätsperson, die sich durchzusetzen und in brenzligen Situationen zu behaupten weiß. Ihm stets zur Seite steht Nadia, die ihren ganz eigenen Stil in die Geschichte bringt: „Nadia war zurück in ihrer Goth-Metal-Kluft, das Haar stachelig und der Rest im Einklang mit diesem dornigen Thema“ (Seite 86).

Ein weiteres Highlight ist der Hobgolin Buck Foi, den man einfach erlebt haben muss. Darüber hinaus gibt es natürlich einen ganzen Schwung Schurken und einige richtige Bösewichte sowie hier und da helfende Hände, sodass eine gelungene Mischung entsteht.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist als Klappenbroschur im Klett-Cotta-Verlag erschienen. Da mir ein Vorabexemplar vorliegt, kann ich zur endgültigen Aufmachung und Qualität nichts sagen – zumindest dieses Exemplar weist nach dem Lesen zahlreiche Knicke im Buchrücken auf. Die Buchseiten selbst sind angenehm griffig. Das Cover weckt die Neugier des Betrachters und bekommt durch Spotlack auf dem Titelschriftzug und den Siegeln das gewisse Etwas.


Fazit
Ein solider Auftaktband, dem eine Straffung im Mittelteil zwar durchaus gutgetan hätte, dennoch lesenswert ist und immer wieder die Lachmuskeln lockert.


4 Sterne


Hinweise
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